Martial,Epigramme?

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Vorsicht: Martial benutzt meistens fiktive Namen, denn er sagt selbst: "Parcere personis, dicere de vitiis"(über die Laster sprechen und die Personen schonen).

Inhalt des ersten Epigramms: Alles macht Atticus "hübsch"= ganz nett. Aber nichts macht er wirklich richtig gut. (=Nil bene) Er verzettelt sich total ("ardalio" = geschäftiger Narr), es wäre besser, er würde sich auf eine Sache konzentrieren und die richtig gut machen.

Zum zweiten Epigramm: Inhalt: Der Angesprochene macht viel Trara um das edle, teuere Parfüm, das er unter seinen Gästen verteilte, aber am wirklich Wichtigen bei einer Einladung zum Essen, nämlich dem Essen selbst, da spart er. Parfüm war in der Antike salbenartig, daher die Pointe: Wer nichts isst, aber gesalbt wird, muss wohl tot sein - denn man salbte die Toten (steht schon in der Bibel, die Frauen wollten den Leichnam salben).

Stilmittel: 1. Distichon: Kontrast zwischen Parfum und nichts zu essen: 1. Wort und letztes Wort des Distichons. 2. Sperrung "unguentum ... bonum" durch dazwischen geschobenes fateor: erhöht die Spannung: Wie war das Parfum? 3. mortuus videtur: scheint mir tot zu sein: Spannungsaufbau, indem die Pointe ganz am Ende kommt. Zunächst weiß man nicht, was Martial mit "res salsa" (= eine gesalzene, ironische, seltsame Sache") meint. 4. Kontrast zwischen bonum (das Parfum war gut) und nihil (es gab nichts zu essen) 5. Nihil scidisti = Übertreibung: Sicher gab's was zu essen, aber die abgeschnittenen Fleischscheiben waren halt sehr klein.

Merke: Stilmittel sind nicht immer nur Anapher, Alliteration, Chiasmus etc., sondern stecken auch in der Wortstellung und in der Wortwahl. Alles klar?

Ich vermute mal, damit könnte Tiberius Claudius Atticus Herodes († ca. 137), 133 ernannt zum Suffektkonsul, gemeint sein, der aber nicht mit dessen Sohn Lucius Vibullius Hipparchus Tiberius Claudius Atticus Herodes, genannt Herodes Atticus, verwechselt werden darf.

Den Inhalt würde ich so wiedergeben, dass Atticus viele schöne Sachen gemacht hat, aber nichts wirklich gut.

Eine solche Beschreibung könnte auch auf heutige Zeitgenossen bezogen werden, z.B. Dieter Bohlen. Der hat auch viele schöne Sachen gemacht, aber nichts davon hat wirklich Tiefe oder hohe Qualität. Auch ihn könnte man aus dem Aspekt der Qualität als geschäftigen Narren bezeichnen.