Kann ich diese Einleitung zum Vergleich von Goethes "Ganymed" und einem von ihm Verfassten Brief "Am 10. Mai" so stehen lassen?
Guten Abend, ich habe als Hausaufgabe im Deutsch LK einen Textvergleich von dem Gedicht "Ganymed" und dem Brief "Am 10. Mai" auf. Nun habe ich die Einleitung + Arbeitshypothese verfasst, bin mir jedoch nicht sicher ob diese gelungen ist. Ich würde mich über konstruktive Kritik freuen, da ich generell sehr unsicher im Bezug auf Textvergleiche bin.
Ps.: Bin in der 13. Klasse und schreibe 2018 mein Abitur
"Bei den von Johann Wolfgang von Goethe verfassten Werken „Ganymed“ und „Am 10. Mai“ handelt es sich um eine Hymne und einen Brief. Das sich auf einen jungen Königssohn beziehende Gedicht „Ganymed“ wurde um 1774 veröffentlicht, nachdem Goethe 1771 schon erste Gedanken entwickelte und diese in Form von Briefen („Am 10. Mai“ ; „Die Leiden des jungen Werther“) niederschrieb. Beide Werke sind in die literarische Strömung des Sturm und Drang einzuordnen und befassen sich somit mit dem Gefühl, der Leidenschaft und der Sinnlichkeit, welche durch die Natur wiedergespiegelt werden. Zu dieser Zeit hat Goethe eine innige Verbundenheit zur Natur entwickelt, folglich stellte sich ein intensives Naturempfinden in seiner Literatur heraus.
Wobei sich der Sturm und Drang insbesondere mit dem Geniekult beschäftigt, geht es im „Ganymed“ vielmehr um die Selbstauflösung und das Einswerden mit der Natur."
3 Antworten
Auf einige sprachliche Inkongruenzen wurde schon hingewiesen. In diesem Zusmamenhang würde ich nicht von "Werken" sprechen, vor allem für den Werther-Brief. Schreib' eher "Gedicht" und "Text".
Jetzt zum Wesentlichen:
"...und befassen sich somit mit dem Gefühl, der Leidenschaft und der Sinnlichkeit, welche durch die Natur wiedergespiegelt werden."
Das ist ganz bestimmt eine falsche Perspektive. Die Natur spiegelt nicht die menschliche Gefühlswelt wider. Sie ist in diesem Zusammenhang vielmehr das Modell, dem die kreativen Menschen folgen (müssen).
Die Voraussetzung dafür ist die Verabschiedung jeder (religiösen) Transzendenz: das ist durch das Gedicht Prometheus geschehen, das man unbedingt mit Ganymed zusammen lesen soll.
Hier kannst du das Genie einschalten: das Genie ist nämlich die Instanz, durch die der Mensch (der schöpferische, also der Künstler) den Gesetzen der Natur folgt.
Daher neue Wertvorstellungen wie "Ganzheit" (statt Einheit), "Mannigfaltigkeit" (statt Einförmigkeit), "Volkssprache" (statt Hofsprache), "Gefühl" (statt Verstand), Pantheismus (statt Transzendenz) usw.
Ich habe das Verhältnis der Stürmer und Dränger zur Natur dargestellt. Für den jungen Goethe ist seine eigene Gefühlswelt schon Auxdruck der Natur.
Das heisst Goethe bringt seine Gefühle nicht durch die Natur zum Ausdruck, sondern sieht seine Gefühle in der Natur bzw. Umwelt und schildert diese nur?
ps. würde mich freuen wenn Du/Sie mein Freundschaftsangebot annehmen würden, da es vielleicht für beide Seiten spannend sein kann zu erfahren was der Andere denkt. event ein Profit für beide Seiten
"Das heisst Goethe bringt seine Gefühle nicht durch die Natur zum Ausdruck, sondern sieht seine Gefühle in der Natur bzw. Umwelt und schildert diese nur?"
Ich sehe das nicht genau so. Der junge Goethe schildert nicht. Nimm gerade das Ganymed-Gedicht: da wird nicht beschrieben, sondern es wird der Versuch unternommen, einen bestimmten (ekstatischen) Zustand durch Worte auszudrücken, und das geschieht hier so, dass die Worte nicht vom Autor selbstherrlich gesetzt werden, sondern ihm durch den Zustand der Ekstase selbst diktiert werden. Daher die völlig aufgelöste bzw. aufgespaltene Syntax, die nichts Festes, kein Gegenüber wiedergibt, sondern selbst getragen wird vom der ekstatischen Bewegung.
PS Ich habe hier leider keine Zeit für Freundschaften, die meistens nichts bedeuten und bald begraben werden. Mir scheint es wichtiger, Fragen zu beantworten, die andere nicht beantworten können. Jedenfalls danke ich dir noch einmal für die hilfreichste Antwort, das ist hier leider nicht selbstverständlich, denn viele hier (die meisten) nehmen die Antwort einfach zur Kenntnis und schweigen sich dann aus. Wenn das so weitergeht, werde ich meine Mitarbeit hier einstellen, denn ich bin keine Maschine, die einfach Antworten rausspuckt. Das nimmt manchmal viel Zeit in Anspruch und ich werde dafür ja nicht bezahlt. Noch einmal danke ich dir, dass du es verstanden hast.
Bin da kein Fachmann, aber bei:
Zu dieser Zeit hat Goethe eine innige Verbundenheit zur Natur
entwickelt, folglich stellte sich ein intensives Naturempfinden in
seiner Literatur heraus.
solltest Du imho beide Verben entweder im Präsens oder im Imperfekt schreiben.
Präsens fände ich stilistisch eigentlich sehr schön, weiß aber nicht ob das Dein Lehrer auch so sehen würde.
Den letzten Absatz mit "Wobei" zu beginnen finde ich nicht so schön.
Ansonsten überlasse ich die Kritik den Fachleuten.
Den mit "folglich" beginnenden Satz würde ich umformulieren; "herausstellen" passt m.E. nicht:
..., diese [die Verbundenheit] drückt sich in seinem Werk in einem intensiven Naturempfinden aus.
Oder: ...., diese fließt auch in sein literarisches Werk ein.
Vielleicht hift dir diese Interpretation:
http://lyrik.antikoerperchen.de/johann-wolfgang-von-goethe-ganymed,textbearbeitung,128.html
Wenn der Begriff "Pantheismus" im Unterricht gefallen ist solltest du ihn auch in deine Analyse einbeziehen.
Schlusssatz: Wenn du den Geniekult erwähnst,, musst du genauer darauf eingehen. Welchen Bezug hat er zum Gedicht bzw. zum Brief?
Die Satzkonstruktion "Wobei ... vielmehr" ist unklar. Meinst du "Während ... vielmehr", um einen Gegensatz auszudrücken?
Goethe ist doch dafür bekannt, dass er allgemein seine eigene Gefühlswelt und sein Empfinden durch die Natur ausdrückt und sie dem Leser auf diese Art und weise nahe bringt. Oder irre ich? (insbesondere im Sturm und Drang)