Kann man einfach in ein buddhistisches Kloster in Japan?

3 Antworten

Ich bin Zen-Buddhist und helfe dir gerne weiter.

Es gibt einen riesigen Unterschied zwischen "ins Kloster gehen" auf der einen und "Mönch werden" auf der anderen Seite. Da liegen Welten zwischen.

Shukubo

Als Tourist ist es in einigen Klöstern möglich in der Shukubo, der Unterkunft für reisende Mönche zu übernachten, eine vegetarische Mahlzeit im Stil der buddhistischen Shojin-Küche zu essen und an der Meditation teilzunehmen.

Das ist vergleichsweise unkompliziert, man muss allerdings die Übernachtung wie bei einem Hotel vorher buchen.

Teilnahme am Klosterleben

Wer längerfristig im Kloster bleiben will, muss diverse Vorbereitungen treffen. Dazu gehören natürlich bürokratische Hürden wie Visa usw.

Allerdings sollte man auch bereits brauchbares Japanisch sprechen, denn in der Regel wird dort kein Englisch gesprochen.

Einige Klöster haben sich in der Vergangenheit als "ausländerfreundlich" erwiesen, dies hat sich aber auch teilweise wieder geändert.

So war das Hosshinji in Obama ein Ausgangspunkt für viele Westler, die sich mit Zen befassen wollten. Heutzutage ist das wohl nicht mehr der Fall.

In Japan gibt es das Kloster Antaiji, das vom deutschen Abt Muho Nölke geleitet wird. Auch dort muss man sich aber für mehrere Monate verpflichten, um dort leben zu dürfen.

http://antaiji.org/de/practice/residency/

Ausbildung zum Mönch

Die Ausbildung zum Zen-Mönch ist nicht überall möglich, sondern nur in bestimmten Ausbildungsklöstern der jeweiligen Traditionslinie.

Da es eine mehrjährige Ausbildung ist, steigt der bürokratische Aufwand deutlich und gute Japanischkenntnisse sind ein absolutes Muss.

Ich gehe jetzt mal vom Daihonzan Eiheiji, einem der beiden Hauptklöster des Soto-Zen-Buddhismus in Japan aus.

Vor der Anreise muss man sich auf eine längere Korrespondenz in japanischer Sprache einstellen, bei der bürokratische Dinge geklärt werden.

Dann bekommt man eine Liste mit jenen Dingen die man mitbringen soll und wie man sich nach der Anreise zu verhalten hat.

Es muss die komplette Ausstattung eines "Unsui" (Wandermönchs) gekauft werden - Robe, Unterkimono, Socken, Sandalen, Strohhut, Transportbox, Eßschalen-Set (Oryoki) mit Serviertüchern und besteck, Gamaschen, Einschlagetücher.

Da kommen ein paar tausend Euro bei zusammen.

Dazu kommt eine Gebühr von 1.000 Yen, mit der symbolisch die Bestattungskosten gedeckt werden sollen, falls man während der Zeit stirbt.

Dann schert man sich den Kopf kahl und reist an. Dort wird man erst einmal vor dem Klostertor stehen gelassen. Zwar nicht mehr unbedingt tagelang, aber auf einige Stunden kann man sich einstellen.

Dann geht es in eine Art Vorraum, wo die Papiere kontrolliert werden und eine Visitation des Gepäcks stattfindet. Alles was nicht auf der Liste steht wird konfisziert. Auch das Bargeld wird abgenommen, um eine Flucht zu verhindern.

Anschließend verbringt man eine Woche im "Tangaryo", das ist eine Art Wartezeit, mit der die Ausdauer und Willenskraft getestet werden soll.

Früher diente sie wohl ursprünglich auch dazu, Infektionskrankheiten durch reisende Mönche von den Klöstern fern zu halten.

Während des Tangaryo gibt es zwei Möglichkeiten. Es kann sein, dass man zur Dauermeditation angehalten wird und dabei auch geschlagen wird..

Im Eiheiji wird während dieser Zeit die Anwärtern militärisch alle zu erlernenden Tätigkeiten eines Novizen eingedrillt - auch unter Einsatz körperlicher Gewalt.

Es gibt für wirklich alles Regeln, inklusive Zähneputzen, Waschen und Toilettengang, das richtige Essen der Mahlzeiten usw.

Man erhält dann einen "Mönchsnamen" - ist damit erst einmal nur als Anwärter akzeptiert und die eigentliche Ausbildung zum Novizen folgt dann noch.

Bis man dann Mönch wird, in der kirchlichen Hierarchie aufsteigt und womöglich dann irgendwann auch eine Lehrbefugnis erhält, gehen Jahre ins Land.

Klöster außerhalb Japans

Es gibt aber auch außerhalb Japans buddhistische Klöster japanischer Traditionen, in denen man das "Kloster auf Zeit" erleben kann.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist
Enzylexikon  18.01.2017, 20:43

Sonstiges

Natürlich sollte man vorab wissen, welcher buddhistischen Tradition man sich tatsächlich anschließen will. Da gibt es eine ganze Reihe.

Das heißt also, dass man zunächst eine Gruppe sucht, mit der man gemeinsam praktiziert und vom Lehrer angeleitet wird.

Im Soto-Zen ist die formelle "Zufluchtnahme", also der Übertritt zum Buddhismus, erst nach zweijährigem Lernen bei einem Lehrer möglich.

Bevor man dann gleich ins Kloster rennt, sollte man zuvor an einigen "Sesshin" teilgenommen haben - mehrtägige Meditationsklausuren.

Wie schon gesagt besteht auch außerhalb Japans die Möglichkeit, am Alltag buddhistischer Klöster teilzuhaben.

Allerdings sind dabei Vorkenntnisse aus den Sitzgruppen und den Sesshin sehr hilfreich, um nicht überfordert zu werden.

Wenn du Interessen an Sitzgruppen, oder Klöstern in Europa oder Deutschland hast, sag einfach Bescheid.

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Docx27 
Fragesteller
 18.01.2017, 20:51
@Enzylexikon

Wow, danke für deine ausführliche Antwort.

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Du müsstest wohl die Sprache da kennen, zur Religion gehören und dich mal Informieren nach welchen Kriterien sie auswählen wer ins Kloster darf

Docx27 
Fragesteller
 18.01.2017, 19:53

Das wird wahrscheinlich auch von Kloster zu Kloster unterschiedlich sein nehme ich an.

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Renelos11  18.01.2017, 19:55

ja aber in manchen ist es glaub nur denn Leuten die in diesem Land geboren wurden erlaubt da sie ziemlich Traditionell sind

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Ich kenne es nur von anderen Asiatischen Ländern.

Teilweise ist es möglich als Europär als Novize aufgenommen zu werden. Du bist ja nicht von Anfang an Mönch, sondern verbringst zuerst einige Jahre als Novize.

Ich würde dir raten, zuerst zu schauen welcher Buddhismus dir am meisten zusagt. Dannach kannst du einen Tempel suchen und anfragen...

Docx27 
Fragesteller
 18.01.2017, 20:12

Danke

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