Kann man von einer Stunde Null reden?

4 Antworten

Nein, das kann man nicht so sagen.

Natürlich gab es einen Umbruch, aber die Ideologie ist nicht plötzlich verschwunde. Außerdem wurden viele Strukturen aus dem Nationalsozialismus fortgeführt und auch die Menschen, die diesen getragen haben, sind nicht verschwunde, sondern haben sich vielleicht nur andere Berufe gesucht usw.

Also: man kann nicht von einer Stunde null sprechen (wenn man darunter versteht, dass es einen vollständigen Bruch gab, denn diesen gab es nicht)

Klar kann man davon reden. Natürlich im übertragenen Sinn und nicht wortwörtlich.

https://de.wikipedia.org/wiki/Stunde_Null

Der Begriff Stunde Null wurde auf den 8. Mai 1945 und den frühesten Abschnitt der unmittelbaren Nachkriegszeit in Deutschland und Österreich angewandt. Er bezieht sich auf die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht und den vollständigen Zusammenbruch des NS-Staates und impliziert die Chance zu einem voraussetzungslosen Neuanfang.
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Der Ausdruck Stunde Null stammt ursprünglich aus der Planungssprache von Organisationen, klassisch des Militärs. Er bezeichnet allgemein die ausschlaggebende Uhrzeit, zu der eine neuartige Ereigniskette abzulaufen beginnt. Ein Manöverbefehl könnte entsprechend lauten: „Abmarsch um 04:15. Erreichen des Punktes P in null plus 3 Stunden.“ Der Begriff wurde für die deutsche Nachkriegszeit erstmals mit Bezug auf die Literaturgeschichte gebraucht; wann er genau auftauchte, ist nicht mehr zu ermitteln. [1] Die Metapher lässt sich in Umgangssprache und Journalismus der Zeit nachweisen. Im Unterschied zu der später in der Deutschen Demokratischen Republik verbreiteten Formel vom Tag der Befreiung ist Stunde Null stärker mit Niederlage, Katastrophe und Hoffnungslosigkeit konnotiert. [2] Der Titel von Roberto Rossellinis Film von 1948 Deutschland im Jahre Null hat vermutlich die Verbreitung des Ausdrucks gefördert.

Ein "alter Knacker" lebte damals in Berlin (Jahrgang 39).

Er schrieb mir:

natürlich habe ich am Radio gehangen und die Nachrichten von drüben verfolgt.

Freunde sind nach Ostberlin gegangen und haben später erzählt.

Aber ich war 14 Jahre und meine Mutter hat mir das strikt verboten.

War bestimmt auch die richtige Entscheidung, doch bedauert habe ich es schon.

Aber 1953 war noch viel kaputt in Berlin und noch immer war unsere Familie, d.h. Mutter, Sohn

und Großmutter(!) ziemlich arm. Meine Schwester war bereits verheiratet und lebte mit 

Mann und Sohn getrennt von uns.

Ich war damals in der 8. Klasse der Realschule, aber der Aufstand war kein Thema im

Unterricht! Wie auch die Naziherrschaft oder der 2. Weltkrieg kein Thema war, weder in

der in der Realschule, noch später am Gymnasium. Die tägliche Not war zu groß und das

Interesse an den nur wenige Jahre zurückliegenden Ereignissen zu schlimm. Vergessen

war angesagt!