Karnivore Pflanzen = Tiere?

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Fleischfressende Pflanzen, auch bekannt als Karnivoren, sind faszinierende Organismen, die sich von Insekten und anderen kleinen Beutetieren ernähren, sogar kleine Wirbeltiere wie Frösche sind manchmal dabei um ihre Nährstoffbedürfnisse zu decken. Obwohl sie Pflanzen sind, zeigen sie einige bemerkenswerte ähnliche Merkmale und Anpassungen im Vergleich zu Tieren:

Ernährungsverhalten: Fleischfressende Pflanzen haben die Fähigkeit entwickelt, ihre Nährstoffe aus tierischer Beute zu gewinnen, im Gegensatz zu den meisten anderen Pflanzen, die durch Photosynthese Energie gewinnen. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zu nicht-fleischfressenden Pflanzen, die in der Regel Kohlenhydrate aus Sonnenlicht produzieren. Karnivoren unter den Pflanzen leben meist auf sehr Nährstoffarmen Böden, wahrscheinlich haben die deshalb diese Strategien entwickelt.

Fangvorrichtungen: Karnivoren haben spezialisierte Fangmechanismen entwickelt, um ihre Beute zu fangen. Zum Beispiel nutzen Venusfliegenfallen ein klappbares Blatt mit empfindlichen Haaren, während Schlauchpflanzen trichterförmige Strukturen mit klebrigen Substanzen haben, um Insekten einzufangen.

Verdauung: Ähnlich wie Tiere produzieren fleischfressende Pflanzen Enzyme, die bei der Verdauung ihrer Beute helfen. Nachdem sie ihre Beute gefangen haben, setzen sie diese Enzyme frei, um die organischen Materialien abzubauen und die Nährstoffe aufzunehmen.

Anpassungen an nährstoffarme Umgebungen: Fleischfressende Pflanzen gedeihen oft in Umgebungen mit nährstoffarmen Böden, in denen sie nicht genügend Nährstoffe durch ihre Wurzeln aufnehmen können. Ihre Fähigkeit, tierische Beute zu fangen und zu verdauen, ermöglicht es ihnen, die fehlenden Nährstoffe zu erhalten.

Reizbarkeit: Einige fleischfressende Pflanzen zeigen Reizbarkeit, ähnlich wie bei Tieren. Die Venusfliegenfalle reagiert beispielsweise auf mechanische Reize, um ihre Fangblätter zu schließen und Beute zu fangen.

Evolutionäre Konvergenz: Fleischfressende Pflanzen haben sich unabhängig voneinander entwickelt und können in verschiedenen Teilen der Welt gefunden werden. Diese Konvergenz bedeutet, dass sie in ihrer Anpassung an eine karnivore Lebensweise einige ähnliche Merkmale mit Tieren entwickelt haben.

Obwohl es einige bemerkenswerte Ähnlichkeiten zwischen fleischfressenden Pflanzen und Tieren gibt, ist es wichtig zu beachten, dass sie immer noch Pflanzen sind und grundlegende Unterschiede in ihrer Biologie und Evolution haben. Sie haben keine Nervensysteme oder ein Bewusstsein wie Tiere, und ihre Ernährungsweise ist eine spezialisierte Anpassung an ihre Umgebung, die sich unabhängig von der Tierwelt entwickelt hat.

Besondere Strategien gibt es dazu auch noch:

https://mfe.webhop.me/umwelt-natur/fallen-erfolgreich-zu-toiletten-umfunktioniert/

Auch Tiere haben mitunter nahezu unglaubliche Eigenschaften und Fähigkeiten:

https://mfe.webhop.me/forschung-wissenschaft/wissenschaft/baertierchen-fast-unzerstoerbar/

mfe

Woher ich das weiß:Recherche
FabianWyci 
Fragesteller
 25.07.2023, 19:10

Danke für die Antwort. Gut zu wissen :). LG!

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Bild zum Beitrag

Sie sind Pflanzen, aber sie haben halt wegen Nährstoffmangel etwas besonderes sich "ausgedacht".

An vielen Orten mit kargen Böden, wie etwa in Moore oder Heiden, leiden Pflanzen an permanentem Nährstoffmangel. Um sich trotzdem durchzuschlagen, entwickelten einige von ihnen eine neue Überlebensstrategie: Teile der Pflanze wandelten sich in Fallen um, mit denen Insekten erbeutet werden können. Einmal in der Falle, werden die Körper der Tiere mithilfe spezieller Verdauungssäfte zersetzt. Die so gewonnenen Nährstoffe ergänzen die karge Kost.

Siehe auch den ganzen Link:

https://www.planet-wissen.de/natur/pflanzen/sinne_der_pflanzen/pflanzen-fleischfresser-100.html

 - (Tiere, Pflanzen, Garten)
FabianWyci 
Fragesteller
 25.07.2023, 18:39

Ja genau, das oder so ähnlich habe ich das auch gelesen. Das es keine Tiere sind, habe ich mir auch schon fast gedacht, habe den Gedanken trotzdem ganz interessant gefunden. Danke für die nette Antwort und liebe Grüße :)!

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Fleischfressende Pflanzen (Carnivoren) sind keine Tiere und sie "fressen" streng genommen auch nicht. Tiere sind heterotrophe Lebewesen, sie müssen fressen, um zu überleben. Mit ihrer Nahrung nehmen sie die organischen energiereichen Verbindungen - Fette, Zucker und Proteine - auf, die sie in ihrem Stoffwechsel zur Energiegewinnung verbrennen. Carnivoren sind, wie (fast) alle Pflanzen, autotrophe Organismen, die nicht fressen müssen, weil sie ihren "Brennstoff" zur Energiegewinnung in der Photosynthese selbst herstellen.

Pflanzen müssen für die Aufrechterhaltung ihres Stoffwechsels verschiedene Nährstoffe aufnehmen. Die wichtigsten davon sind Stickstoff, Phosphor und Kalium, darüber hinaus aber auch Eisen, Magnesium, Schwefel und Calcium und weitere. Pflanzen nehmen diese Nährstoffe hauptsächlich über die Wurzeln aus dem Boden auf. Wer Topfpflanzen hat, gibt ihnen die Nährstoffe durch regelmäßige Düngergaben.

Fleischfressende Pflanzen wachsen auf extrem nährstoffarmen Böden, z. B. auf sauren Moorböden oder in tropischen Regenwaldböden. Sie mussten sich etwas anderes einfallen lassen, um an ihre Nährstoffe, hauptsächlich an Stickstoff zu kommen. Darum haben sie Mechanismen entwickelt, um Tiere (meist Insekten und andere kleine Wirbellose) zu fangen und zu verdauen. Was carnivore Pflanzen fangen und "fressen", ist also eigentlich keine Nahrung, sondern Dünger.

Wir können zwischen echten carnivoren Pflanzen und sog. Praecarnivoren unterscheiden. Praecarnivoren wie die Kobralilie (Darlingtonia californica) können zwar Insekten fangen, aber nicht selbst verdauen. Sie sind darauf angewiesen, dass Bakterien die gefangenen Insekten zersetzen und mineralisieren, d. h. die organischen Stickstoffverbindungen in für die Pflanze verwertbare Verbindungen umwandeln. Echte Carnivoren können ihre gefangene Beute durch Verdauungsenzyme hingegen selbst verdauen. Einige Carnivoren wachsen auch bei uns, etwa der Rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia).

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Nein... auch nicht "im entferntesten" ;)

Es sind Pflanzen, bei denen sich in der Evolution ein interessanter Weg entwickelt hat, unter extrem nährstoffarmen Bedingungen, an Stickstoff zu gelangen.

Mehr ist es aber auch nicht...

Witzig finde ich dabei, daß auch Karnivore Insekten zum Bestäuben ihrer Blüten brauchen. Darum bilden sie im Vergleich auch recht hohe Blütenstände... Damit sie ihre Bestäuber nicht aus Versehen fressen :D

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Studium und arbeite als Molekularbiologe.
FabianWyci 
Fragesteller
 25.07.2023, 18:40

Das wusste ich auch noch nicht. Interessanter Fakt, danke :)!

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Hallo

Für ein Tier braucht es mehr, zB zentrales Nervensystem. Selbst Pilze, die nicht mal die Photosynthese praktizieren und sich an Aas nähren können, sind nicht mal Tiere

Wenn auch denen ähnlicher, als den Pflanzen

Nicht mal Bakterien zählen als Tiere. Wobei ich dies wiederum anders sehe

LG

FabianWyci 
Fragesteller
 25.07.2023, 18:22

Danke für die Antwort. Dazu muss ich sagen, dass ich mir das schon fast gedacht habe. Aber denn Gedanken trotzdem ganz interessant finde.

LG zurück :)!

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Andreas1317  25.07.2023, 18:30

"Tiere" wurden als mehrzellige Organismen definiert.

Wobei Definitionen halt menschgemacht sind und versuchen die Natur in (sinnvolle) Kategorien zu pressen...

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Satiharu  25.07.2023, 18:33
@Andreas1317

Pflanzen sind bestimmt auch mehrzellig, ja?

Beim zweiten Satz, geb ich dir gerne Recht

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Andreas1317  25.07.2023, 22:37
@Satiharu

Mehrzelligkeit ist nur eines, aber nicht das einzige Merkmal das "Tiere" definiert. Ich habe das darauf bezogen, warum Bakterien laut Definition keine Tiere sein können.

Pilze und Pflanzen können bzw die meisten sind mehrzellig. Wobei es da ein bisschen schwammig wird, mit der Abgrenzung. ZB bestimmte Algen machen Photosynthese, sind Einzeller,... da ist nicht so ganz klar wo die einzuordnen sind.

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