Lebenserwartung in Industrialisierung?

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Mit der Industrialisierung ist vermutlich die industrielle Revolution gemeint. Das durchschnittliche Lebensalter war nicht in allen Gegenden gleich und nicht für jeden Zeitraum gibt es überall zuverlässige Daten.

Dies gilt in noch deutlich stärkerem Ausmaß für die Zeit davor, die zum Vergleich interessant ist.

Jörg Baten/Norman Müller, Lebenserwartung. In: Enzyklopädie der Neuzeit: Im Auftr. des Kulturwissenschaftlichen Instituts (Essen) und in Verbindung mit den Fachwissenschaftlern herausgegeben von Friedrich Jaeger. Band 7: Konzert . Männlichkeit. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2008, Spalte 675 – 677

Spalte 675 - 676: „Als menschliche L.[ebenserwartung] bezeichnet man die Anzahl der bis zum Tod verbleibenden Lebensjahre, welche ein Individuum aus einer genau spezifizierten Bevölkerungsgruppe im Durchschnitt zu erwarten hat. Grundsätzlich lässt sie sich für jedes Alter ermitteln. Die am häufigsten verwendete altersspezifische Form ist die L.[ebenserwartung] bei der Geburt. Die Ermittlung basiert typischerweise auf ↗ Sterbetafeln: Auf Grundlage der zu einem bestimmten Zeitpunkt altersspezifischen Mortalitäts-Rate wird berechnet, wie viele Jahre die Angehörigen verschiedener Altersgruppen im Durchschnitt noch zu leben hätten bzw. im Durchschnitt leben würden, wenn sich die Sterbewahrscheinlichkeit nicht verändert.“

Spalte 676 – 677: „Da man für die Ermittlung der L.[ebenserwartung] auf relativ genaue Informationen hinsichtlich der altersspezifische Sterberate angewiesen ist, sind zuverlässige Berechnungen erst im Lauf der Frühen N[eu]z.[eit] verfügbar. Für die Zeit vorher kann man sich entweder auf Altersschätzung anhand von Knochenresten oder auf fragmentarische Beweisstücke wie ↗ Kirchenbücher verlassen. Die ältesten europ.[äischen] Daten von hoher Qualität liegen für England vor; 1540 bis 1800 betrug dort die L.[ebenserwartung] bei der Geburt 37 Jahre. In Frankreich lag sie in der zweiten Hälfte des 18. J[ahr[h.[underts] sogar noch niedriger. Die Ursache hierfür ist v.[or]a.[llem] in der hohen Säuglingssterblichkeit (↗ Kindersterblichkeit) zu sehen. Die L.[ebenserwartung] im Alter von 20 Jahren war deutlich höher .Nicht selten wurden Lebensalter bis zu 70 Jahre oder mehr erreicht […]. In der zweiten Hälfte des 19. J[ahr]h.[undert]s setzte ein deutlicher Aufwärtstrend ein. Die L.[ebenserwartung] der englischen Stadtbevölkerung war am Ende des 18. J[ahr]h.[undert]s deutlich geringer als die der Landbevölkerung, weil die Stadtbewohner aufgrund der hohen ↗ Bevölkerungsdichte und der sanitären Bedingungen dort anfälliger tödliche Infektionskrankheiten waren (↗ Stadthygiene).“

Bei Hans-Ulrich Kampke, Tabellen. In: Arthur E. Imhof (Hrsg.), Lebenserwartungen in Deutschland, Norwegen und Schweden im 19. und 20. Jahrhundert. Berlin : Akademie-Verlag, 1994, S. 411 sind für die Lebenserwartung (Perioden 1740 – 1985) in Deutschland angegeben:

1740 37,56 Jahre; 1750 36,05 Jahre; 1760 35,41 Jahre; 1770 38,14 Jahre; 1780 38,42 Jahre; 1790 36,20 Jahre; 1800 40,02 Jahre; 1810 39,02 Jahre; 1820 41,54 Jahre; 1830 39,64 Jahre 1840 41,09 Jahre; 1850 39,75 Jahre; 1855 37,21 Jahre; 1865 35,59 Jahre; 1875 38,37 Jahre; 1885 39,44 Jahre; 1895 42,38 Jahre; 1905 45,45 Jahre; 1915 40,25 Jahre; 1925 57,42 Jahre; 1935 61,50 Jahre; 1955 68,81 Jahre; 1965 70,43Jahre; 1975 71,34 Jahre; 1985 74,62 Jahre

Massimo Livi Bacci, Europa und seine Menschen : eine Bevölkerungsgeschichte. Aus dem Italienischen von Rita Seuß. München : Beck, 1999 (Europa bauen), S. 169 – 196 erörtert mögliche Faktoren.

S. 177 enthält eine Tabelle Zahlen zur Lebenserwartung bei Geburt.

Schweden: 1750 – 1759 37,3 Jahre; 1800 - 1900 36,5 Jahre; 1850 – 1859 43,3 Jahre; Durchschnitt 1871 – 1880 und 1881 -1890 48,5 Jahre; Durchschnitt 1891 – 1900 und 1901 -1910 54,0 Jahre; 1911 – 1915 57,9 Jahre

England: 1750 – 1759 36,9 Jahre; 1800 - 1900 37,3 Jahre; 1850 – 1859 40,0 Jahre; 1876 - 1880 43,3 Jahre; Durchschnitt 1891 – 1900 und 1901 -1910 48,2 Jahre; 1910 53,4 Jahre

Niederlande: 1816 – 1825 32,2 Jahre; Durchschnitt 1841 – 1850 und 1851 – 1860 36,8 Jahre; Durchschnitt 1871 – 1880 und 1881 -1890 41,7 Jahre; Durchschnitt 1891 – 1900 und 1901 -1910 49,9 Jahre; Durchschnitt 1900 – 1909 und 1901 – 1919 54,1 Jahre

Deutschland: Durchschnitt 1871 – 1880 und 1881 -1890 37,9 Jahre; Durchschnitt 1891 – 1900 und 1901 -1910 44,4 Jahre; 1910: 49,0 Jahre

Rußland (zum Teil nur Region Moskau 1745 – 1763 und 1851 - 1858) : 1750 – 1759 (24,2 Jahre); 1850 – 1859 (24,4 Jahre); 1880 27,7 Jahre; 1896 – 1897 32,4 Jahre Frankreich: 1750 – 1759 27,9 Jahre; 1800 – 1900 33,9 Jahre; 1850 – 1859 39,8 Jahre; 1880 42,1 Jahre; 1900 47,4 Jahre; 1910 50,5 Jahre

Italien (1750, 1800 und 1850 Durchschnittswerte für die Lombardei, Venetien und die Toskana): 1750 – 1759 (32 Jahre); 1800 – 1900 (30 Jahre); 1850 – 1859 (32 Jahre); 1880 35,4 Jahre; 1900 42,8 Jahre; 1901 47,0 Jahre

Spanien: 1800 – 1900 28,0 Jahre; 1850 – 1859 29,8 Jahre; 1880 31,0 Jahre; 1900 34,8 Jahre; 1910 43,3 Jahre


Albrecht  26.03.2012, 05:40

Teilweise hat schon vor Beginn der Industrialisierung ein Sinken der Säuglingssterblichkeit eingesetzt. In Ländern mit früh sinkender der Säuglingssterblichkeit trat etwa 1840 bis Ende des 19. Jahrhunderts eine Stagnation oder sogar wieder eine Zunahme auf.

Ein Bereich, der Auswirkungen haben konnte, war Kinderpflege und- erziehung.

Das Verschwunden der Pest war für die Lebenserwartung günstig.

Vom Medizinischen Fortschritt können Einflüsse ausgehen, hauptsächlich zu beachten ist die vom englischen Arzt Edward Jenner aufgrund einer Entdeckung vertretene Pockenschutzimpfung. Die Tuberkulose war im 19. Jahrhundert noch nicht gut zu bekämpfen..

Günstig war eine Steigerung der Ernährungsressourcen, vor allem durch eine steigende Produktivität in der Landwirtschaft aufgrund technischer Neuerungen. Es kam zu einer Abschwächung von Krisen mit Not und Versorgungsmangel, auch aufgrund besserer Organisation der Märkte. Eine allgemeine Verbesserung des Ernährungsniveaus stellte sich erst Ende des 19. Jahrhunderts ein.

Es gab in der Zeit der Industrialisierung auch zunächst ungünstige Einwirkungen durch schlechte Lebens- und Arbeitsbedingungen von Teilen der Bevölkerung, Verstädterung (Urbanisierung) unter schlechten hygienischen Verhältnissen (z. B. unsauberes Waser), hoher Bevölkerungsdichte, unzureichend Wohnverhältnissen, Umweltverschmutzungen. Die Lebenserwartung in nordenglischen Industriestädten lag spürbar unter dem allgemeinen Durchschnitt in England.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten auf die Lebenserwartung günstige Einflüsse zunehmend ein Übergewicht.

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leamoure 
Beitragsersteller
 04.04.2012, 14:59
@Albrecht

zufrieden? ;D echt danke, für deine hilfe, sie kam nur leider etwas zu spät für meinen vortrag! Die tabelle find ich gut, auch wenn's mir jetzt nichts mehr nützt. Hast du das alles aus einem buch abgeschrieben oder so?

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Nicht besonders Alt. Also 50 wens hoch kommt.

Das lag an denn Schlechten Lebensbedingungen also Qualitativ schlechtes Essen, Unterkünfte und die Arbeit war sehr schwer und die Hygiene war nicht gut.. König, Kaiser usw. wurden natürlich alt aber auch nicht besonders.

also da die bedingunge da sehr schlecht waren durch 12 stunden arbeitszeiten ..... ( weißt du sicher alles ) waren die Lebesbedingungen sehr niedrig ( viele Arbeits unfälle schlechte luf KEINE hygiene viele leute auf wenig platz bis zu 12 leute auf 5 m² keine oder wenig ärtzte ...) waren die lebensbedingungen nur bis zu 30 jahren hohe kindheitssterblichkeit !

das bedeutet aber nicht das man nur 30 wurde sondern der Durchchnitt ist 30 man wurde auch 60 oder älter wenn man es einma geschafft hatte nicht als kind zu sterben oder an einem arbeitsunfall etc. aber da so viele kinder staarben vrsaut das den schnitt verstehst du wenn du noch fragen hast melde dich ! ♥


Frindship  24.03.2012, 13:57

wenn dir das hilft zeichne mich doch als hilfreichste Antwort aus !

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Die Lebenserwartung stieg, trotz unmenschlicher Arbeitsbedingungen der Arbeiterklasse. Ein genaues ALter ist schwer zu sagen, wenn man es auf die gesamte Phase der Industrialisierung beziehen will. Da speilen viele Faktoren eine Rolle, die eine generelle Aussage nur insofern zulassen, dass es eben eine höhere Lebenserwartung gab. Gründe: Ernährungengpässe reduziert, geringe Sterberate bei Säuglingen, Medizininische Fortschritte, ...