Können Autisten Angst vor der Meinung anderer haben?

10 Antworten

Das ist durchaus möglich. Es gibt solche und solche Autisten.

Ich lege beispielsweise schon relativ viel Wert auf das, was andere von mir denken. Natürlich kann dies auch an meiner Sozialphobie liegen, aber trotzdem. Ich wollte es erwähnt haben. Zum Beispiel brauche ich nicht selten ziemlich lange, bis ich mich angezogen habe, weil ich vorher zehn verschiedene Outfits anziehe, sie im Spiegel betrachte und bei jedem etwas finde, bei dem ich denke "Nein, das sieht doof aus, weil X und Y und dann schauen mich die Leute komisch an ..."

Wenn jeder Autist sich nicht um die Meinung anderer scheren würde, würde es sowas wie Masking - im Zusammenhang mit Autismus - auch gar nicht geben. (Zur Erklärung: Masking, im Zusammenhang mit Autismus, bedeutet, seine autistischen Verhaltensweisen zu verstecken oder sie sich ganz abzugewöhnen, um neurotypisch(er) zu erscheinen. Dies ist mit extrem starker, emotionaler Belastung verbunden und kann schwerwiegende Folgen haben, welche manchmal erst Jahre oder gar Jahrzehnte später auftreten können.)

Viele Autisten denken, wenn sie sich nicht maskieren (Masking betreiben), könnten sie andere enttäuschen und in gewisser Weise ist das auch eine Art Selbstschutz, da Autisten noch immer oft falsch verstanden und falsch behandelt werden.

Auch ich habe Angst davor, Leute zu enttäuschen. Mal mehr, mal weniger, aber trotzdem.

Wie so oft sind (wir) Autisten unterschiedlich.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽

Hallo LeaaB244!

Genau diese Angst hat mir eine Asperger-Autistin geschildert.

Ihr großes Problem war, sich nicht so geben zu können, wie sie dachte, dass andere es von ihr erwarten. Damals war ihr allerdings noch keine Diagnose gestellt worden.

LG

gufrastella

Autismus ist ein riesiges Spektrum mit verschiedenen Ausmaßen, jede:r Autist:in ist anders.

Die allerwenigsten haben gar keine Sozialkompetenz, den meisten ist wohl die Meinung anderer auch wichtig. Oft allerdings auf eine ganz andere Weise.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin selbst Asperger Autistin

Man sagt immer: "Wenn du einen Autisten kennst, kennst du eben auch nur einen Autisten."

Genauso wie neurotypische Menschen (also Menschen ohne Autismus), sind auch autistische Menschen allesamt anders. Die Symptomatik ist grundverschieden, genauso wie die Ausprägung dieser.

Man kann es auch so sagen: Man ist nicht Autist, sondern man hat Autismus.

Autismus ist ja letztendlich eine Entwicklungsstörung. Sie gehört zum diesem Menschen dazu, aber definiert ihn nicht. Jede Persönlichkeit, jede kognitive und emotionale Leistungsfähigkeit und jedes Umfeld bilden das Fundament, auf welchem ein Mensch entsteht. Und daher sind sowohl Autisten, als auch "normale" Menschen grundverschieden.

Daher: Ja, natürlich können Autisten das grundsätzlich. Obwohl man hier eher Betroffene vom Asperger-Syndrom meint. Es gibt Asperger, denen ihre Umgebung recht gleichgültig ist, die sich eben nur mit sich selbst beschäftigen. Auf der anderen Seite gibt es eben auch diejenigen, welche ihrer Umgebung gegenüber aufmerksam sind und keineswegs so in sich gekehrt, wie man das von einem Autisten stereotypisch annimmt.

Gerade beim Asperger-Syndrom besteht zudem die Problematik, dass es häufig nicht erkannt wird und die Betroffenen als seltsam wahrgenommen und mitunter auch gemobbt werden. Gerade, wenn dann die entsprechende Klarheit einer Diagnose fehlt, kann es beim Asperger-Syndrom schnell zu Folgekrankheiten kommen. Und so entsteht durch ständige Ablehnung durch das Umfeld und durch das eigene soziale Unverständnis auch mal eine soziale Phobie (welche übrigens auch eine der häufigsten Fehldiagnosen beim Asperger-Syndrom ist).

Ja, das geht.

Es ist nicht bei allen so, aber manchmal kommt das vor.