Meinung zu einem Kopftuch als Christin?

20 Antworten

Ich finde es in Ordnung, wenn eine Frau wegen 1. Korinther 11,5-6 ein Kopftuch (besonders beim Gebet) tragen möchte.

Als Erklärung dieser Stelle mal die Bibelkommentare von John MacArthur und Dr. John F. Walvoord:

In der MacArthur-Studienbibel findet sich zu 1. Korinther 11,5-6:

"Frau ... betet oder weissagt. Paulus erteilt klare Anweisungen, dass Frauen bei den Zusammenkünften der Gemeinde nicht leiten oder reden dürfen (vgl. 14,34; 1Tim 2,12), aber sie dürfen vor Ungläubigen beten oder ihnen das Evangelium erklären oder auch Kinder und andere Frauen belehren (vgl. 1Tim 5,16; Tit 2,3.4). Wenn Frauen öffentlich beten oder das Wort Gottes verkünden, müssen sie sich dabei in angemessener Weise vom Mann unterscheiden. unbedecktem Haupt.

In der Kultur Korinths symbolisierte die Kopfbedeckung einer Frau, die öffentlich diente oder anbetete, ihre Unterordnung gegenüber ihrem Ehemann. Der Apostel legt hier kein absolutes Gesetz für Frauen fest, dass sie in allen Gemeinden zu allen Zeiten Kopftücher oder Schleier tragen sollten, sondern erklärt, dass die Symbole der von Gott verordneten Geschlechterrollen erkennbar respektiert werden sollen. Wie beim Götzenopferfleisch (Kap. 8; 9) birgt es an sich nichts Geistliches in sich, ob man eine Kopfbedeckung trägt oder nicht. Aber es war falsch, Rebellion gegen Gottes Ordnung auszudrücken.

schändet ihr Haupt. »Haupt« kann sich auf die Frau selbst beziehen, da es eine Schande für sie ist, wenn sie die anerkannten Symbole der Unterordnung ablehnt, oder es bezieht sich auf ihren Ehemann, auf den sie durch ihr Verhalten Schande bringt.

11,6 schändlich ... das Haar abschneiden ... zu lassen. Damals schnitten sich höchstens Prostituierte oder Feministinnen die Haare ab. Wenn eine Christin die Kopfbedeckung verweigerte, die in jener Kultur ihre Unterordnung ausdrückte, könnte sie sich genauso gut den Kopf kahlscheren lassen - die Schande wäre dieselbe."

Im Walvoord-Bibelkommentar steht zu 1. Korinther 11,5-6:

"Wenn es auch nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden kann, deuten doch viele Belege darauf hin, dass sowohl in der jüdischen (Mishnah, Ketuboth 7. 6; babylonischer Talmud, Ketuboth 72 a - b) als auch in der gräco-romanischen Kultur des 1. Jahrhunderts (Plutarch, Moralia 3.232 c; 4. 267 b; Apuleius, Der goldene Esel 11. 10) die Frau in der Öffentlichkeit ihr Haupt bedeckt tragen mußte. Die Art und Weise, wie diese Forderung erfüllt wurde (Ovid, Liebeskunst 3:135-65), war zwar sehr unterschiedlich, doch gewöhnlich scheint ein Teil des Übergewands wie eine Kapuze über den Kopf gezogen worden zu sein.

Es hat den Anschein, dass die korinthische Parole "alles ist erlaubt" auch in den Gemeinde Versammlungen dominierte. Offensichtlich hatten sich auch die Korintherinnen dieses Prinzip zu eigen gemacht und die sie als Frauen kennzeichnenden Kopfbedeckungen abgelegt. Wichtiger ist jedoch, dass sie offenbar auch gegen ihre untergeordnete Stellung innerhalb der Gemeinde (und vielleicht auch in der Gesellschaft) und damit gegen jedes kulturelle Symbol (z. B. die Kopfbedeckung), in dem sich diese Unterordnung äußerte, aufbegehrten. Nach Paulus ist die Ablegung der Kopfbedeckung jedoch nicht etwa ein Ausdruck der Befreiung, sondern eine Herabwürdigung ihrer selbst. Ebensogut könnten sie sich die Haare scheren - damals ein Zeichen der Schande (Aristophanes, Thesmophoriazysae 837) -, denn mit ihrem unbedeckten Kopf entehren sie sich selbst und ihr geistliches Oberhaupt, den Mann."

Kathi0907 
Fragesteller
 21.07.2020, 09:54

Danke das ist wirklich sehr gut erklärt👍🏻

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chrisbyrd  22.07.2020, 18:53
@Kathi0907

Vielen Dank für den "Stern", ganz liebe Grüße und Gottes Segen!

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Zu 1. Kor 11,2ff eine Bemerkung: es ist nicht möglich, diese Bibelstelle so auszulegen, dass wir zweifelsfrei erkennen können, was Paulus den Korinthern mitgeteilt hat.

Das liegt daran, dass Paulus auf Mitteilungen und Fragen der Korinther antwortet, die wir aber nicht kennen. Aus Paulus' Antwort können wir nicht sicher schliessen, wie die Situation in Korinth nun aussah und was Paulus gemeint hat. Wir wissen auch nicht, was Paulus nun exakt angeordnet hat.

Leider fällt es Männern schwer zuzugeben, dass sie schlicht nicht sicher wissen, was Paulus gemeint hat. Und es fällt ihnen schwer, Frauen nicht vorzuschreiben, wie sie sich zu kleiden haben. Also gibt es diverse von Männern erdachte Vorschriften, was Frauen im Gottesdienst mit ihren Haaren machen sollen.

Grundsätzlich gilt aber: nahezu alle Frauen der Bibel trugen Kopftuch, teilweise auch Schleier, wohl immer nach den Sitten ihrer Umwelt. In Korinth wurde das Kopftuch vermutlich nach römischen Sitten getragen, da Korinth, auch wenn es in Griechenland lag, eine römische Kolonie war, in der römische Sitten galten. So war es bei Kulthandlungen allgemein üblich, dass Frauen ihren Kopf bedeckten, Männer aber nicht - mit Ausnahme des Mannes, der der Kulthandlung vorstand.

Wenn heute eine Christin Kopftuch oder Schleier tragen will, dann soll sie es tun. Und wenn nicht, dann soll sie es lassen. Und wenn Männer ihr reinreden wollen, dann soll sie deren Maul mit einem Kopftuch stopfen. Es ist nicht Sache der Männer, wie Frauen sich beim Gottesdienst oder wo sonst kleiden.

In der Bibel gibt es keine Anweisung, Kopftuch zu tragen. Gerade Jesus selbst sagt dazu nichts (aber sehr wahrscheinlich trugen alle Frauen in seiner Umgebung einen Schleier, gerade bei den Frauen aus Galiläa dürfte das weit verbreitet gewesen sein). Wir haben also als Frauen die Freiheit, selbst zu entscheiden.

Zuletzt: ich trage als Christin (zeitweise) Kopftuch. Für mich ist es aber mehr ein Zeichen der Solidarität mit meinen muslimischen Schwestern, die mir als Christin wichtig ist. Ich stelle mich damit bewusst an ihre Seite und gehe mit ihnen. Wir leben in einer Gesellschaft, in der Muslimas wegen ihres Kopftuches angefeindet werden, also stelle ich mich zu ihnen.

Woher ich das weiß:Recherche

Ich hatte mich auch damit beschäftigt, und dachte, dass ich mindestens langen Haare als Schleier tragen sollte, weil ich mich daran halten wollte, was in der Bibel steht. Aber ich habe soviel Zeit für meine Haare gebraucht, um sie zu pflegen und hatte dann noch eine kleine Tochter, die damit spielen wollte, dazu standen mir die langen Haaren nicht. Jetzt habe ich wieder kurze Haare.

Ich denke auch, wenn das Kopftuch oder die langen Haaren tragen als äusserliches Zeichen der Unterwerfung gegenüber dem Mann ist, aber nicht ernst gemeint ist, dann wäre es nur Heuchelei!

So erscheint auch ihr äußerlich vor den Menschen als gerecht, inwendig aber seid ihr voller Heuchelei und Gesetzlosigkeit.

Matthäus 23:28 SCH2000

https://bible.com/bible/157/mat.23.28.SCH2000

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Die Bibel Übersetzung Hoffnung für alle ist nicht so genau. Im Vers 16 ist die Übersetzung sogar leider falsch!

Lies mal bitte den gesamten Abschnitt des 1. Korinther 11 Vers 1 bis 16 nach der Luther oder auch zum Beispiel der Elberfelder Übersetzung durch.

Paulus schreibt im Vers 16, dass wir die Sitte des Kopftuch tragens nicht haben und die Gemeinde Gottes auch nicht!

Woher ich das weiß:Recherche
SBV777  29.01.2021, 17:46

Danke!

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"Hallo, ich habe mich in letzter Zeit sehr stark mit der Bibel beschäftigt ..."

Das habe ich vor Jahrzehnten auch mal. Hat mir gezeigt, dass es mindestens so sinnvoll ist, Grimms Märchen zu lesen. Letztere fand ich jedoch interessanter und besser zu lesen.
Götter und in der Folge Religionen wurden von Menschen erfunden. Mich schüttelt es immer, wenn ich mitbekomme, wie sich - ansonsten geistig gesunde - Menschen davon in Zwänge oder Verhaltensmuster pressen lassen.