Kann mir jemand Deutscher Bund kurz erklären?

3 Antworten

ok, mittelkurz und etwas vereinfacht:

Jahrhundertelang war das deutschsprachige Gebiet als "heiliges römisches Reich deutscher Nation" nach dem Muster des antiken römischen Reiches organisiert gewesen:   es gab viele kleinere und grössere Fürstentümer und andere Herrschaftsbereiche, und die 7 einflussreichsten Fürsten, die sogenannten Kurfürsten, haben einen Anführer und Sprecher ("König") gewählt der dann von Papst meistens zum römischen "Kaiser" (Stellvertreter des Imperators und weltliches Oberhaupt aller Christen) ernannt wurde, und dann der oberste Entscheider und Schiedsrichter im Reich war. Das ging sehr lange gut, hat sich aber doch schrittweise verschlechtert (dass es z.B. mit der Zeit keine echte Wahl mehr war, weil immer der Erbe des vorherigen Kaisers gewählt wurde; auch dass es mehrfach Erb-Streit im Reich gab, wo der Kaiser selber einer der Streithähne war und nicht als Richter auftreten konnte).

Dann tauchte plötzlich ein neuer, anderer und modernerer "römischer" Kaiser auf, nämlich Napoleon in Frankreich (vorher hatten die Franzosen immer nur einen König gehabt aber keinen Kaiser). Auch Napoleon war im Beisein des Papstes gekrönt.

Daraufhin sind einige traditionell deutsche Fürstentümer vom deutschen Kaiser abgesprungen und zu Napoleon übergelaufen (Württemberg, Bayern, Baden, Westphalen, schliesslich der ganze Rheinbund, d.h. ganz Deutschland ausser Preussen und Österreich). Daraufhin hat der deutsche Kaiser sein Amt hingeschmissen, und erklärt dass er künftig nur noch Kaiser von Österreich und König von Ungarn sein will ("K&K Monarchie"). Es gab nun also keinen deutschen Kaiser mehr, nur noch Napoleon, der Kaiser und offizieller "Protector" des Rheinbundes war.

Nun wurde aber Napoleon und seine "grosse Armee" vom russischen Kaiser (dem "Zar") vor Moskau besiegt, und Napoleon entmachtet.

Nun brauchte man ein neues Schieds- und Entscheidungs-System für die vielen deutschen Staaten, aber es gab nun gar keinen (deutschen oder auch französischen) Kaiser mehr. So, und der Ersatz für einen Kaiser war dann der "Deutsche Bund" - ein Vertrag, wie man alle Streit-Fragen im früheren Deutschen Reich und etwas darüber hinaus nun ohne Kaiser friedlich regeln wollte.

Der Deutsche Bund galt für das Gebiet des Staaten des Rheinbundes und die linksrheinischen Gebiete die nun nicht mehr französische waren, aber eben auch für Preussen und Österreich (aber nicht Ungarn und auch nicht die Lombardei und Venetien), und auch für Luxemburg und Holstein (aber nicht Schleswig). Im Lauf der Jahre kamen dann auch Gebiete weg oder dazu, beispielsweise 1818 das Herzogtum Auschwitz dazu.

Es war aber kein Staat, sondern ein Vertrag zwischen Staaten, so ähnlich wie heute die EU. Der österreichische Kaiser gehörte zwar dazu, hatte aber keine formelle Kompetenz über die anderen Bundesmitglieder - er war etwa gleichrangig mit den anderen Königen und Großherzögen usw. im Bund. Aus dieser Zeit stammt der heute verbreitete Irrtum, dass Kaiser und König eigentlich dasselbe wäre ...




rr1957  05.02.2017, 11:45

noch eine Erläuterung zum Kaiser-Titel:

Die Ernennung zum Kaiser wäre eigentlich etwas, was nur der römische Imperator (der im Mittelalter in Ost-Rom sass, was wir als Byzanz oder Istanbul kennen) machen darf.

Nun hatte aber ein Papst die sogenannte "konstantinische Schenkung" erfunden, d.h. er hat behauptet, der Imperator Konstantin hätte dem Papst in Rom für immer das Recht übertragen, den Kaisertitel zu verleihen für das west-römische Gebiet; und man hat ihm das geglaubt.

Die Päpst haben diesen Kaisertitel nun naheliegenderweise demjenigen übertragen, der in der Gegend, wo die Päpste selbst  lebten, die weltliche Macht besass. Italien war von den Langobarden erobert worden, und so war zunächst der König der Langobarden der Machthaber um Rom herum.

Dann hat Karl der Grosse die langobardischer Erb-Prinzessin geheiratet und so auch diesen langobardischen Königtitel übernommen.

Später ist dann Italien bei der Teilung des Reich an die deutsche Seite gefallen, weil die Langbarden ein germanischer Stamm waren, und so kommt es, dass die deutschen Könige auch Könige von Italien waren. Darum bekamen sie auch den Kaisertitel.

Napoleon hat dann aber Italien und sogar Rom militärische erobert und dem habsburgischen Kaiser weggenommen.

Damit war nun Napoleon der "richtige" Kandidat für den Kaisertitel und liess sich von Pius VII. 1804 offiziell zum Kaiser ernennen. 1805 liess er sich auch mit der langobardischen Kröne zum König von Italien krönen, um offiziell die alte Tradition aufzunehmen.

Also: um Kaiser zu sein, muss man Rom beherrschen - darum war es auch kein Verrat, sondern nur zwangläufig, dass die deutschen Staaten dann Napoleon als ihren Protektor und Schiedsrichter akzeptiert haben.

In Wirklichkeit war das natürlich alles Bullshit, denn Konstantin hatte den Papst gar nicht ermächtigt zu diesen Kaiserkrönungen - aber die Leute haben es halt geglaubt und akzeptiert, obwohl es erfunden war.

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Der Deutsche Bund war ein Staatenbund,[1] zu dem sich im Jahr 1815 die „souveränen Fürsten und freien Städte Deutschlands“ mit Einschluss des Kaisers von Österreich und der Könige von Preußen, von Dänemark und der Niederlande vereinigt hatten

https://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Bund

hutten52  16.01.2017, 13:50

Im DB waren 38 Staaten vereint. Die beiden Großmächte waren Österreich und Preußen, die in einem Gegensatz zueinander standen. 1866 zerbrach der DB, weil Preußen Österreich aus dem DB drängte, um einen deutschen Nationalstaat unter Berliner Führung zu gründen. 

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