Meine Mutter hat ein Kind verloren?


22.08.2022, 22:49

Ich meinte mit "umgehen" ob ich sie darauf ansprechen soll oder nicht, da es mich eigentlich nichts angeht aber mich würde es trotzdem interessieren (ist vielleicht makaber?...).

13 Antworten

Meine auch.

Ich nehme die Info so hin, wie jede andere auch, die vor meiner Zeit gespielt hat. Es ist zunächst mal ihre Angelegenheit. Wenn sie darüber mit mir sprechen will, dann kann sie das tun. Wenn ich davon niemals Details erfahre, ist es für mich ebenso okay.

Nein, Du solltest sie nicht darauf ansprechen, falls sie darüber sprechen möchte wird sie es tun, ansonsten geht es Dich nichts an.

Als ich beinahe 11 Jahre alt war brachte meine Mutter ihren vierten Sohn zur Welt, er starb nach wenigen Stunden. Damals hat mich das sehr aufgewühlt und traurig gemacht, aber danach wurde in der Familie nie wieder darüber gesprochen. Gelegentlich, wenn ich in Erinnerungenherumkrame, denke ich darüber nach, was wohl aus ihm geworden wäre, er hätte dieser Tage seinen 62. Geburtstag gehabt. Aber das ist müßig, das Thema ist seit fast 62 Jahren abgeschlossen.

Viele Frauen erleiden eine Fehlgeburt. In den ersten 12 Wochen erleiden bis zu 30% der Frauen eine Fehlgeburt, das hängt auch von alter ab. Deine Mutter muß damit umzugehen können und kann sie vermutlich auch und nicht du.

Bedauerlicherweise entwickelt sich nicht jede Schwangerschaft, eine Fehlgeburt ist kein seltenes Ereignis und ihre Rate allein unter den festgestellten Schwangerschaften beträgt rund 15 % bis 20 % und etwa 30 % der Frauen sind in ihrem Leben von einer oder mehreren Fehlgeburten betroffen. 

Noch häufiger (etwa bei der Hälfte aller befruchteten Eizellen) passiert die Fehlgeburt vor der 5. SSW, wenn die Betroffene die Schwangerschaft (ohne frühe Tests) noch gar nicht bemerkt hat und den Abgang der Leibesfrucht für eine verspätete oder besonders starke Regelblutung hält.

Oft sind genetische Ursachen der Grund für eine Fehlgeburt; der Embryo wäre nicht lebensfähig gewesen. Der frühe Abort stellt daher sozusagen einen „Schutzmechanismus“ der Natur dar und ist ein natürlichen Vorgang.

Ich persönlich finde nicht, dass dies ein Ereignis ist, welches „totgeschwiegen“ werden sollte. Doch da reagiert jeder Mensch anders. Wenn sich mal eine Gelegenheit ergibt und das Thema auf Kinder, Schwangerschaft oder dergleichen kommt, kannst du deine Mutter darauf ansprechen. An ihrer Reaktion wirst du schon merken, ob sie darüber sprechen möchte oder eben nicht.

Alles Gute für dich!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin seit fast 40 Jahren Hebamme

Hat deine Mutter dir das erzählt? Ich würde sie gar nicht darauf ansprechen, wenn sie selbst nicht davon erzählt