Kannte man damals keine Empathie?

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Hallo, googlehupf! (drollige Idee!)

Ja, das beobachte ich auch; sehr oft werden in diversen Filmen die Boshaftigkeiten der damaligen Menschen recht drastisch dargestellt. Aber insgesamt völlig zu unrecht: Denn tatsächlich war die seelische Wesensart jener Menschen von tiefinniger warmer Herzlichkeit und Empathie geprägt. Während wir modernen Menschen überwiegend - eigentlich nahezu ausschließlich - vom kalten emotionsarmen Verstandesdenken beherrscht werden, so war es im Mittelalter die fühlende Seele, die überwiegend das Denken und Urteilen bestimmt hat. 

Sofern es sich um authentische und auf solidem Wissen gründende Mittelalter-Filme handelt, tritt immer ein ganz typisches Element zutage: Die tiefe und intensive Gläubigkeit der Menschen. Vom einfachen Bauern bis hinauf zu den mächtigen Fürsten, Königen und Kaisern waren die Gemüter erfüllt vom Geist ihrer Religion, und ihnen allen war die Existenz von Göttern, Engeln, Naturgeistern und Dämonen eine selbstverständliche Tatsache. Daher war die höchste Autorität die jeweilige religiöse Institution, und was immer auch z.B. in der westlichen Welt der Pfarrer von der Kanzel predigte oder der Papst durch seine Bischöfe verkündete, war, weil es der göttlichen Inspiration des Heiligen Geistes entsprach, unumstößlich wahr, gerecht und weise. - Heute heißt die all-weise und unfehlbare Institution Naturwissenschaft, der jeder Mensch seinen "Glauben" schenkt.

Von daher wird es Dir sicher verständlich, dass in der mittelalterlichen Zeit unmöglich ein Atmosphäre der Abgestumpftheit, Gemütskälte und Herzlosigkeit bestanden haben kann; das gerade Gegenteil war der Fall! - Freilich, grausame Menschen gab und gibt es immer und wird es immer geben. Aber jede seelisch-geistige Entwicklungsepoche ist schwerpunktmäßig auf jeweils ganz bestimmte Wesensbereiche der Menschen gerichtet, und im Mittelalter war es eben das Element des Gemütes und des fühlenden Herzens, und eben dieses ließ sie in besonders hohem Maße empfindsam und mitfühlend sein nicht nur anderen Menschen, sondern überhaupt allen Lebewesen und der gesamten Schöpfung gegenüber. -

Lieben Gruß von

Geheymrath

  

Ich bin überzeugt davon, dass diese Lust am Leid noch immer in den meisten Menschen steckt. Wir haben nur andere Gesetze um das miteinander zu erleichtern...Wie viele Menschen filmen und starren an Umfallorten? Wie viele wären sogar wieder für die Todesstrafe? Ich glaube nicht, dass sich etwas daran geändert hat, nur der Schwerpunkt hat sich vielleicht etwas verändert. Heute darf so nur noch über die schlimmsten Straftaten gesprochen werden, früher war es eben schon bei Ehebruch oder Diebstahl angemessen.

Tragosso  16.04.2016, 16:06

*Unfallorten

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Hallo googlehupf2,

zunächst ist zu bedenken, dass gegenüber dem dreckig gekleideten Pöbels ein Grund für die Bestrafung bekannt gemacht wurde und das Strafmaß durch eine entsprechende Gesetzgebung als gerechtfertigt betrachte und/oder von einem religiösen Oberhaupt abgesegnet wurde und somit – nach damaligem Verständnis – auch von z.B. göttlicher Seite seine Zustimmung gefunden haben mag ...

In der weiteren Betrachtungsweise können die meisten Menschen die Wut verstehen, die z.B. dann entsteht, wenn man beklaut werden würde, wenn man betrogen werden würde, wenn man brutal überfallen werden
würde, wenn dem eigenen Kind Schaden zugefügt werden würde, wenn man vergewaltigt werden würde ... usw. ... und das Mittel  "Auge um Auge, Zahn um Zahn" oft nicht ausreicht oder zweckmäßig erscheint, um die Wut zähmen und/oder den erlittenen Schmerz zu heilen ...

Wenn also das getroffene Urteil als gerechtfertigt erscheint, dann basiert dieses Gerechtigkeitsempfinden auf eine nachvollziehbare Empfindung einer geschädigten Person und dem damit einhergehenden Verlangen nach einer Bestrafung. Ob das Urteil zu Recht oder zu Unrecht gesprochen wurde, steht dabei außen vor ...

Alex313  17.04.2016, 13:20

P.S.

Die Empathie ist in diesem Fall auf die geschädigte Person ausgerichtet und durch die Anteilnahme an der Veranstaltung bekundet der Pöbel sein Mitgefühl für die Wut und das Verlangen nach Bestrafung, in der Annahme einer bewiesenen Schuld ...

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Für diese Menschen hatten sie es nicht. Das war so normal, wie heute in den Zoo zu gehen. Unmoralisch, heute eben wegen den Tieren, aber vielen macht es Spaß. Und die Menschen die da gefoltert wurden, waren ja nichts wert z.B. Christen Ketzer, auf die hatten die einen Hass wie die Nazis auf die Juden. Und wenn einer ein Verbrecher ist, geht die Zivilisation schnell verloren. Denk an die Strafen die für Kinderschänder gefordert werden. So etwas wie Mitgefühl gibt es eigentlich nicht oder ist zumindest sehr heuchlerisch, denn je nach Umfeld lässt es sich ganz leicht ausschalten.

@Steffile

Es dürfte selbst dem letzten Hinterwäldler nicht entgangen sein, dass sich der ISIS offiziell als "religiös" intendiert bezeichnet.

Hass ist wie auch Liebe eine zutiefst empathische Empfindung; beide sind dem Gegenstand ihres Interesses leidenschaftlich zugewandt. Empathielos und jeglicher innerseelischen Regung abhold hingegen ist das entgegengesetzte Befinden der völlig gefühllosen Gleichgültigkeit, die totale Ignorierung des Gegenübers.

Dass bei einer - vorausgesetzt allgemein erwünschten - öffentlichen Hinrichtung das Mitgefühl der meisten Anwesenden sich in Grenzen hielt, ist ja wohl menschlich verständlich; noch heute stimmt eine große Vielzahl der Exekution als Strafmaß freimütig und völlig ungerührt zu. Diesen Menschen jedoch pauschal Empathielosigkeit zu unterstellen, ist schlichtweg kurzsichtig.

Schönen Gruß!

Geheymrath