Kann mir bitte jemand diese Karikatur erklären?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Die vollständige Antwort ist ziemlich komplex. Im Wesentlichen ging es darum, dass Schleicher Brüning - und noch mehr die Kommunisten und Sozialisten - hasste, weil dieser die Demokratie über das Militär und damit den Adel stellte. Also suchte Schleicher Wege, wie er Hitler unterstützen konnte. Nicht, weil Hitler "Nazi" war, sondern weil er glaubte, in Hitler jemanden gefunden zu haben, den man wie eine Marionette lenken könnte; war Hitler doch ein Mann niederen Standes und daher eigentlich unwürdig; aber eben begeisterter Militaria-Fan.

Dank Schleichers guten Drahts zu Hindenburg konnte er zwar Hitler nicht direkt inthronisieren hefen, ... aber hier kommt Papen als Schleichers Strohmann ins Spiel. Damit erkaufte sich Schleicher die Schwächung der Demokratie; allerdings um den Preis von raschen Neuwahlen, die zu der Zeit durchaus noch für die reaktionären Eliten schlecht ausgehen konnten. Hitler rechnete jedoch mit einem weiteren Aufschwung für seine NSDAP, erhielt er doch indirekt Wahlkampfhilfe von Zentrum, SPD, etc. ... die gemeinsam gegen Kommunisten und Sozialisten antraten.

Den Rest kannst du dir an zwei Fingern abzählen ... oder einfach nachlesen. ;)

Alice740 
Fragesteller
 16.01.2021, 13:58

Danke, mir ist jedoch immer noch unklar, warum die NSPAP von Zentrum, SPD etc. indirekt Wahlkampfhilfe erhielt.

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Unsinkable2  16.01.2021, 14:04
@Alice740

Weil man die Kommunisten um jeden Preis verhindern wollte. Dafür war man bereit, auch über die politischen Grenzen hinweg zusammenzuarbeiten.

Wie gesagt: Praktisch die gesamte politische Elite war sich sicher, dass Hitler "nur spielen" wollte und - wie sie selbst - "nur machtbesessen" war. Wenn man ihm ein bisschen Macht abgeben würde, so die Überlegung ALLER Partei-Eliten, dann wäre er leicht steuerbar und würde sich in ihren Klüngel integrieren ... bis man ihn wieder rausmobben würde.

Aber über allem stand: "Lieber tot als Rot!" Das verband NSDAP, Zentrum, SPD, etc.

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Alice740 
Fragesteller
 16.01.2021, 14:07
@Unsinkable2

Gut erklärt. Danke, dass Sie so viele meiner Fragen beantworten, ich habe noch eine. Warum war denn die SPD, Zentrum usw. gegen Kommunisten?

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Unsinkable2  16.01.2021, 14:18
@Alice740

:) Und wieder eine strukturelle und extrem komplexe Frage.

Im Wesentlichen ging es um die unterschiedlichen Weltanschauungen. Die Kommunisten glaubten an eine "Volksdemokratie", die Reaktionären von Zentrum bis extrem rechts an Monarchie und Aristokratie; und die SPD stand praktisch zwischen den Stühlen. Viele Mitglieder ihrer Partei-Elite waren bekennende reaktionäre Monarchisten, hätten also gern einen Kaiser, wenn der nur hier und da ein bisschen Arbeitnehmerrechte genehmigen würde, konnten das aber logischerweise nicht vertreten; andere entstammten der sozialistischen Schule, waren also deutlich weiter links zu finden; konnten sich jedoch machtpolitisch ebenfalls nicht durchsetzen.

In solchen Zeiten (Weltwirtschaftskrise, große Not, just verlorener Weltkrieg samt Reparationen und Demütigungen) tendieren Menschen immer nach rechts, zum Konservativen, Bewahrenden. Andererseits gab es in dieser Zeit nichts mehr zu "bewahren", außer Hunger, Not und Elend. Und man war sich noch gewahr, dass es die Konservativen waren, die in das aktuelle Elend geführt hatten.

Um es kurz zu machen: Die Kommunisten und Sozialisten waren eine ernsthafte Gefahr für alle Reaktionären und deren Pfründe. (Deshalb beeilte sich Scheidemann seinerzeit ja auch so sehr, eine unvorbereitete Rede zur Ausrufung der Republik zu halten: Er war im zeitlichen Wettlauf mit Liebknecht, der die demokratische Räterepublik ausrufen wollte.)

Daher scheuten sich die Sozialdemokraten auch nicht, selbst auf Arbeiter schießen zu lassen (s. "Blut-Noske") und sogar eigenhändig den Mord an Liebknecht und Luxemburg in Auftrag zu geben: Sie durften zum ersten Mal selbst mit am Tisch der Reichen und Mächtigen sitzen und wurden nicht hinausgeprügelt. Das war ihnen das Blut ihrer eigenen Wähler durchaus wert...

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Alice740 
Fragesteller
 16.01.2021, 15:02
@Unsinkable2

Letzte Frage, wie ich erfahren habe war Papen zwar in der Zentrum-Partei, hatte selbst eine rechtsradikale Haltung. War die NSDAP gegen Papen, weil sie wollte, dass Hitler an die Macht kommt?

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Unsinkable2  16.01.2021, 15:10
@Alice740

Das ist mal einfach: Ja. Punkt. :)

Und weil das nicht gelang, nahm man den zweitbesten Weg: Unterstützung der Papen-Regierung; dafür vorgezogene Neuwahlen.

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Unsinkable2  16.01.2021, 15:15
@Unsinkable2

Nachtrag: Mit "rechtsradikal" wäre ich vorsichtig. Papen war rechts-konservativ und Monarchist. Letzteres ließ ihn in einer Partei, die die Kirche dem Kaiser vorzog, natürlich irgendwie als Außenseiter erscheinen; ... doch inhaltlich waren Zentrum (als Partei) und Papen (als Person) sehr verwandt: Beide wollten die aktuelle Demokratie zugunsten früherer Machtverhältnisse schwächen und demontieren.

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Franz von Papen war als Reichskanzler berufen worden, hatte aber keine parlamentarische Mehrheit. Die Mehrheit im Reichstag waren Parteien, die keine Demokratie wollten und zum Ziel hatten, sie schnellstmöglich abzuschaffen.

Ein gemeinsames Ziel hat die Kommunisten und die Nazis vereint, das Zentrum und die SPD waren jeweils alleine zu klein um dagegen zu stehen und wollten selbst die Macht.

Das Bild zeigt die KPD, die NSDAP, die Zentrumspartei und die SPD. Alle waren gegen Papen, aber auch gegeneinander

Alice740 
Fragesteller
 16.01.2021, 13:53

Warum KPD und NSDAP gegen Papen warum haben Sie gut erklärt. Wieso waren SPD und Zentrum auch gegen Papen?

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Halbammi  16.01.2021, 20:18
@Alice740

Von Papen war ein Adliger, der selbst die Republik nicht wollte. Das war ja das Problem der Weimarer Republik. Sie war aufgezwungen und in der Wirtschaftskrise und Inflation hatten die deutschen keine Möglichkeit, Vertrauen in die Demokratie zu fassen. Für viele war die "gute alte Zeit des Kaiserreiches"einfach besser. Da war Deutschland reich und stark gewesen. Von Papen hat als Kanzler die SPD in Preußen entmachtet und mit der dnvp die Koalition mit der nsdap gesucht im Glauben, er konnte Hitler zügeln und mit den stimmen.der Nazis wieder mit Mehrheiten regieren. Da hatte er sich verrechnet. Er wurde flott Ausgebootet und als Hindenburg starb war der Weg für Hitler endgültig frei. Die KPD würde verfolgt, das Zentrum mit zusagen ruhig gestellt und dann die SPD ausgeschaltet. Anschließend war Deutschland eine na diktstur

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Jetzt noch zu SPD und Zentrum. Man kann kurz sagen: da wurden alte Rechnungen beglichen.

Mit der SPD hatte es sich von Papen deshalb ziemlich verscherzt, weil auf sein Betreiben hin Hindenburg die von der SPD geführte Regierung Preußens per Notverordnung entließ und von Papen als preußischen Ministerpräsidenten einsetzte. Das war am 20. Juli 1932 der sogenannte "Preußenschlag". Damit verlor die SPD die letzte Regierungsbeteiligung in der Weimarer Republik und empfand das Vorgehen von Hindenburg auf Anweisung von Papens als Putsch.

Mit dem Zentrum hatte es sich Papen schon früher verscherzt. Er gehörte schon in den 1920er Jahren zur rechtsextremen innnerparteilichen Opposition des Zentrums. Richtig über nahm man ihm, dass er bei der Wahl zum Reichspräsidenten 1925 Hindenburg und nicht den Kandidaten des Zentrums unterstützte. Zwei Tage nach seiner Ernennung zum Reichskanzler trat er dann aus dem Zentrum aus, um dadurch einem Parteiausschluss zuvorzukommen. Außerdem unterstützte Papen das Reichskonkordat, das den politischen Katholizismus, den das Zentrum vertrat, praktisch beendete.

alle dargestellten Gegner sind sich einig im Kampf gegen Kirche.
Trotzdem sind sie aber untereinander befeindet

Alice740 
Fragesteller
 16.01.2021, 13:47

Warum geht es jetzt auf einmal um die Kirche? Hat das nicht etwas mit Papens Politik zu tun?

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newcomer  16.01.2021, 13:49
@Alice740

stimmt da hatte ich Papen und Popen ( anderer Ausdruck für Pfarrer ) verwechselt da die schwarze Person Kreuz trägt

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Alice740 
Fragesteller
 16.01.2021, 13:51
@newcomer

Alles gut, ich war nur verwirrt. Wissen Sie warum sie gegen Papen kämpften wollten?

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newcomer  16.01.2021, 13:56
@newcomer Beurteilung durch Historiker[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die historische Forschung zeichnete in ihrer Mehrheit ein ausgesprochen negatives Bild von Person und Wirken von Papens. Geflügelte Worte, die beinahe formelhaft benutzt werden, wenn von ihm die Rede ist, sind zwei Spottnamen, die ihn als „Herrenreiter“ und als „Hitlers Steigbügelhalter“ benennen. Die darin enthaltene Schuldzuweisung, von Papen sei ein Hauptverantwortlicher dafür, dass Hitler den letzten Schritt zur Macht gehen konnte, wird bis heute von der Mehrzahl der Historiker vertreten. Der Papen-Biograf Joachim Petzold deklariert von Papen bereits im Untertitel seiner Studie als „Ein deutsches Verhängnis“.[59] Karl-Dietrich Bracher bezeichnete ihn in einer Spiegel-Rezension als „Mörder einer Demokratie“. Das Fazit lautet:

Wenn das Machwerk etwas lehrt, so den Bankrott der konservativ-autoritären und nationalistischen Staats-Ideologie. Das mag im Lande Axel Springers und der NPD eine Warnung sein. [60]

Andere Forscher sehen in ihm vor allem einen kurzsichtigen Reaktionär und einen politischen Dilettanten. So wurde etwa die These aufgestellt, dass die zahlreichen diplomatischen Ungeschicklichkeiten, die dem unerfahrenen von Papen bei den Reparationsverhandlungen in Lausanne unterliefen, eine Einigung überhaupt erst möglich machten, weil sie die deutsche Verhandlungsposition schwächten.[61] Richard Rolfs vergleicht von Papen in seiner Biografie programmatisch mit der literarischen Figur des Zauberlehrlings, der in eitler Selbstüberschätzung Kräfte heraufbeschwört, die jenseits seiner Kontrolle liegen.[62]

Den Charakter Papens beurteilten Historiker auch aus jahrzehntelangem Abstand ähnlich kritisch wie seine Zeitgenossen. Joachim C. Fest etwa, der ihn als typischen Vertreter der konservativen Kollaboration mit dem NS-Regime schilderte, bescheinigte Papen „moralische Unempfindlichkeit, einen fundamentalen Mangel an intellektueller Redlichkeit und jene vom Standesbewusstsein geprägte Allüre, die mit der Wahrheit umging, wie der Herr mit dem Personal.“[63] Golo Mann wiederum fand an der Situation von 1932/33 vor allem dies nachdenkenswert: „daß ein Mensch von solchem Federgewicht einen kurzen Augenblick lang Weltgeschichte machen und entscheiden konnte.“[64] Gleichzeitig räumte Golo Mann jedoch auch ein, dass Papen „nicht schlecht, nicht böswillig im Grunde“ gewesen sei, jedoch ebenso eitel, intrigant und oberflächlich.[65] Ebenso hätte er den Mut gehabt die größten Bedrohungen der Weimarer Republik, nämlich die extremen Parteien auf der Rechten und Linken zu verbieten, gleichsam jedoch um den Preis von Ausnahmezustand und dem Einsatz des Heeres. Letztlich habe es sich Papen in seiner Kanzlerschaft jedoch mit „gar zu vielen verdorben und gar zu wenige gewonnen.“ Golo Mann zeichnet demnach ein insgesamt eher differenziertes Bild.

Mit den Amerikanern Henry Mason Adams und Robin K. Adams fand von Papen aber auch zwei leidenschaftliche Verteidiger, die in ihm einen „rebellischen Patrioten“ sehen wollten.[66] Friedrich-Karl von Plehwe sieht in von Papen zwar eine Unglücksfigur und kritisiert ihn nachdrücklich für sein Verhalten im Dezember 1932/Januar 1933 sowie für seine verfehlte Politik als Kanzler im Sommer und Herbst 1932, wendet sich aber gegen den leitmotivischen Gebrauch des Etiketts Herrenreiter, das er als willkürlich und ungerecht erachtet.[6

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Halbammi  16.01.2021, 13:47

Unsinn. Die SPD hatte ncihts gegen die Kirche ( ganz rechts) und die Zentrumspartei erst recht nicht

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