lästige Fliegen töten? Was sagt der Buddhismus und Hinduismus dazu?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Wie immer gilt meine Antwort nur für meine persönliche buddhistische Sicht.

Unsere Silas (zu denen "keine Lebenwesen töten" gehört), sind keine absoluten Gesetze sondern eher empfohlene Verhaltensregeln.

Die Reaktionen bei Konfrontationen sind deshalb auch abhängig von der Einsicht des Betroffenen.

  • Wenn jemand tatsächlich eine aufdringliche Fliege erschlägt, würde ich das nicht zu einem Drama hochstilisieren. Die betreffende Person erschlug sie ja nicht aus "Lust am töten".
  • Teilweise - wenn auch i. d. R. weniger bei Fliegen - kann man das Insekt auch verscheuchen.
  • Besser ist natürlich die bereits geäußerte Möglichkeit, das Insekt einzufangen und ins Freie zu bringen.
  • Ebenso geeignet ist der Vorschlag, Fliegengitter anzubringen.
  • Man könnte die "Störung" durch die Fliege auch als Gedulds- und Toleranzübung betrachten.
  • Für ernsthafte Nachfolger ist überhaupt keine derartige Entscheidung nötig - sie sind von ihrer inneren Einstellung überhaupt nicht mehr in der Lage, ein anderes Wesen vorsätzlich zu töten, höchstens noch aus Mitleid bei unheilbaren Verletzungen, um ihm Schmerzen zu ersparen.
  • Aus den Jatakas erfahren wir sogar, daß der Boddhisattva praktisch umgekehrt dazu sein Leben opferte, um eine Tigerin und ihre Jungen vor dem Verhungern zu bewahren.

Anstatt "zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen" sagen Buddhisten humorvoll "zwei Fliegen in einem Glas nach draußen bringen". Was witzig klingt & auch witzig ist, sollte allerdings in der Tat absoluter Ernst bleiben. Das ganze soll aber nicht wie eine unangenehme Auflage wirken, die man mit großem Wiederwillen macht, sondern aus tiefer Erkenntnis kommen. Diese Erkenntnis gründet auf bestimmten Fakten:

  • Du leidest nicht, wenn du eine Fliege tötest, da du dich nicht mit der Fliege identifizierst. Sei dir aber bewusst, dass du diese Fliege sein könntest. Wie würdest du dich fühlen? Vielleicht warst du in einem früheren Leben mal eine Fliege oder deine Mutter, dein Partner oder bester Freund war es.
  • Buddhismus bedeutet sein ganzes Streben auf Mitgefühl (Karuna) auszurichten. Mitgefühl zu kultivieren bedeutet mehr Respekt & Achtsamkeit gegenüber allen Lebewesen zu haben. Das ist ein Fakt, denn die meisten Menschen die Tiere schützen & retten, sind tendenziell in ihrem Mitgefühl stabiler. Also geht das retten der Fliege mit der geistigen Entwicklung automatisch einher & ist in diesem Aspekt weniger Gebot, wie kausale Entwicklung.
  • Das töten der Fliege wird deinem Karma schaden. Man könnte dann einwenden, dass ein Spaziergang unendlich viel negatives Karma erzeugen müsste, da man dabei etliche Insekten zerquetscht. Jedoch stimmt das nicht, denn Karma ist viel mehr von der guten Absicht einer Tat, wie von den guten Ergebnissen selber abhängig.
Woher ich das weiß:Hobby – aktiv praktizierender Buddhist & belesen

Buddhismus  28.12.2020, 17:08

Danke dir für dein "Kompliment" 😊!

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Ich kann nur für den Nichiren-Buddhismus sprechen: Der sagt GAR NICHTS dazu! ...will heißen: Du sollst tun und lassen, was Du verantworten kannst.

Viele gehen davon aus, dass man Fliegen nicht töten sollte - Ich gehe davon aus, dass v.a. Stubenfliegen Träger von ansteckenden, potenziell krankheitserregenden Keimen sind.

ICH erschlage sie, wenn sie mich nerven - Immer mal wieder kriege ich deshalb Ärger mit meinen Buddhi-Geschwistern - Das stecke ich aber locker weg;)

Hmmm, kenne ich auch...

Aber, was heißt "lästig" ? Wenn du durch den Wald gehst, und einer Wildschwein-Bache mit Jungtieren "lästig" bist, darf sie dich auch töten ? Ich meine, ohne, dass sich dann irgendwann nachher "darüber erregt" ?

Sorry für das krasse Beispiel !

Ich weiß, dass gerade Fliegen im Haus nicht nur lästig sein können, sondern auch überaus unhygienisch. Aber, da würde ich es zuerst mit Vorsorge versuchen. Wir haben überall Fliegengitter an den Fenstern...

Andere "lästige" Insekten, wie Wespen, lassen sich fangen und zurück ins Freie bringen. Bei Fliegen ist das tatsächlich ein ein Problem, wenn sie in Massen kommen...

DOCH, "Mitgefühl" bringt da schon einiges, vor allem an der Einstellung ( "lästig" wird anders gesehen ). Und, dann kann man eben auch etwas "Mühe" in kauf nehmen, um das Problem nicht aufkommen zu lassen ( siehe oben )...

Stell dir vor, du würdest Jugendliche lästig finden, die sich ständig auf deinem Grundstück "rumtreiben" ( das Problem haben wir hier ). Würdest du die auch töten wollen ? Warum nicht ? Weil es Menschen sind, keine Fliegen ?

Ich weiß, das ist jetzt ein wenig "übertrieben". Es soll aber nur den "Blickwinkel" oder deine "Perspektive" ( ein klein wenig ) verrücken...

Es gibt kein "Verbot", Fliegen zu töten ( oder irgend ein anderes Wesen ). "Mitgefühl" oder "Gewaltlosigkeit" ist nur eine Haltung ( des Geistes und des Herzens ), die man üben kann und sollte...

Ich würde an deiner Stelle Fliegengitter anschaffen, und so versuchen, die Fliegen draußen zu halten...........

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit 45 Jahren praktizierender Buddhist ( Theravada )...