Kann mir einer bei der Aufgabe helfen? Es geht um den Versailler Vertrag (Geschichte Klasse 10)?

5 Antworten

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Die Beurteilungen als "Diktatfrieden" oder als "Straffrieden" entsprangen der deutschen Empfindung und Befindlichkeit.

Die Oberste Heeresleitung, Hindenburg und Ludendorff, hatten nicht nur den Krieg militärisch verloren, sondern auch diese Niederlage in der deutschen Öffentlichkeit u. a. mit der sog. Dolchstoßlüge verschleiert. Daher glaubten viele Deutsche fälschlicherweise, dass sie den Krieg militärisch überhaupt nicht verloren hätten.

Es kommt noch etwas hinzu: die deutsche Propaganda hatte schon 1914 dem deutschen Volk vorgelogen, dass Deutschland angegriffen worden wäre und einen Verteidigungskrieg zu führen hätte. Auf diese Weise wurde die besondere Verantwortung, die Österreich-Ungarn und das Deutsche Reich für den Kriegsausbruch trugen, verschleiert.

Vor diesem Hintergrund musste der Versailler Friede den uninformierten, unwissenden Deutschen zweifellos als große Ungerechtigkeit erscheinen.

War er ein "Diktatfrieden"? Das kann man oberflächlich so sehen, weil die Deutschen nicht zu den Friedensverhandlungen geladen worden waren und sie über nichts verhandeln konnten. Aber sie hatten eine freie Entscheidung: sie konnten den Friedensvertrag annehmen oder ablehnen. Insofern wurde der Friedensvertrag nicht "diktiert", sondern von der deutschen Regierung akzeptiert und als Völkerrechtsvertrag abgeschlossen. Die Regierung tat das in kluger Erkenntnis, dass bei der Annahme des Vertrages die Vorteile für Deutschland bei weitem die Nachteile überwogen.

Gewiss enthielt der Vertrag für Deutschland Nachteile. Besonders die Festlegung, dass Deutschland und seine Verbündeten die Alleinschuld am Ausbruch des Krieges gehabt hätten, kam den Deutschen vor dem Hintergrund ihrer eigenen Propaganda sauer an. Aber grundfalsch war der Vorwurf nicht. Frankreich, das die Hauptlast des Krieges getragen hatte, wollte Vergeltung und materielle Wiedergutmachung - seine Verbündeten konnten maßvolle Bedingungen nicht durchsetzen, sodass die USA es schließlich sogar ablehnten, den Vertrag zu ratifizieren. Was Frankreich betrifft, so kann man in der Tat von einem "Straffrieden" sprechen. Gewöhnlich muss ein Staat, der einen Krieg ausgelöst und verloren hat, mit der Vergeltung der Sieger rechnen. Die Deutschen empfanden die Strafe aber umso schlimmer, als sie auf die deutsche Regierungspropaganda sowohl zu Beginn (angeblicher Verteidigungskrieg) als auch am Ende des Krieges (Dolchstoßlüge) hereingefallen waren.

Wäre man 1914 wie 1918 ehrlich zum deutschen Volk gewesen, so wäre der Versailler Vertrag vermutlich nicht so hart empfunden worden, weder als unzumutbares Diktat noch als ungerechte Strafe. Vielmehr hätte auch das deutsche Volk in der Folgezeit die weitsichtige Politik der Weimarer Demokraten unterstützt, die sogleich nach der Konstituierung der Republik darangingen, die härtesten Bedingungen des Versailler Vertrages zu revidieren. Diese Revision des Vertrages auf dem Weg einvernehmlichen Konsenses war bis zum Beginn der 1930er Jahre in bedeutendem Umfange gelungen, als die Nazis die Regierungsgewalt erhielten und vollkommen unnötig den Konsens durch Konfrontation ersetzten.

Kurz: bei unvoreingenommenem Urteil war der Versailler Vertrag weder ein reiner "Diktatfrieden" noch ein ungerechter "Straffrieden", wenn auch ein Frieden mit harten Bedingungen, die aber nach und nach revidiert werden konnten. Dieser Friedensvertrag bot genügend Alternativen zu friedlichem Ausgleich und führte keinesfalls zwangsläufig zu einem neuen Krieg!

MfG

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich arbeite als Historiker.

Als Vertrag von Versailles werden 9 Vertragsschlüsse bezeichnet. Sie müssen uns also sagen, welchen Sie meinen.

Vertrag von Versailles (1756), ein Verteidigungspakt zwischen Frankreich und Österreich im Vorfeld des Siebenjährigen Kriegs

Vertrag von Versailles (1757), eine Erweiterung des Vertrages von 1756, von Sachsen, Schweden und Russland mitgetragen

Vertrag von Versailles (1758), die Bekräftigung der beiden vorhergehenden Verträge durch beide Vertragsparteien 1758

Vertrag von Versailles (1768), ein Vertrag, in dem die Republik Genua 1768 Korsika an Frankreich faktisch verkaufte

Vertrag von Versailles (1774), ein Vertrag zwischen Frankreich und Spanien über Schmuggelware

Frieden von Paris (1783), ein Vertrag zur Beendigung der kolonialen Streitigkeiten zwischen England, Frankreich und Spanien

Vorfrieden von Versailles, der 1871 geschlossene Vorfrieden nach dem deutsch-französischen Krieg

Friedensvertrag von Versailles, ein Vertrag, der 1919 den Ersten Weltkrieg mit Deutschland formal abschloss

Kleiner Vertrag von Versailles, ein Vertrag über die Rechte von nationalen Minderheiten, der 1919 zwischen dem Völkerbund und Polen abgeschlossen wurde

(Wikipedia)

Diktatfrieden daher, weil England und Frankreich den Friedensvertrag vorlegten, und darüber nicht verhandelt werden durfte. Deutschland sollte akzeptieren, oder der Kampf ginge weiter. Unter anderem musste Deutschland die alleinige Kriegsschuld auf sich nehmen.

Deutschland hatte keinen Verhandlungsspielraum.

Die bedingungslose Kapitulation besagt das schon.

Die geforderten ca. 230 Milliarden Goldmark waren dann wohl doch zuviel, die 132 Milliarden Goldmark waeren auch nicht zu stemmen gewesen, allerdings war dann hier das Ende der Fahnenstange.

Der Versailler-Vertrag war ein Knebelvertrag, wie er im Buche steht.

Wer sich fuer das Leben der DE-Bevoelkerung danach interessiert, dem kann man das Buch von. Hans Fallada: "Wolf unter Woelfen" empfehlen."

Deutschland musste den Vertrag unterschreiben. Es war also ein Diktat der Siegermächte.

Hitler hat das gnadenlos ausgenutzt. Er machte die große Zahl der Arbeitslosen dafür verantwortlich.

Die Siegermächte haben den Fehler wohl erkannt, sonst hätten sie Hitler ausgebremst, als er begann aufzurüsten. 

Nach dem Vertrag durfte Deutschland nur ein leicht bewaffnetes Heer von 100 000 Mann haben.