Kann einer diese Karikatur bitte beschreiben?

3 Antworten

Die Karikatur ist in der politischen Wochenzeitschrift „The Nation“ am 5. Februar 1936 erschienen. Rechts oben ist als Hintergrund noch eine große Fahne mit Hakenkreuz und der Aufschrift „Erwache“ zu sehen. Als Bildunterschrift steht da: „In these three years I have restored honor and freedom to the German people.“ (In diesen letzten drei Jahren habe ich dem deutschen Volk Ehre und Freiheit wiedergebracht/wiederhergestellt.)

Beschreibung

Auf einer erhöhten Plattform (vielleicht wie eine Tribüne oder ein Podest) mit einer Seitenwand steht eine Gruppe von 8 Männern und der vorderste redet.

Davor steht eine Reihe von Soldaten und nahe dabei eine gleichförmige Reihe von Menschen, dem Redner zugewandt. Die Soldaten tragen einen Stahlhelm mit Abzeichen (sichtbar sind drei Streifen), einen Uniformmantel mit Hakenkreuz-Armbinde und einer Waffe (vielleicht eine Pistole) an der Seite, Stiefel und erhobene Bajonette.

Unterhalb der Plattform mit der Gruppe und der Seitenwand ist der Raum geöffnet. Zu sehen sind vorne 6 Menschen in einfacher und einheitlicher Kleidung, 5 Männer und 1 Frau, die mit Schnüren um den Körper gefesselt und mit Bändern um den Mund geknebelt sind. Ihre Augen sind ganz oder weitgehend geschlossen. Bei einigen ist der Kopf gerade, bei anderen leicht zur Seite gedreht. Die Menschen tragen Schilder mit Aufschrift in englischer Sprache, zum größten Teil in Großbuchstaben: „RELIGIOUS FEEDOM suppressed“ (Religionsfreiheit unterdrückt), „ACADEMIC FREEDOM suppressed“ (akademische Freiheit unterdrückt), „LABOUR UNIONS - FRATERNAL ORGANISATIONS – OPPOSITION PARTIES suppressed“ (Gewerkschaften – brüderschaftliche Organisationen – Oppositionsparteien unterdrückt), „WOMEN'S INDEPENDENCE suppressed“ (Unabhängigkeit der Frauen unterdrückt), „FREEDOM OF THE PRESS suppressed“ (Pressefreiheit unterdrückt), „JUDUCIAL INTEGERITY suppressed“ (richterliche Integrität [Makellosigkeit, Unverletzlichkeit, Unversehrtheit, Reinheit, Rechtschaffenheit] unterdrückt). Dahinter scheinen sich in Reihen geordnet weitere Menschen im gleichen Zustand zu befinden.

Der Redner oben hat dunkle, kurz geschnittene Haare und einen kleinen Oberlippenbart. Er trägt ein Hemd mit Hakenkreuz-Armbinde, Krawatte, Hose und ein Koppelschloss. Sein Mund ist zum Reden aufgerissen. Er ist zum Publikum vorgebeugt, sein rechter Arm erhoben und mit dem Zeigefinger gestikulierend, sein linker Arm seitlich aufgestützt. Dahinter stehen zwei Männer. Der hintere trägt Uniform und einen Stahlhelm mit Abzeichen wie die Soldaten, der vordere ist dick und trägt eine Uniform mit Mütze, Schärpe und vielen Orden/Abzeichen, zwischen Rumpf und rechtem Arm einen Stab. Dahinter stehen wieder zwei Männer. Der hintere trägt zivile Kleidung (Hemd und Krawatte), eine Brille und hat kurze Haare. Der vordere trägt auch zivile Kleidung, ist klein und hat einen auffallend länglich-ovalen Kopf. In der Hand hält er einen Zettel, auf dem etwas geschrieben ist (vielleicht ein Redeentwurf) Dahinter stehen zwei weitere Männer. Der hintere trägt eine schwarze Uniform und Mütze und eine Brille. Der vordere ist dick, kahlköpfig und trägt eine Uniform mit vielen Abzeichen und Hakenkreuz-Armbinde. Mit seinem linken Arm hält er eine Zeitung an seinen Rumpf, deren Titel „Der Stürmer“ lautet. Ganz hinten steht ein Mann in Uniform mit Hakenkreuz-Armbinde, vielen Orden/Abzeichen und einer Schaftmütze.

Deutung

Die oben stehende Gruppe sind Männer der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) und der deutschen Reichsregierung. Vorne spricht als Redner Adolf Hitler, Parteivorsitzender sowie Führer und Reichskanzler. Die Bildunterschrift (in englischer Sprach) ist als Redeaussage Hitlers gedacht.

Dieser sagte z. B. im zu einem Parade- und Aufmarschplatz umgestalteten Lustgarten in Berlin zu einer großen Versammlung von SA-Männern am 30. Januar 1936:

„Heute können wir mit Stolz uns als Deutsche vor der Welt sehen lassen. Dem deutschen Volke ist gerade in diesem letzten Jahre unseres Regimes auch die Ehre vor der Welt zurückgegeben worden. Wir sind nicht mehr wehrlose Heloten, sondern sind freie und selbstbewußte ‚Weltbürger‘ geworden.

Mit Stolz können wir diese drei Jahre an unseren Augen vorüberziehen lassen.“

Das Publikum und die Soldaten wirken wie eine gleichgeschaltete Menge. Die Reichswehr war 1934 auf die Person Hitlers vereidigt worden. 1935 war in Verletzung der Bestimmungen des Friedensvertrages von Versailles in Deutschland die Wehrpflicht wieder eingeführt worden und die Reichswehr wurde zur Wehrmacht. Das Abzeichen an den Stahlhelmen sind drei Streifen in den damaligen Reichsfarben Schwarz-Weiß-Rot.

Der Aussage über wiederhergestellte Ehre und Freiheit des deutschen Volkes wird in der Karikatur die offengelegt tatsächliche Unterdrückung entgegengestellt. Die Aussage soll als Propaganda und Ideologie entlarvt werden, die über wesentliche Dinge hinwegtäuscht. Menschen sind verhaftet, misshandelt, getötet und eingesperrt worden. Grundrechte haben praktisch ihre Geltung verloren. Es galt im nationalsozialistischen Deutschland keine Religionsfreiheit mehr, keine akademische Freiheit (Freiheit von Wissenschaft, Forschung und Lehre an Universitäten/Hochschulen und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen), keine Gewerkschaften (Zerschlagung am 2. Mai 1933), keine Organisationen der Freimaurer (Freimaurerlogen in Deutschlandweit wurden bis 1935 unter Druck und Zwang aufgelöst und Freimaurerei 1935 verboten), keine Oppositionsparteien (Parteien hatten sich unter Druck selbst aufgelöst oder wurden zerschlagen, mit einem „Gesetz gegen die Neubildung von Parteien" vom 14. Juli 1933 war ein Einparteienstaat endgültig begründet), Unabhängigkeit von Frauen eingeschränkt (in erheblichem Ausmaß Verdrängung aus Berufstätigkeit, Ablehnung rechtlicher, politischer und gesellschaftlicher Gleichberechtigung), keine Pressefreiheit und kein echter Rechtsstaat mit richterlicher Unabhängigkeit und Rechtschaffenheit.

weitere Männer der oberen Gruppe, von links nach rechts:

hinten: General Werner von Blomberg (Reichswehrminister/Kriegsminister 1933 – 1938)

vorne: Hermann Göring (1933 zunächst Reichsminister ohne Geschäftsbereich, dann Reichsminister der Luftfahrt, Ministerpräsident von Preußen, seit 1935 Oberbefehlshaber der Luftwaffe und Reichsmarschall [sein Marschallstab ist auf der Karikatur zu sehen)

vorne: vielleicht Franz Gürtner (Reichsjustizminister 1932 – 1941) oder Franz Seldte (Reichsarbeitsminister 1933 – 1945)

hinten: Joseph Goebbels (Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda 1933 – 1945)

hinten: Heinrich Himmler (Reichsführer SS 1934 – 1945)

vorne: Julius Streicher (NSDAP-Gauleiter, 1925 – 1936 von Mittelfranken, nach Umbenennung 1936 – 1940 von Franken; Gründer, Eigentümer und Herausgeber der heftig und drastisch antisemitischen [judenfeindlichen] Zeitung „Der Stürmer“)

ganz hinten: vielleicht Viktor Lutze (1934 – 1943 Stabschef der SA; der Mann trägt eine für die SA typische Schaftmütze)

Das Bild zeigt die Auswirkungen der Nazi-Diktatur.

Unter dem Podest kann man sehen, welche Leichen die Nazis im Keller hatten. Die Grundlage für ihre Macht war die Einschränkung von Freiheiten. Die eingeschränkten Freiheiten sind jeweils als geknebelte Leichen dargestellt.

Nadia097 
Fragesteller
 27.02.2021, 14:41

Danke dir

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Nadia097 
Fragesteller
 27.02.2021, 17:37

Welche Bedeutung haben die abgebildetes Personen?

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alterbaer74  27.02.2021, 17:55
@Nadia097

Naja, da steht die Führungsriege der Nazi-Diktatur. Als erstes Hitler, der Dicke in der dunklen Uniform ist Herman Göring, der Kleine hinter ihm ist Joseph Goebbels, der Dünne mit der dunklen Uniform ist Heinrich Himmler. Wer die Anderen sein sollen weiß ich nicht. Ich tippe, dass die Karikatur aus den ersten Jahre nach der Machtergreifung stammt. So 1933 - 1935. Von dem her könnte der große Mann zwischen Hitler und Göring Werner von Blomberg sein. Er war bis 1938 Reichswehrminister. Der große Mann hinter Goebbels könnte Franz von Papen sein, der damals Vizekanzler war. Oder es ist Hjalmar Schacht, seinerzeit Reichsbankpräsident. Wer die Beiden ganz rechts sind, weiß ich nicht. Der Dicke könnte Ernst Röhm sein, seinerzeit Chef des SA. Der Mann ganz rechts könnte Rudolf Heß sein, seinerzeit Privatsekretär von Hitler und Stellvertreter des Führers.

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Soweit ich weiß, natürlich nach genauerer Betrachtung des Bildes. Es sieht aus wie ein Bild mit Leichen, auf denen Dinge geschrieben sind. Was sinnvoller ist, wenn man sich die darauf geschriebenen Dinge ansieht. Wie die Religionsfreiheit und so. über das Urteil der Gesellschaften? Ich habe keine Ahnung. Aber weil es auf die Leichen geschrieben ist, zeigt es die Probleme, die wir jetzt haben. Wie Rassismus, um zu zeigen, was sie verursachen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung