Kann mir jemand das schneiden und bearbeiten von Videos erklären?

6 Antworten

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Einführung in die Technik der Film-Montage

  Einleitung

Unter "Montage" verstehen wir die eigentliche Herstellung eines Filmes. In der Tat ist es möglich, auch ohne Kamera einen Film herzustellen. Beispiele sind: *)

  • sogenannte Kratzfilme, Zeichnungen werden direkt auf das 35mm Negativ gekratzt
  • Computerfilme entstehen mit Hilfe geeigneter Software
  • Collagen mit Hilfe von TV-Aufzeichnungen
  • "Found Footage"-Filme unter Verwendung von fremdem, gefundenen Filmmaterial.

Bei der Montage erhält der Film seine Aussage und einen Sinn. Sinn und Aussage können auch bei fertigen Filmen durch um-montieren total verändert und sogar verdreht werden.

Die Montage ist somit der wichtigste und kreativste Teil der ganzen Filmerei. Die Erfahrungen aus der Montagetätigkeit fliessen wiederum in die Verbesserung der Kameraarbeit ein, wenn wir beispielsweise feststellen, auf wieviele nichtverwendbare Zooms und Schwenks man eigentlich verzichten könnte.

Bitte sprechen sie nicht vom "Zusammenschneiden"! Bei diesem schaurigen Begriff könnte man zum Schluss kommen, dass es genügt, - wie bei einem struppigen Strauch -, alles Verdorrte abzuhauen, um zu einem ordentliches Resultat zu kommen.

Im Folgenden beschreibe ich lediglich Methoden und Technik der Montage. Zur Ästhetik der Montage gibt es unzählige Stile und Vorlieben. Analysieren sie Filme von anderen Autoren oder studieren sie Bücher zum Thema Filmschnitt und Montage!

*) Beispiel für Film ohne Kamera: "Die Befreiung des Joseph Keepley"

 

Die nonlineare Schnitt-Technik

Dazu benötigen sie entweder einen geeigneten Computer mit einer Schnitt-Software oder ein sogenanntes "Stand-alone-Schnittgerät" (z.B. CASABLANCA) und natürlich die filmtheoretischen Kenntnisse über das Wesen der Montage. Diese virtuelle Montage erlaubt ein chaotisches, weniger papierplanmässiges Vorgehen, weil ja in jedem Bearbeitungsstadium jeder Fehler, falls er erkannt wird, ganz einfach am Bildschirm korrigierbar ist.

1.Schritt

Es lohnt sich, von Beginn auf eine gewisse Ordnung und Struktur mit den Dateiverzeichnissen zu achten. Ich lege für jedes neue Projekt eine eigene Ordnerstruktur an.

VIDEO(D:)    DeinFilm_01

       Bilder      (Grafiken, Fotos)

      Clips       (Roh-Filmclips vom Camcorder)

      Filme      (fertig montierte Filme,Varianten im Videoformat .avi, .mpg, .mp4)

      Pack       (gesammelte Dateien für Archiv, nach Abschluss des Projektes)

      Prkt        (Projektdateien vom Schnittprogramm)

      Text       (gesammelte Infos zum Film, Kommentartext, Drehbuch)

      Ton         (Geräusche, Musik, Kommentar)

      TEMP     (temporäre Arbeitsdateien, )

Dabei überprüfe ich vor Beginn im Schnittprogramm, dass die Voreinstellungen für die diversen Speicherorte übereinstimmen. Beim Speichern verfolge ich wo gespeichert wird. Nicht einfach >Speichern >OK ....

ACHTUNG! Wenn man erst im Verlauf der Schnittarbeit anfängt neue Ordner anzulegen oder Dateien umzuzügeln kann ein grosses Durcheinander angerichtet werden. Das Schnittprogramm findet möglicherweise die Links zu den Clips nicht mehr (s. weiter unten).

Variante mit Dateien von Kamera-Harddisk oder Speicherkarte

Hier geht der Transfer auf den Schnittcomputer einfach und auch schneller. Es handelt sich lediglich um ein Kopieren von einem auf den anderen Datenträger. Technisch funktioniert dies entweder via Kabel vom Camcorder oder die Speicherkarte wird gleich in den passenden Slot am Computer gesteckt. Ziel der Kopie ist der Ordner “Clips“.

 

2.Der Schnittplan

In welcher Reihenfolge sollen nun die erforderlichen Filmteile (Clips) zum fertigen Film zusammengefügt werden? Dies zeigt uns der Schnittplan auf Papier oder im Kopf!

Ist der Film von Anfang an nach Drehbuch gestaltet, geht es lediglich um eine Fleissarbeit. Fehlt aber ein Drehbuch, wie es im Amateurfilm häufig ist, müssen wir uns fragen, welcher Art nun der fertige Film sein soll.

  • chronologische Abfolge der Ereignisse?
  • nach Themen oder nach vorhandenem Kommentar geordnet?
  • poetische Form?
  • nach vorhandenem Musikstück?
  • welche Länge soll der Film haben?
  •  

Wirklich genial beim Videofilmen ist die Tatsache, dass wir aus dem gleichen Originalmaterial mehrere, ganz unterschiedliche Filme herstellen können.

Grundregel zur Filmlänge: Eine einfache, geradlininige dramatische Struktur mit Anfang, Mittelteil und Schluss trägt einen Film über 10, maximal 20 Minuten. Dauert der Film länger, ist der Bogen überspannt und das Publikum langweilt sich. (Quellenangabe: Das Produktionshandbuch, Swiss Film and Video Producers 1998)

Ein Kennzeichen, ob es sich um eine gerade oder "krumme" Erzählstuktur handelt sind die Überleitungen zwischen den Ereignissen.

"Und dann ..." – "und dann ..." = geradlinig,

"und weil ..." – "und weil ..." = verzweigte Struktur.

Damit es einfach bleibt, bezieht sich folgendes hauptsächlich auf den klassischen Filmstil mit der Montage von Zeit und Raum, wie wir es uns gewohnt sind vom Hollywood-Erzähl-Kino.

 

Mittels einer Videoschnitt-Software wird mein ganzes Film-Projekt auf dem Bildschirm visualisiert. Analog der bekannten Text- und Bildverarbeitung am PC kann ich mit simplen Mausklicks meinen Film montieren, begutachten, kürzen, ändern, vertonen, auf DVD brennen oder auf USB-Stick, HDD oder Band kopieren und natürlich auf VIMEO oder YouTube hochladen. Im Schnittprogramm kann man den ganzen Film laufen lassen. Aber ACHTUNG, das ist nicht der reale Film, das sind lediglich unterschiedliche Ansichten auf die Original-Clips. Analog einem Zimmerfenster mit einer Aussicht. Wenn ich das Fenster versetze, z.B. in den Keller, dann ist auch die Aussicht weg! Im Schnittprogramm kann ich die Clips teilen, kürzen, auf den Kopf stellen oder löschen, - den Original-Clips passiert gar nichts. Schnitt-Neulinge sind oft erstaunt, wenn sie ihr Projekt mittels USB-Stick auf einen anderen PC zügeln und dann dort nichts mehr zu sehen ist! Der Befehl für die Erstellung des realen Films lautet beispielsweise: "Film erstellen", "Videodatei erstellen", "Rendern als..." oder "Exportieren als Videodatei". Dabei kann noch das gewünschte Format gewählt werden. Die beste Wahl ist vorerst das identische Format wie die Original-Clips. Vorher wird das ganze Projekt jeweils noch gerendert dh. berechnet.

3.Definitionen / Terminologie

Die Elemente der Film-Montage

Mit Einstellung bezeichnen wir ein ohne Unterbrechung aufgenommenes Stück Film. Eine Einstellung aus dem Originalfilm können wir teilen, worauf wir mehrere Einstellungen erhalten. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass auch ein Stück "Nichtfilm" wie beispielsweise Schwarz als Einstellung gelten kann.

Unter Schnitt verstehen wir den Übergang von einer Einstellung zu nächsten. Wir unterscheiden vom Prinzip her:

  • Harter Schnitt
  • Blende

Beim harten Schnitt werden zwei Einstellungen, - wie der Name sagt -, hart aneinandergefügt. Dies ist der Normalfall, und es ist auch ohne weiteres möglich, einen ganzen Film auf diese Art zu montieren. Durch geschickte Auswahl von Ende und Anfang der zu verbindenden Einstellungen kann ich einen solchen technisch harten Schnitt sehr weich und sogar unsichtbar machen. (Schnitt in die Bewegung, Schnitt auf Ähnliches wie: Dampf auf Rauch, dunkle Fläche auf dunkle Fläche).

Das Kennzeichen der Blende ist, dass der Anfang der folgenden Einstellung aus dem Ende der vorhergehenden erscheint, dh.: sie überlappen quasi. Bekannt sind Auf- und Abblenden, die klassische Überblendung, Schiebeblenden und ,- seit dem Aufkommen des Schnittcomputers-, unzählige mehr oder weniger sinnvolle Effekte.

Als kleinster Teil einer Filmhandlung bezeichnen wir die Sequenz. In einer Sequenz sind einzelne Einstellungen in der Art zusammengefügt, dass ein Sinn oder eine Mini-Geschichte resultiert. Man spricht auch von der Auflösung einer Sequenz. Bewährt hat sich innerhalb einer Sequenz der harte Schnitt.

Der allgemeine Begriff Szene bezeichnet eine Einheit der Erzählung. Eine Szene kann aus einer einzigen Einstellung oder aus einer Sequenz bestehen.

 

4.Begriffs-Entwirrung

Wir sehen dass es also Begriffe gibt, welche, je nachdem wir über Kameratechnik oder Filmgestaltung sprechen, eine unterschiedliche Bedeutung haben.

  • Einstellung = Kameraeinstellung wie: Brennweite, Blendeneinstellung, Hand / Automat, Kamerahöhe und Winkel > in der Aufnahmetechnik
  • Einstellung = Element der Filmmontage > bei der Montage
  • Blende = Irisblende (Formelzeichen f ), Sonnenblende, >in der Kameratechnik
  • Blende = Abblende, Aufblende, Schiebeblende > bei der Montage
  • Schnitt = beim chemischen Film (zB: Super-8) schneidet man den Filmstreifen mechanisch entzwei, mit der Schere. Anschliessend werden die passenden Filmstücke wieder zusammengefügt, geklebt.
  • Schnitt = bei der Filmgestaltung, der Montage, sprechen wir aus Tradition immer noch vom Schnitt, auch vom Tonschnitt, trotzdem beim heutigen Video natürlich nicht mehr physisch geschnitten wird.  
  • Schnitt = Art, wie der Film von der Ästhetik her montiert wurde. Nicht nur die Übergänge wie harter Schnitt oder Blenden, sondern auch die Länge der Einstellungen beeinflussen den Schnitt. Wenn wir über einen Film reden, können wir vom schnellen, hektischen, raffinierten, gemählichen oder rhytmischen Schnitt sprechen.
  • Clip. Bei der Montage am PC taucht der Begriff Clip auf. Hier, bei der Filmbearbeitung am Computer ist es nicht üblich, das ganze Original-Video auf die Hard-Disk zu überspielen. Anhand unseres Schnittplans kopieren wir nur diejenigen Abschnitte, welche für die geplante Montage voraussichtlich nötig sind. Diese Abschnitte nennt man Clips (clip = engl: aus-, ab-, beschneiden). 
  • Als Clip kann aber auch ein kurzgeschnittenes Videofilmchen bezeichnet werden wie beispielsweise ein Music-Clip oder ein Werbe-Clip.
  • Auflösung = Die Körnigkeit von chemischem Film (z.B.: 1000 Linien/mm)
  • Auflösung = Anzahl Pixel und Bildwechsel beim digitalen Video (z.B.: FULLHD TV, 4K)
  • Auflösung = Bei der Montage eines Films, welche Einstellungen (Schnitte) zu einer Sequenz (Szene) zusammengefügt werden.

 

5.Ablauf der Montage      

  • Aufteilung des ganzen Film-Projektes in überblickbare Einzelteile von ca. 2 Minuten.
  • Montieren der Einzelteile (zB: zu Sequenzen, Sequenzgruppen oder zu Kurzfilmchen)

Als Beispiel das weitere Vorgehen bei einem einfachen Ferien-/Reisefilm:

  • Den fertig montierten "Kurzfilmchen" einen Attraktivitätsgrad zuordnen. Anschliessend ganzen Film so zusammenstellen, dass

1. zuerst etwas Interessantes kommt, dann

2. das, was man sonst noch zeigen wollte und

3. am Schluss die ultimative Sensation mit dem Ende. (Angestrebte Zuschauerreaktion:"Schade, schon fertig!")

  • Verschiedene Variationen und Kombinationen ausprobieren!

Weil das Resultat sofort sichtbar ist, kommt fast automatisch die Freude und Experimentierlust an den unbegrenzten Möglichkeiten der Montage.

  • Teil-Projekte in der gefundenen Reihenfolge zum Gesamtprojekt zusammenfügen.
  • Titel, Feinschnitt und Vertonung fertigstellen.

 

Die professionelle Montage

Wie arbeiten Profi-Cutterinnen und Cutter? (engl.: Editor).

Siehe folgenden, zweiminütigen Überblick

Woher ich das weiß:Hobby
AvatarAang1 
Fragesteller
 04.12.2019, 18:05

Das ist viel input. Ich danke dir. Werde ich mir dann mal in Ruhe anschauen

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Hi,

es gibt natürlich kostenlose Programme z.B. Blender kann unter anderen Videos schneiden und bearbeiten.

Du wirst aber nicht drum herum kommen dir Tutorials anzuschauen und nach denen ihrer Anleitung Videos zu bearbeiten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
AvatarAang1 
Fragesteller
 04.12.2019, 06:33

Ich muss zugeben, dass ich mich da ziemlich schwer tu.

Wenn ich das in Youtube Videos gesehen habe, sah das alles immer komplett kompliziert aus.

0
ElamoMichi  04.12.2019, 06:36
@AvatarAang1

Musst einfach Mal die Tutorials durch schauen, da gibt es auch YouTuber die erklären das langsam Schritt für Schritt.

1
SeasLukas  04.12.2019, 08:41
z.B. Blender

Blender ist mehr ein Animationsprogramm, als Schnittprogramm.

1
ElamoMichi  04.12.2019, 11:16
@SeasLukas

Ja, das stimmt. Es hat aber alles um es als Schnittprogramm zu benutzen.

0

Diese freien Schnittprogramme würde ich mir mal ansehen.

Shotcut

ShotCut ist ein freies, quelloffenes Videoschnittprogramm für Windows, Mac und Linux. Alle gängigen Formate für Video, Fotos und Audio können auf mehreren Spuren editiert werden. Keine Marker. Neu teilweise mit Keyframes!. Stabilizer (Entwackler).Rudimentäres Titler-Tool. Audio-Visualisierung. Export als Videofile in ein Verzeichnis z.B. USB-Stick. Enthält kein Video-DVD-Brenntool. Sprache wählbar, jedoch ohne Hilfefunktion und Manual in deutsch. Programm wird laufend weiterentwickelt.

https://www.shotcut.org/howtos/getting-started/Erste_Schritte_mit_Shotcut.pdf

https://www.shotcut.org/download/

Kdenlive     aus dem LINUX-Lager (Ubuntu ..)

Die freie Software bietet eine anpassbare Bedienoberfläche, unbegrenzt viele Undo-Schritte und wählbare Kurzbefehle. Unterstützt alle gängigen Audio-, (4K) Video- und Bildformate sowie das Aufzeichnen des Bildschirminhalts. Der Projektmonitor kann bis 4 Spuren zeigen, ähnlich Multicam. Einzigartig im "Gratisbereich" bietet Kdenlive die Möglichkeit Video- und Audioclipmarken zu setzen, das haben nur wenige Schnittprogramme im 150frankenbereich. Deutsch.

Beschreibung hier:  http://wiki.ubuntuusers.de/Kdenlive und http://de.wikibooks.org/wiki/Kdenlive/_Schnellstart

 8.1 Kdenlive  für Windows

gibt es jetzt auch. Auf Win7 und Win10 hab ichs installiert und,- es funktioniert.

https://kdenlive.org/de/

OpenShot

OpenShot ist ein freies, quelloffenes Videoschnittprogramm für Windows, Mac und Linux. Alle gängigen Formate für Video, Fotos und Audio können auf einer übersichtlich gestalteten Oberfläche mit mehreren Spuren editiert werden (Einfügen und alles Verschieben, Lücken löschen: da gibts noch Nachholbedarf).Veränderung der Geschwindigkeit, Helligkeit, Gamma, Farbton, Graufärbung, Chroma Key (Bluescreen / Greenscreen), Grösse, Bild im Bild, Bild drehen, Projektmarken, Audio Ein- und Ausblenden sowie Lautstärke ohne Keyframe (kein Gummiband), Balance. Kein Stabilizer an Bord. Einfacher Titler. Titelanimationen mit "Blender". Export als Videofile in ein Verzeichnis z.B. USB-Stick oder auf YouTube. Enthält kein Video-DVD-Brenntool. Geeignete Software für Einsteiger in deutsch mit ausführlichem Manual. Manual in deutsch (V.1.4)<

Free Software           http://www.openshot.org

Woher ich das weiß:Hobby

Es gibt viele tolle Schnittprogramme die du verwenden kannst.

Unter den kostenlosen Programmen sind mein Favourit "Hitfilm Express"
Hitfilm hat ein tolles Layout, wie z.B. Adobe Premiere.
Das tolle an Hitfilm Express ist das die Firma hinter dem Programm kostenlose Tutorials zum Schnitt auf YouTube anbieten.
Da sind die Level "Anfänger" bis "Fortgeschritten" enthalten.

Vlt. gibst du dem Programm mal einen Versuch. ;)

LG
Lukas

Woher ich das weiß:Hobby
AvatarAang1 
Fragesteller
 04.12.2019, 08:52

Danke

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Streamen wird mit einem Laptop vermutlich nichts

AvatarAang1 
Fragesteller
 04.12.2019, 07:17

Ich streame mit meiner Konsole. Der Laptop ist lediglich zum bearbeiten da.

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AvatarAang1 
Fragesteller
 04.12.2019, 07:22
@HappyBirthday09

Tut mir leid. Das habe ich voll vergessen zu schreiben.

Ich spiele auf xbox one

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