Kind ist unkontrollierbar - was kann ich tun?
Ich weiß, die Frage klingt komisch, aber mir fiel kein besserer Satz ein. Sorry. Heute hab ich fast nen Herzinfarkt bekommen und nun kann ich nicht mehr. Mein kleiner Neffe (3) ist heut fast vors Auto gelaufen, weil er das tut was er immer tut. Er ist fast jeden Tag draußen, manchmal den ganzen Nachmittag aufm Spielplatz. Doch jedes mal wenn wir wieder heim gehen oder er wieder rein kommen soll, tickt er aus. Genauso nach jeder Autofahrt. Wenns nach ihm ginge, dann sollten wir am besten ganz draußen bleiben. Lässt man ihn auch nur 2 Minuten alleine, haut er ab. Fängt man ihn dann wieder ein, dann haut er um sich, kratzt, schlägt u tritt, achtet gar nicht mehr auf die Umwelt und rennt voll ends auf die Straße. Manchmal auch einfach so. Ganz egal ob da Autos fahren. Für gewöhnlich bin ich ja für learning by doing. Aber ich kann ihn ja schlecht erst mal anfahren lassen, damit er begreift, das es nicht richtig ist auf die Straße zu rennen. Die Mutter von ihm lächelt einfach nur und sagt "ja der hört gar nicht". Ich hab schon alles ausprobiert. Bestechung, das er was süßes bekommt wenn er kommt, einfach weggehen, damit er sieht ich mein das ernst, anschreien, schimpfen, erklären warum er das nicht machen darf, ihn sobald er wieder anfing zu bocken in dem Sinne, erklärt wenn er nicht aufhört das wir sofort gehen und das dann auch gemacht. Aber nix hilft. Er hat mir mal so eine mit nem Stock gescheuert das ich ihm am liebsten eine Ohrfeige verpasst hätte. Mal abgesehen davon das es in der Menschenmenge nicht geht, würd ich das auch nie tun, bin ja selbst ein Prügelkind gewesen. Aber wie kann ich ihn dazu bringen, das er mal darauf hört, wenn man sagt es geht jetzt rein ohne das er seine Anfälle bekommt? Bitte liebe Mütter, wie kann ich das handhaben?
4 Antworten
in diesem fall würde eine maßregelung auch nix bringen...
sicher das er geund ist und nicht iwie psychisch nicht auf dem rechten wege ist?
setzt er sich oft durch? dann ist das eine erklärung für sein verhalten.. selbst wenn er noch so schreit und haut, er bekommt kein recht und nicht das was er will.. erst wenn er ruhig ist wird er belohnt... seine 5 min werden konsiquent ignoriert
lies dir mal da konzept von Triple P durch... vllt hilft das ja.. vorallem aber muss die mutter mal nen a..tritt bekommen.. die hat ich zu kümmern und dem kind grenzen aufzusetzen
ändetr sich nix, sollte hilfe vom profi gesucht werden.. sonst müssen hinterher noch fremde drunter leiden
Hallo,
Ich bin zwar momentan kein Elternteil, aber ein 14 Jahre älterer Bruder, und
Die Mutter von ihm lächelt einfach nur und sagt "ja der hört gar nicht"
ich glaube, da liegt die Wurzel des Problems. Konfliktscheue. Und das zur völlig falschen Zeit an der völlig falschen Stelle. Ich teile zwar Alessias Bild vom Affen absolut nicht, stimme aber zu, dass Kinder klare Linien brauchen. Und zwar von den Eltern, da führt kein Weg dran vorbei – als Außenstehender kann man ein Kind zwar beeinflussen, sofern man mit ihm zu tun hat, aber sie kriegen den Unterschied zwischen den Situationen (mit Dir vs. bei den Eltern) gerne spitz und laufen zu hause dann möglicherweise ganz anders auf.
Kritisch ist die Zeit momentan, weil genau in dem Alter eine Umstellung stattfindet, die ich mal scherzhaft "psychopathe Phase" betitelt habe: Die Säuglingszeit ist vorbei, das Kind kann schon viel viel mehr, als nur SChreien, essen, verdauen und schlafen, sein Bedürfnishorrizont geht auch weit über Nahrung, Wärme etc. hinaus. Und während früher alle Bedürfnisse möglichst schnell möglichst umfassend und bedingungslos erfüllt wurden, geht das jetzt einfach nicht mehr (also: die Grundbedürfnisse schon, aber alles andere hat seine Zeiten und Grenzen). Das Kind kann von sich aus noch nicht zwischen Grund- und anderen Bedrüfnissen unterscheiden, es bekommt nur mit, wenn ein Bedürfnis nicht erfüllt wird und reagiert nach den Maßstäben dessen, was es kennt, normal: Es fühlt sich bedroht und macht lautstark darauf aufmerksam, ohne schon konkret sagen zu können, was los ist. Rücksicht auf andere wird noch nicht genommen, weil man erst lernen muss, dass andere überhaupt zu berücksichtigen sind.
Kurz: Das Kind muss zur Zeit lernen:
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was Mama (Papa, Onkel, Tante, Oma, Opa) sagt, wird gemacht (Autorität);
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auch wenn wir jetzt nicht machen, was Du willst, haben wir Dich trotzdem lieb (Beziehungssicherheit);
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Hunger, Durst und Kälte kann man eine Weile überleben; dennoch ist es wichtiger, als alles andere (Gewichtung der Bedürfnisse).
Müssen ihm primär die Eltern beibringen, weil sie nunmal das Grundsystem bilden, in dem sich das Kind bewegt. Das geht nun auf verschiedene Weise. Meine Mutter hat mir und meiner Schwester immer erklärt, warum was nicht ging, wenn es nicht ging, und Alternativangebote gemacht. Andere Möglichkeiten sind:
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vorher schon nachvollziehbare Zeitgrenzen setzen (z.B.: "Wenn die Sonne da und da steht, gehen wir nach hause" – dann wird das Kind vom Ende der Tätigkeit weniger Überrascht und erhält die Möglichkeit, sich darauf vorzubereiten);
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vor der Neuansage Aufmerksamkeit darauf lenken, was das Kind davon hat, wenn es der neuen Ansage folgt (Essen, Baden, Kuscheln, zu hause spielen);
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Ausbocken lassen, in irgendeinem ruhigen Bereich, in dem ihm nichts passieren kann (hat bei mir immer geholfen; das Kind kann seinen Frust abreagieren, feststellen, dass nichts schlimmes passiert ist, und wieder in einen friedlichen Zustand zurück kehren);
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körperliche Angriffe konsequent unterbinden (den Stock wegnehmen und (demonstrativ) über dem Knie zerbrechen, den Arm festhalten (nur fest halten, ggf. stehen bleiben, er soll ja nicht gebrochen werden), im Kopf langsam bis 5 zählen, bevor man ihn wieder los lässt (die Dauer gibt der Aktion das nötige Gewicht)...bei Tritten gibt es meines Wissens leider keine nicht-offensiven Gegenmaßnahmen außer Ausweichen); hinterher bei Gelegenheit erklären, warum man so gehandelt hat (man setzt seine Interessen nunmal nicht mit Gewalt durch, solange man nicht vorher angegriffen wurde; ist in dem Alter nich nicht selbstverständlich, muss ggf. vermittelt werden)
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Bei Sicherheitsanweisungen den Sinn dahinter erklären, und zwar sowohl detailiert (Kinder kriegen es mit, wenn man sie oberflächlich abspeist), als auch nachvollziehbar (Radfahren mit meiner Schwester war für mich mal ein Albtraum, bis ich ihr in aller Freundlichkeit auseinandergesetzt habe, dass sie sofort zu machen hat, was ich ansage, weil ich die Verkehrssituation nunmal besser überblicke);
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im Belohnen genau so Konsequent sein, wie im Bestrafen – wobei man nichtmal unbedingt mit tatsächlichen Strafen arbeiten muss - eine wegen Ungehorsam ausgefallene Belohnung wird auch als Strafe empfunden.
Wenn Kinder nicht auf intelligentem Wege zuhören wollen/können, dann muss man ein Gang runterschalten. Nicht in der Erziehung, sondern in der Evolutionen. Affen z.B: lernen was sie dürfen und was nicht, in dem man ihnen klare Grenzen zeigt. In dem Fall, würde ich empfehlen in erst mal ein paar Tage gar nicht rauszulassen, vollkommen unabhängig davon ob und wie viele Hysterie Anfälle er bekommt. Nach einigen Tagen, geht man mit ihm vor die Tür, händchenhaltend. Versucht er sich los zu reissen geht man zurück ins Haus für einen weiteren Tag. Das wiederholt man bis das Kind gelernt hat das es nicht raus darf wenn es sich nicht an bestimmte Regeln hält. So kann man auch auf anderen Gebieten verfahren. Man muss nur eine starke Hand und eiserne Nerven zeigen. Kinder sind, solange sie Kinder sind, meistens eine Plage.
Sucht euch mal Rat und Unterstützung vor Ort, am besten bei einer Erziehungsberatungsstelle. (z.B. von der Caritas)
Geht der Junge in den Kindergarten?
Booah!
Diese Antwort ist so gut, dass wenigstens ich nichts mehr dazufügen könnte und möchte!
D.H.
Norbert