Konnte man im Dritten Reich den Kriegsdienst verweigern?

9 Antworten

Mein Vater ist tatsächlich vor Ende des Krieges untergetaucht, er wurde von seinem Arbeitgeber versteckt. Aber für die Masse war das nicht möglich. Seine älteren Brüder wurden eingezogen. Einer konnte sich an der Brücke von Arnheim absetzen. Jedenfalls haben sie sich nicht an Kriegsverbrechen beteiligen müssen. Und das, obwohl auch von der Wehrmacht Kriegsverbrechen begangen wurden.

Es gab auch im zweiten Weltkrieg Täter, Mitläufer und Gegner des NS-Regimes. Wobei sich die Rollen auch teilweise wandelten. Stauffenberg war zunächst eher Täter als Mitläufer, später hat er sich gegen Hitler gestellt.

Den Kriegsdienst konnte man nicht verweigern, die aus religiösen Gründen pazifistischen Zeugen Jehovas wurden in den KZ umgebracht.

Der "Rechtsbegriff" Wehrkraftzersetzung (und Feindbegünstigung) war in NS-Deutschland eine Art "Gummiparagraph", um jegliches unliebiges Verhalten verurteilen zu können, das man nicht schon anderweitig bequem rechtlich verortet hatte. Dazu zählte auch die Verweigerung des Wehrdienstes, der als solcher so (in aller Regel) erzwungen war. Eine andere Sache ist die Beteiligung an konkreten Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die Teilnahme an den Einsatzgruppen(in der Regel spezielle Polizei-und SS-Bataillone), den Totenkopfverbänden bzw.den SS-Truppen und dem sonstigen Lagerpersonal, welche die KZs respektive Vernichtungslager bewachten und dabei den Holocaust und andere Verbrechen gegen die Menschlichkeit ausführten, war in aller Regel freiwillig (jetzt mal von Ausnahmen wie "verpflichteten Insassen" (wie bei der "internen Lagerpolizei" oder Spitzeln unter den Gefangenen) abgesehen.

Woher ich das weiß:Hobby – Parteimitglied und großes Interesse an jeglicher Politik
Spunk2001  11.07.2022, 07:42

Auch die Beteiligung an den Kriegsverbrechen der Wehrmacht könnte in der Regel mit der Begründung persönlichen Unwohlseins abgelehnt werden.

0

https://de.wikipedia.org/wiki/Kriegsdienstverweigerung_in_Deutschland#:~:text=Regionale%20und%20befristete%20Ausnahmen%20gab,auch%20mit%20der%20Todesstrafe%20geahndet.

Grundsätzlich ja, aber mit den bekannten Tatsachen sein Leben verlieren zu können ,oder sowieso in einer Strafkompanie zwangsweise zu landen wo das Überleben auch nur reine Glücksache gewesen ist.

Von Experte Udavu bestätigt

Nein, den Kriegsdienst konnten sie nicht verweigern, allerdings ist das nicht gleichzusetzen mit der Aufforderung eines Vorgesetzten sich an einem Massenmord zu beteiligen. Jeder der dort mitmachte tat dieses freiwillig, weil er seine Kameradschaft in der Truppe und die Zugehörigkeit zur NS-Gemeinschaft nicht verlieren wollte!

Das sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe!!!

Es gab eigentlich drei Kategorien in Deutschland während der Shoa, nämlich Täter, Opfer und Zuschauer, jeder von ihnen war in den Geschehnissen verstrickt, blieben aber klar voneinander getrennt.

Jeder der Täter spielte für die Formulierung und Durchführung der antijüdischen Maßnahmen eine spezifische Rolle. Meist verstanden die Beteiligten ihre Aufgabe von selbst, schrieben sie ihren jeweiligen Stellungen und Pflichten zu. Ihr Tun war unpersönlich. Sie waren "ermächtigt" oder "angewiesen", ihre Mission auszuführen. Zudem war kein Einzelner, keine Behörde alleine für die Vernichtung der Juden verantwortlich, es gab auch keinen Sonderhaushalt für das Projekt. Die Arbeit verzweigte sich auf eine breitverteilte Bürokratie und jeder konnte sich einreden, nur ein Rädchen im immensen Getriebe gewesen zu sein.

Daher bezeichneten sich Beamte, uniformierte Wachmänner und Schreiber im nachhinein nie als Täter. Allerdings wussten sie, das die Teilnahme an der Vernichtung freiwillig war und das jeder, der in den Maßnahmen eintrat, unauslöschliche Taten beging.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Geschichte Schwerpunkt Deutsches Reich / Nationalsozialismus
Spunk2001  11.07.2022, 07:57

Wobei das "Zuschauen" (in der Regel) einem (wenn auch anders gearteten ) Mitmachen gleichkam.

1

Du sagst es , "Kriegsdienst". Den echten, also wenn ein Staat in einem ernsten Krieg ist, konnte man noch nue verweigern. Wenn es in Deutschland wieder dazu käme, würden die Gesetze geändert oder außer Krsft gesetzt werden und dann hätte auch hier jeder zu dienen, der körperlich dazu in der Lage ist. Ich heiße das nicht gut. Aber man sollte sich nicht vormachen oder vormachen lassen, dass wir im Ernstfall, oder wenn die Politik mal wieder abdreht, freier wären als die Generationen vor uns. Und wie gut das funktioniert, Menschen in eine befürwortende Stimmung zu versetzen, zeigt das Kreigsgeschrei im Interesse der Ukraine zur Genüge. Von unbedingter Befriedung liest man auch hier nicht. Es heißt stets, arme Ukraine, böser Putin. Aber Partei zu ergreifen, schafft keinen Frieden.

Stressika  11.07.2022, 07:25

und gehst Du auch noch auf den Zusammenhang zwischen Kriegsdienstpflicht und Beteiligung am Massenmord ein?

1
DerRoll  11.07.2022, 07:43
@Stressika

Welchen? Den nicht existenten? Was versuchst du hier zu beschreiben?

1
Stressika  11.07.2022, 07:45
@DerRoll

Das Thema war WK II, Drittes Reich, Frage nicht gelesen?

1
folifax  11.07.2022, 08:03
@Stressika

Dazu gibt es wohl weniger einen Grund, da du Dinge in einen Topf wirfst, die nicht zusammenhängen. Kriegsdienst im 2.WK war Dienst an der Waffe bei der Wehrmacht zu dem man gezwunge wurde und nicht eigene Entscheidungen, wie bei der SS oder im Beamtentum tätig zu werden.

1
Stressika  11.07.2022, 08:13
@folifax

Stimmt, der freiwillige Kriegsdienst bei der Waffen-SS entspringt meiner blühenden Fantasie, ebenso die Beteiligung der Wehrmacht an zahlreichen Kriegsverbrechen und Massenmorden!^^ ...und, schlüsseln wir den Tenor des Fragestellers kurz auf, denn er lautete im Kern: "Konnte man im 2 WK als Soldat kämpfen ohne sich an den Kriegsverbrechen (Massenmorden) zu beteiligen wenn es befohlen wurde?" Meine Antwort: "Ja, man konnte!"

1
folifax  11.07.2022, 08:33
@Stressika

Keine Ahnung, was das jetzt beweisen soll. Im Gegenteil. Der verpflichtende Kriegsdienst bei der Wehrmacht, den man nicht verweigern konnte, zu dem alle halbwegs fitten Männer eingezogen wurden, fand nicht bei der SS oder der Waffen-SS statt. Und die Tatsache, dass jemand bei der Wehrmacht gewesen ist quasi mit der Beteiligug am Massenmord gleichzusetzen ist dermaßen unterirdisch und selbstgerecht unqualifiziert, dass ich mich beherrschen muss. Mein Großvater hat als verheirateter Vater dreier Kinder in Russland als einziger aus seiner Einheit überlebt, nachdem er den Dienst als Scharfschütze abgelehnt hatte für den befördert und aufrationiert worden wäre. Aber es stimmt schon, er hätte verweigern und das Risiko eingehen können für die Verweigerung erschossen zu werden. - Ein Großteil aller, die in der Wehrmacht dienen mussten, sind in vergleichbaren Situationen gewesen. Wenn die nun alle potentielle Massenmörder gewesen sein wollen, kann ich dich beruhigen. Ein großer Teil von denen ist niemals zurückgekehrt.

1
Stressika  11.07.2022, 09:00
@folifax

Deine Antworten zeigen deine Schwierigkeit Sätze zu lesen und dann einen Zusammenhang herzustellen, kein Problem dem ich mich weiter widmen möchte. Die Verbindung zwischen deinem Großvater als Scharfschütze im regulären Einsatz an der Front und der Beteiligung an Massenmorden erkennst vermutlich nur Du. Ein letzter Versuch: Der Kriegsdienst und dazu zählt auch der Kampf als Soldat im Ostfeldzug, der beinhaltet, das feindliche Soldaten erschossen werden, fällt nicht in die Kategorie "Beteiligung an Kriegsverbrechen und/oder Massenmord", auch nicht wenn der Angriff im Grunde ein Angriffskrieg war. Wir sprechen von Morden der Wehrmacht oder der SS an Zivilisten, Frauen und Kindern, den seinerzeit so verhassten Juden und anderen Untermenschen. Das waren Kriegsverbrechen! ...und um jetzt NOCHMAL auf die eigentliche Frage zurückzukommen: "Hatte ein Soldat oder von mir aus auch Schreiberling die Möglichkeit, diese Verbrechen zu verweigern, ohne dabei um sein eigenes Leben fürchten zu müssen?" Auch diesmal lautet meine Antwort auf diese, unsere Frage: "Ja, hatte er! Die Teilnahme an diesen Verbrechen waren freiwillig!"

PS: Ich frage mich natürlich auch ob Du die Frage gerne falsch verstehen möchtest?!

1