Blickwechsel 26. Februar 2019
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LBGT Community/Genderfragen?

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Diese Frage wurde im Rahmen der Aktion „Blickwechsel“ direkt an den Nutzer PmMeYourCactus gestellt. Am Dienstag, den 26. Februar 2019, beantwortet PmMeYourCactus ab 15 Uhr für zwei Stunden live an ihn gerichtete Fragen der gutefrage Community rund um das Thema „Transgender“.

Weitere Informationen zum Blickwechsel findet Ihr unter: https://www.gutefrage.net/aktionen/blickwechsel-transgender/

Sowie auf der Sammelseite zur Aktion: https://www.gutefrage.net/aktionen/blickwechsel/

1 Antwort

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich habe kein persönliches Problem mit de LGBT Community, aber ich bin auch nicht scharf drauf mit ihr in Verbindung gebracht zu werden oder in einen Topf geschmissen zu werden.

Was genau meinst du denn mit der Genderdebatte? Das ist ja schon ein breites Thema, was auch immer wieder polarisiert.

RMDav 
Fragesteller
 27.02.2019, 12:45

Stimmt, ich hätte mich genauer ausdrücken sollen.^^

Ich meine z.B. das dritte Geschlecht 'divers' oder 'x'. Mir ist klar, dass es eigentlich für Intersexuelle gedacht ist und Transsexualität ne komplett andere Sache ist, ich habe aber auch schon oft gehört, dass sich Transgender 'irgendwo dazwischen' einordnen, zwar gegengeschlechtliche Hormone nehmen und sich teilweise operieren lassen, sich 'aber noicht kategorisieren' wollen wie sie sagen. Macht das überhaupt Sinn? Ich meine, es ist absolut logisch, dass sich jemand zum biologisch anderen Geschlecht zugehörig fühlt und das leben möchte, aber halbe Sachen mit dem ziel irgendwo dazwischen zu landen erscheinen mir...seltsam.

Aktuell scheint es den Trend zu geben, dass sich Lesben zu FtMs erklären, um Hormone zu bekommen und sich selbst als hetero bezeichnen zu können. Wie kann das sein? Ich dachte, man muss jahrelang zum Psychologen gehen. Sind die so gute Schauspieler oder sind die Ärzte so schlecht, dass sie es nicht durchschauen? Oder ist es den Ärzten vielleicht sogar bewusst?

Ähnliches Beispiel: ich habe von einer Reihe Veganern gehört, die ihr Leben auf verschiedene Arten umgekrempelt haben. Sie fingen mit Veganismus an, dann kamen Minimalismus und eine reihe anderer Dinge dazu und schließlich waren sie plötzlich transsexuell. (Nur zur Vollständigkeit: mir ist vollkommen egal, ob jemand vegan, minimalistisch oder sonstwas ist, bei den angesprochenen Personen war es überdeutlich, dass sie einfach nur immer wieder neue Dinge gesucht haben um Aufmerksamkeit zu bekommen. Ihr alter Lifestyle hat ihnen nicht mehr ausgereicht und sie haben krampfhaft nach Dingen gesucht, mit denen sie auffallen und provozieren können. Einzig und allein das ist der Punkt um den es mir geht.) Ich kenne 'echte' Transgender und solche 'Neumodischen' , die Unterschiede in ihrem Verhalten und die Reaktionen der Gesellschaft auf sie. Leider sind es die 'Neumodischen', die sich meiner Ansicht nach eher ins Rampenlicht stellen und so ein komplett falsches Licht auf 'echte Betroffene' werfen.

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PmMeYourCactus  27.02.2019, 14:30
@RMDav

Schwieriges Thema auf jeden Fall.

Bei den Menschen die sich mit keinem Geschlecht identifizieren oder mit irgendeinem nicht-binären muss man immer wirklich klar stellen, dass es sich lediglich um eine Geschlechtsidentität handelt, nicht um ein tatsächliches Geschlecht.

Ich kann gut verstehen, wenn Menschen sagen sie möchten sich keinem Geschlecht zuordnen müssen und irgendwelchen Rollen und Erwartungen entsprechen... Aber warum wird das Ganze so dermaßen groß aufgezogen? Nur deswegen muss man sich ja nicht extra eine eigene Gruppierung herbeizaubern... Ich finde es sowieso blöd sich ständig in irgendwelche Kisten zu stecken. Sollen die Leute doch leben wie Ihnen danach ist, dafür muss man sich doch nicht "Genderqueer" oder sonstiges nennen. Natürlich bekommen diese Menschen dennoch meinen vollsten Respekt, solange man niemandem schadet kann man ja tun und lassen was man mag - daher stören sie mich nicht. Ich möchte als transgender Person aber auch nicht mit Ihnen in einen Topf geworfen werden.

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Ich bin viel auf sozialen Plattformen unterwegs und diesen Trend den du beschreibst beobachte ich auch schon seit 1, 2 Jährchen (ich nenne diese Menschen liebevoll "Trans-Trender". Vermehrt sind es tatsächlich lesbische/bisexuelle Mädchen die vielleicht sowieso eher maskulin/boyish wirken. Meiner "Beobachtung" nach kommt dieser Trend vor allem im Alter von 13-17 auf, mitten in der Pubertät und eben auch: der Selbstfindung. Ich erinnere mich noch dran, wie es vor einigen Jahren absolut cool war bisexuell zu sein und sich einige Jugendliche (fälschlicherweise) damit gebrüstet haben. Zum einen zeugt das natürlich davon, dass Transsexualität jetzt wohl immer mehr akzeptiert wird, aber besorgniserregend finde ich es eben, wenn diese an Hormonbehandlungen etc kommen. Manche Wirkungen sind einfach nicht mehr umkehrbar, wenn der Trend dann vorbei ist, dann ist die Hölle los.

Normalerweise muss man vor der Hormontherapie immer durch eine gewisse Zeit Psychotherapie, besonders bei Minderjährigen wird eigentlich darauf geachtet, dass dies wirklich der richtige Weg ist.

Ich habe zum Glück oft mitbekommen dass die Leute, die es offensichtlich aufgrund des Trends machen, den Weg häufig überhaupt nicht beginnen, obwohl sie alle Chancen dazu hätten - einfach weil sie eben nicht den Leidensdruck verspüren, der existiert, wenn man wirklich trans ist.

Falls dieser Weg doch irgendwie eingeschlagen wird kann ich mir vorstellen, dass es unter anderem daran liegt, dass die Psychotherapeuten maßlos überfüllt sind und gar nicht wirklich Zeit haben sich individuell auf den jeweiligen Klienten zu fokussieren.

Am Ende des Tages steht es mir jedoch nicht zu darüber zur urteilen ob jemand wirklich transgender ist oder nicht.

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RMDav 
Fragesteller
 05.03.2019, 18:49
@PmMeYourCactus

Oh ja, das ist ein sehr schwieriges Thema.

Meine Rede. Jeder kann sich selbst meinetwegen bezeichnen wie er will und ich kann ebenfalls gut verstehen, dass sich manche Leute nicht in Rollenklischees oder Erwartungen stecken lassen möchten. Allerdings sind die Rollenbilder meiner Einschätzung nach heute so fließend, dass im Prinzip jeder seinen Vorstellungen nachgehen. Vor 100 Jahren war es für Frauen undenkbar Hosen oder kurze Haare zu tragen. Heute schert sich niemand darum. Langhaarfrisuren für Männer sind seit einigen Jahren modern und tief in der Metalszene verankert. Um nur die erstbesten Beispiele zu nennen die mir grade eingefallen sind. Meiner Meinung nach muss man wegen solchen Dingen kein Fass aufmachen und erst recht keine Gruppieung gründen und Aufmerksamkeit in den Medien suchen. So wie ich das sehe gäbe es keine bzw kaum Probleme, würde diese Gruppierung nicht extra Probleme suchen und lauthals schreien. Ich glaube dieses laute energische Auftreten sorgt eher für Unverständnis und Abwehrhaltung. Sonst würden sich viele Leute vermutlich nichtmal Gedanken machen sondern es einfach hinnehmen. Bin ich eigentlich der einzige, dem es merkwürdig vorkommt, dass sie sich erst keinem Geschlecht zuordnen wollen und sich dann ein neues bauen und sich diesem zuordnen? Mh. o_O

Das ist interessant, meiner Beobachtung nach tritt der Trend eher im Alter 30+ auf. In der Selbstfindungsphase sehe ich den Trend umso fataler, gerade wenn sie irgendwie an Hormone kommen und später unter den Folgen leiden. Ich finde es wunderbar für Trans-Jugendliche, dass sie schon früh Hilfe bekommen können, sodass sie 'die falsche Pubertät' nicht durchmachen müssen, aber wenn sich der Trend fortsetzt und später das Geschrei nach Wirkungsumkehr groß wird, könnte diese Hilfe im schlimmsten Fall eingeschränkt werden. Wegen Idioten, die jeden Trend mitmachen müssen. (Mir steht genauso wenig zu, über Transgender oder nicht zu urteilen und das nehme ich mir auch nicht heraus. Ich kann niemandem in den Kopf gucken, es wird von Person zu Person sehr unterschiedlich sein. Deswegen spreche ich klar getrennt nur von den 'Trans-Trendern' und Transgendern ohne irgendjemand direkt anzusprechen oder zu beurteilen. Würde ich es weiter einschränken oder differenzieren, wär der Text vermutlich unlesbar xD) Überfüllte/Überforderte Psychotherapeuten sind eine gute Erklärung, allerdings ist das dann auch ein bedenklicher Trend, denn gerade solche Ärzte sollten sich meiner Meinung nach ausreichend Zeit für ihre Patienten nehmen. Einige psychische Erkrankungen haben enormen Gesprächsbedarf, andere brauchen Anregungen und andauernde Übung um den Alltag gut mit ihrer Erkrankung zu meistern. Ob ein Hausarzt sich für jeden Patienten mit Schnupfen und Durchfall viel Zeit nimmt oder ein Psychotherapeut/Psychiater für eine möglicherweise suizidgefährdete Person sind zwei extrem verschiedene Paar Schuhe. Ein überlasteter Psychotherapeut sollte die überzähligen Patienten zu ihrem eigenen Wohl abweisen.

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