Kritikpunkte am Pantheismus?

8 Antworten

Die Folgerung "Somit ist hier kein persönlicher oder personifizierter Gott vorhanden" ist logisch nicht nachzuvollziehen: Wenn Gott in der Ganzheit des Universums verborgen liegt und aus seinem Bewusstsein und schöpferischen Wirken die Lebewesen hervorgehen, dann folgt doch daraus, dass auch in Gott selber etwas Wesenhaftes, Wesensgleiches enthalten ist.

Der Satz "Das Göttliche wird im Aufbau und in der Struktur des Universums gesehen, es existiert in allen Dingen und beseelt alle Dinge der Welt bzw. ist mit der Welt identisch" stimmt inhaltlich von der Aussage her nicht mit dem vorherigen Satz überein, der von einer Identität von Gott und Natur ausgeht: Auf einmal wird in diesem zweiten Satz eingeschränkt auf Aufbau und Struktur. Das sind aber nur Teilaspekte, die die Ganzheit der Natur und des Universums nicht umfassen.

Etwas, was in allen Dingen existiert und sie beseelt, ist damit noch nicht mit den Dingen identisch. Identität in diesem Zusammenhang ist weitergehender. Dennoch besagt sie nicht, dass damit alles automatisch göttlich ist. Auch meine Haare z.B. sind ein Teil von mir. Trotzdem kann ich sie abschneiden und wegschmeißen.

Auch behauptet der Pantheismus gar nicht die Ununterscheidbarkeit von göttlichem und naturgesetzlichem Wirken: Die Naturgesetze sind praktisch die Automatik. Damit braucht sich der göttliche Geist nicht dauernd zu beschäftigen. Variationen bei den Naturgesetzen und Messwerten unter gleichen Bedingungen (auch bei Naturkonstanten) werden von der Wissenschaft aber gerne unter den Teppich gekehrt, da sie ihr Selbstverständnis in Frage stellen.

Der Text von Wikipedia ist oberflächlich und widersprüchlich. Er trägt nicht zum Verständnis des Pantheismus bei, sondern lässt ihn verworren und mißverständlich erscheinen. Wer ihn so beschrieben hat, zeigt damit, dass er vom Pantheismus keine richtige Ahnung hat.

Was sind eurer Meinung nach Argumente, die diesen Standpunkt widerlegen?

Objektiv gibt es keine, genauso wie man weder Theismus noch Atheismus "beweisen" kann.

Aus Sicht der monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum, Islam) muss der Pantheismus als eine Spielart des Atheismus selbstverständlich abgelehnt werden, denn ohne einen Gott als Person wären die drei erwähnten Religionen schlichtweg hinfällig.

„Der Pantheismus setzt den Theismus, als ihm vorhergegangen, voraus; denn nur sofern man von einem Gott ausgeht, also ihn schon vorweg hat und mit ihm vertraut ist, kann man zuletzt dahinkommen, ihn mit der Welt zu identifizieren, eigentlich um ihn auf eine anständige Weise zu beseitigen. Man ist nämlich nicht unbefangen von der Welt, als dem zu Erklärenden, ausgegangen, sondern von Gott als dem Gegebenen; nachdem man aber bald mit diesem nicht mehr wusste wohin, da hat die Welt seine Rolle übernehmen sollen. Dies ist der Ursprung des Pantheismus. Denn von vorne herein und unbefangenerweise diese Welt für einen Gott anzusehen, wird Keinem einfallen. 

Gegen den Pantheismus ist hauptsächlich Dieses einzuwenden, dass er nichts besagt. Die Welt Gott nennen, heißt nicht sie erklären, sondern nur die Sprache mit einem überflüssigen Synonym des Wortes Welt bereichern. Ob man sagt "die Welt ist Gott" oder "die Welt ist die Welt" läuft auf Eins hinaus. Zwar wenn man dabei vom Gott, als wäre er das Gegebene und zu Erklärende ausgeht, also sagt: "Gott ist die Welt"; da gibt es gewissermaßen eine Erklärung, sofern es doch  ignotum  auf  notius  [Unbekanntes auf Bekanntes] zurückführt; doch ist es nur eine Worterklärung. Allein wenn man von dem wirklich Gegebenen, also der Welt ausgeht, und nun sagt: "die Welt ist Gott", da liegt am Tage, dass damit nichts gesagt, oder wenigstens  ignotum per ignotius [Unbekanntes durch noch Unbekannteres]   erklärt ist.“

-Arthur Schopenhauer

Was sind eurer Meinung nach Argumente, die diesen Standpunkt widerlegen?

Insbesondere der hier: "Das Göttliche wird im Aufbau und in der Struktur des Universums gesehen, es existiert in allen Dingen und beseelt alle Dinge der Welt bzw. ist mit der Welt identisch."

Wenn alles Gott ist, dann ist alles gleich, es gibt keinen Unterschied zwischen Gott und Nichtgott, denn Nichtgott existiert nicht. Wenn dann alles Gott ist, dann gibt es auch kein noch höheres Wesen. Da kann man dann gleich beim Atheismus bleiben, der enthält dann wenigstens noch mehr Logik.

Ist nichts weiter als ein kreativer theistischer Ansatz, mit Rationalität hat diese philosophische Weltanschauung aber nur sehr wenig zu tun, ist meiner Meinung nach also eher nicht vertretbar.