Mein alternatives Schulsystem?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich kann deine Frustration teilweise verstehen... ich sehe trotzdem einige Dinge anders. Vielleicht ein bisschen zum Hintergrund: Es gibt verschiedene Charaktere von Schülern, kein System ist für alle gleichermaßen geeignet. Der eine lernt besonders gut, wenn ihm etwas erzählt wird (was er im Besten Fall interessant findet), der andere möchte sich lieber alles in Ruhe durchlesen.

Es gibt zudem verschiedene Ansätze der Didaktik (Methode des Wissens-Vermitteln), vom strikten Frontalunterricht (Lehrer trichtert Schülern ein, was sie wissen sollen/müssen) über geführtes aber selbstbestimmtes Lernen (z.B. Montessouri, Jena Plan...) bis zu völlig selbstbestimmten Lernen (Endogener Konstruktivismus). Bei letzterem soll es eine einladende Atmosphäre geben und Schüler sollen dadurch selbst motiviert werden. Ich bin kein Freund von Extremen, aber mich hat nach Diskussion mit einem Lehrer/Dozent an der Uni das Konzept des geführten selbstbestimmten Lernens überzeugt. Man kann sich aussuchen, was man z.B. vertiefen möchte und was man wann macht. Du bist nicht gezwungen Deutsch zu machen, wenn du gerade mehr für Mathe motiviert bist, etc... Außerdem kannst du dich in Wirtschaft spezialisieren, ein anderer der Deutsch lieber macht, kann sich das vertiefend anschauen. Lehrer helfen, wenn du mit dem Material alleine nicht zurecht kommst, Mitschüler können auch helfen. Trotzdem gibt es Regeln, dass du von allem was machst.

Erstmal finde ich sollte die Schule nicht verpflichtend sein und Kinder nach der Grundschule frei wählen können ob und wann sie zur Schule wollen.

Ich finde das zu früh. Ja, früher oder später braucht man Selbstdisziplin, aber du würdest einige Schüler "aufgeben", wenn du das zu früh voraussetzt. Die externe Disziplin kann - gerade im Jugendalter - helfen nicht aufzugeben.

Generell denke ich dass der Präsenzunterricht insgesamt nicht hilfreich ist um alle Themen zu lernen und manchmal ein bisschen Abstand und damit mehr Konzentration besser ist. Ich meine was erhofft man sich auch davon, eine Bande von 20 Kindern, welche keinerlei Interesse an dem Stoff haben, einfach in einem stickigen Raum zu packen und dann jedem einzelnen alles live zu erklären. Keiner möchte dort sitzen und auch die Lehrer sind ebenfalls meistens völlig überfordert und gestresst, womit ich zu meinem nächsten Punkt komme.

Mein Plädoyer wäre da: weniger Frontalunterricht, mehr selbstorganisiertes Lernen. Präsenz halte ich aber für wichtig. Nicht alle sind motiviert genug, alleine arbeiten zu können. Die Eigenmotivation der Schüler muss geweckt und gefördert werden. Am Schluss ist es trotzdem nicht für alle Schüler geeignet.

Ich würde ganz ehrlich mit den Kindern so von Klasse 5 bis 8 ungefähr, einfach den Frühling bis Sommer über in ein Zeltlager oder ähnliches fahren für 1 bis 2 Wochen. Da würde ich dann mit den Klassen Schnitzeljagden oder ähnliches veranstalten um ihre sozialen Kompetenzen zu stärken und Kinder mehr an die Natur zu bringen. Dies sind alles wichtige Faktoren in der Entwicklung und werden heute völlig vernachlässigt.

Wäre für mich Horror gewesen... Ich denke auch nicht, dass mich meine Klasse mehr akzeptiert hätte dadurch. Auch hier: Es gibt kein Patentrezept für alle. Ich bin dafür individuell Interessen zu fördern.

Jloo8890 
Fragesteller
 25.05.2023, 14:22

Schöne Antwort. Tolle Ideen, habe noch nie davon gehört.

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Von Experte mjutu bestätigt

Ich bezweifle dass wenn die Schüler selber entscheiden dürften, und sich das selber beibringen würden. Die meisten sind ja zu faul, für die Fernbedienung aufzustehen.

Jloo8890 
Fragesteller
 23.05.2023, 23:51

Leistung müsste man trotzdem bringen. Da ist Organisation und eigene Motivation gefragt. Wer das nicht hat leidet unter den Konsequenzen eh später.

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stufix2000  23.05.2023, 23:54
@Jloo8890

Das sieht doch der 16jährige Schulabbrecher nicht, der wird Influencer und Millionär, keine Frage (Ironie off!)

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Ehrengamler  23.05.2023, 23:54
@Jloo8890

Nach der Grundschule, hatt man doch garnicht. So eine tolle selbst Organisation und Motivation. Als Kind geht man halt lieber spielen, und macht sich nicht so viele Gedanken über die Zukunft. Das wird ein ja in der Schule beigebracht, zumindest versucht sie es.

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Jloo8890 
Fragesteller
 24.05.2023, 00:02
@Ehrengamler

Ja genau da scheitert es halt. Es gibt keine Bilanz. Man muss sich spielerisch ausleben aber auch lernen Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Einfach in dieses System reingesteckt zu werden und keinen Freiraum zu haben ist halt finde ich nicht die Lösung.

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Ehrengamler  24.05.2023, 00:10
@Jloo8890

Ja das stimmt. Das System ist halt alt, und lange nicht perfekt. Aber es funktioniert in ganz gut. Der großteil der Schüler eines Jahrgangs schließen die allgemeine Hochschulreife ab. Das wäre niemals so, wenn man auf sich selbst gestellt ist.

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Jloo8890 
Fragesteller
 24.05.2023, 00:28
@Ehrengamler

Später in der Oberstufe und auch im späten Leben ist man genauso auf sich selbst gestellt( Ich zumindest, weiß nicht ob andere da noch an die Hand genommen wurden) . Und das Abitur im Gymnasium zb zu erreichen wird von Jahrgang zu Jahrgang einfacher. Ich finde wenn man nicht unbedingt jeden zweiten Tag geschwänzt hat und auch im Abi sich etwas antrengt dann schafft jeder einen 3er Durchschnitt. Wie gut das Abi am Ende ist, ist eine andere Sache. Daher gibt es auch so viel Statistiken über die ganzen Abiturienten jedes Jahr.

Das heißt nicht das System selbst ist gut oder die Schüler.

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immerhin um einiges besser als das aktuelle schulsystem. das abschaffen des schulzwanges ist auf jeden fall ein wichtiger punkt!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – schule macht menschen kaputt und zu ahnungslosen robotern
Erstmal finde ich sollte die Schule nicht verpflichtend sein und Kinder nach der Grundschule frei wählen können ob und wann sie zur Schule wollen.

Klingt im ersten Augenblick nicht schlecht, aber es hat einen Haken. Unsere Wirtschaft setzt ein gewisses Maß an Bildung voraus, hast du dieses nicht ist es schwer bis unmöglich einen Job zu finden.

Den Stoff nachholen, kann man natürlich in der Tat, auch heute kann man als Erwachsener weitere Abschlüsse machen.

Generell denke ich dass der Präsenzunterricht insgesamt nicht hilfreich ist um alle Themen zu lernen und manchmal ein bisschen Abstand und damit mehr Konzentration besser ist. 

Die Frage ist halt wo, zu Hause ist zu viel Ablenkung, die Kids sollen nicht in die Schule, wohin dann?

Ich meine was erhofft man sich auch davon, eine Bande von 20 Kindern, welche keinerlei Interesse an dem Stoff haben

Allgemeinbildung.

Keiner möchte dort sitzen

Gibt Schüler die wollen das durchaus.

und auch mehr Motivation Dinge selbst zu schaffen. 

Da die Schule freiwillig ist, setzt es voraus, dass sie die Motivation haben zu kommen und dann zu bleiben.

Wie bringst du Kids Dinge bei die komplizierter sind, aber die man wissen sollte?

was will man mit Literatur später anfangen

Gute Frage, was wollen wäre, wenn Tolkien, Rowling, Stephen King und co. so gedacht hätten.

Harry Potter, Herr der Ringe und co. wären nie entstanden.

Das Schulsystem mag Veränderungen benötigen, diese sollten aber den Fokus eher darauf haben, die Talente der Kids zu fördern, ihnen ein gewisses Maß an Allgemeinbildung mitzugeben, aber auch auf deren Individualität einzugehen.

Jloo8890 
Fragesteller
 24.05.2023, 00:12

Sehe ich zu großen Teilen genauso, besonders den letzten Part von deinem Text.

Das mit der Motivation selbst zu kömmen würde ich ja grade dadurch verstärken, da die Schule deutlich sozialer und kreativer, individueller wird. Man kann sich mehr mit anderen in seinen Talenten ausleben und das sollte definitiv für mehr Motivation sorgen.

Die Kinder die sehr gerne in die Schule gehen oder gingen sind meistens gedrängt von Eltern, Mitmenschen usw. Dass Kinder dort tatsächlich bis zu 8 oder 9 Stunden am Tag sitzen wollen und zb über Literatur lernen ist für mich einfach unnatürlich und unlogisch.

Außerdem das Argument bezüglich der Literatur kann ich auch nicht betätigen. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Große Autoren von Romanen zb sind besonders durch ihre Kreativität und nicht durch ihr Wissen an Literatur bekannt geworden. Das kreative schreiben von Geschichten ist im Deutschunterricht ebenfalls nur ein minderwertiger Teil und wird nie groß gefördert( zumindest nach meiner Erfahrung).

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animeartemis  24.05.2023, 02:26
@Jloo8890
Große Autoren von Romanen zb sind besonders durch ihre Kreativität und nicht durch ihr Wissen an Literatur bekannt geworden.

Tolkien ist zwar kein Deutscher, aber hätte er nie studiert, hätte er sich nie der Sprache gewidmet, wäre Herr der Ringe, elbisch usw. nicht das was es ist, erst durch das Wissen was er erlangt hat, war er in der Lage das Werk zu schaffen.

Kreativität ist wichtig, keine Frage, aber jeder der kreativ ist, schaut sich auch andere Werke an, wie sind sie geschrieben, aufgebaut, warum sind sie so geschrieben usw.

Wenn du einen 10 jährigen nach einer Analyse zu Herr der Ringe, also dem Buch fragen würdest, glaubst du er kann dir das auf Abi Niveau geben? Nun nehmen wir ihm den Deutsch Unterricht weg bis zum Abi, meinst du er kann es dann auf Abi Niveau?

Es gibt Menschen die sind talentiert, aber Talent welches nicht gefördert wird, wird sich nicht weiter entwickeln.

Wie willst du also jemanden ohne das Wissen zu vermitteln, beim Texte schreiben auf Abi Niveau oder höher bringen?

Texte zu schreiben heißt auch diese zu lesen und zu verstehen, neue Wörter zu lernen, heißt sich mit ihnen zu beschäftigen.

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Es ist ein Privileg und eine Errungenschaft, dass alle zur Schule zu gehen dürfen und müssen.

Roboter aus lego oder ähnliches bauen und so näher mit Mechanik und physikalischen Gesetzen arbeiten

Dafür braucht es keine Schule. Lego kannst du auch im Kindergarten bauen.

Natürlich müsste der gesamte Lehrplan auch dahingehend noch angepasst werden.

Wünsch-dir-etwas? „Karen möchte lieber kochen und Kevin fotografieren „

Zb wäre bei mir Wirtschaft( Umgang mit Steuer und globale Finanzen zb)

dazu brauchst du Mathematik, PoWi und Geschichte als Grundlage.

ein Hauptfach und nicht zb Deutsch

Sprache ist die Grundlage, eine zweite unabdingbar. Wie willst du ohne Sprache Wissenschaft dokumentieren?

( was will man mit Literatur später anfangen??).

Lesen und verstehen, solltest du dein ganzes Leben.

Dazu käme noch Medizin, moderne Medien, IT.

wie willst du das schaffen, wenn du auf Legosteine baust?

Jloo8890 
Fragesteller
 23.05.2023, 23:59

Du brichst das sehr runter, zb das mit dem Lego war ein BEISPIEL, es geht darum, dass man kreativ dort völlig abgestumpft wird und nichts eigenes tut. Mit lego was bauen wäre mal wenigstens ein Anfang.

Außerdem ist es natürlich ein Privileg kostenlos gebildet zu werden. Aber die Bildung selbst finde ich mies zu großen Teilen und es geht da nicht nur um Bildung, die sozialen Komponenten in der Schule sind ebenfalls mist.

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stufix2000  24.05.2023, 00:07
@Jloo8890

Und durch Lego und andere „Projekte“ wird die soziale Kompetenz erweitert?

Kreativität ist ein weites Feld, darf aber nicht dazu führen, dass alles ignoriert wird, was mit Regeln und Disziplin zu tun hat.

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Jloo8890 
Fragesteller
 24.05.2023, 00:16
@stufix2000

Ein reiner Unterricht aus Regeln und Disziplin ist auch nicht besser. Etwas kreativer darf das schon sein. Heißt trotzdem nicht dass das eine dann total wegfällt.

Und natürlich fördert die Zusammenarbeit an einem gemeinsamen Projekt soziale Kompetenz. Mehr zumindest als still im Unterricht zu sitzen und nur reden zu dürfen wenn man auch aufzeigt und auch nur über das bestimmte Thema??

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