Kann barfuss laufen süchtig machen?

16 Antworten

Grundsätzlich ist alles, was man regelmäßig tun muss oder sobald man sich nicht wohl oder gar krank fühlt, wenn man es nicht tun kann/darf, eine Sucht.

Der Begriff "Sucht" ist ja zu Recht negativ besetzt, deshalb würde ich ihn nicht im Zusammenhang mit Barfußlaufen gebrauchen. Ansonsten passt aber genau auf mich, was du geschrieben hast. Ich will unbedingt barfuß laufen, bei fast jedem Wetter und zu jedem Anlass, bei dem nackte Füße für Nicht-Barfüßler noch einigermaßen akzeptabel sind.

Es kann sein, dass dieses Verlangen, barfuß zu leben, im Lauf der Zeit größer geworden ist, obwohl ich eigentlich auch schon als Jugendlicher am liebsten ganz ohne Schuhe gelebt hätte. Was sich auf jeden Fall gesteigert hat, ist meine Bereitschaft, auch wirklich barfuß zu laufen und sich weder vom Wetter noch von anderen Hindernissen abhalten zu lassen.


BarfussTobi  23.11.2020, 01:42

Zumindest gäbe es bei dieser "Sucht" keine Beschaffungskriminalität.

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Die schwierigkeiten werden jedenfalls immer weniger mit der zeit. Schotterwege, die zuerst unüberwindlich scheinen, sind nach einiger zeit nur noch etwas unangenehm und fallen irgendwann kaum noch auf; das bedeutet nicht, dass sich der tastsinn zurückbildet, sondern ist vielleicht eine kombination aus kräftigung der füße und umprogrammieren im kopf. Die gleiche stimulation kann als schmerz oder als neutral bewertete tastempfindung interpretiert werden.

Was ich als "etwas süchtig" empfinde, ist das kribbeln in den fußsohlen ein paar tage nach einer größeren beanspruchung, das ich als ein verlangen nach weiterer starker stimulation wahrnehme. Dann gehe ich gerne auch auf etwas rauheren böden.

Ich glaube das hängt eng zusammen mit dem, was viele sportler erleben: Was zuerst als große anstrengung erscheint, wird mit der zeit immer leichter und schließlich wird das erbringen eigener leistung sogar zum genuss, zum flow.

Der begriff "Sucht" wird in der medizinischen fachsprache vermieden. Am ehesten könnte es sich um eine substanzungebundene abhängigkeit handeln ("wiederholte Handlungen ohne vernünftige Motivation, die nicht kontrolliert werden können und die meist die Interessen des betroffenen Patienten oder anderer Menschen schädigen"). Die kriterien "kontrollverlust" und "schädigen der eigenen interessen oder anderer" dürften jedoch nicht zutreffen.

Solange du nur sagst "ohne diese aktivität fehlt mir was, ich brauche das", aber die kontrolle behältst, ist es keine abhängigkeit im medizinischen sinn. Kritisch würde es dann, wenn du beispielsweise trotz erfrierungen immer wieder barfuß im frost gehen musst, obwohl es dich schädigt. Wenn du schmerzen und verletzungen völlig ignorierst und die vernunft ausschaltest. Aber gibt es das? Ich kenne einige barfußgänger, viele davon haben ihren körper besser kennengelernt und niemand macht es bis zur selbstaufgabe.


BarfussTobi  31.03.2018, 00:57

Sehr gut erklärt finde ich.

Ich bin jetzt mal fies und drehe die ganze Sache mal rum: Kritisch wird es dann wenn man trotz Schmerzen immer wieder Schuhe anzieht obwohl Schuhe den menschlichen Körper schädigen. Schmerzen und Verletzungen werden ignoriert von vielen Schuhträgern.

Ich mache denen auch keinen Vorwurf schon aus dem Grund weil ihnen von den Schuhherstellern aber auch von vielen Orthopäden was falsches erzählt wird wie z.B. dass wir Schuhe mit Fußbett bräuchten um die Fußgewölbe zu unterstützen.

Der größten Fehler der gemacht wird ist der Versuch mehr Körpergewicht auf den Ballen mittels einer Fersenerhöhung zu verlagern. Dadurch kommt die gesamte Körperstatik durcheinander und kann zu schwerwiegenden Schädigungen von Knie, Hüfte und Rücken führen. Leider glauben sehr viele Menschen dass die Erhöhung der Ferse gut für den Körper wäre. Treten aber Probleme auf werden die Ursachen in allen anderen Sachen gesucht aber nicht in dem Schuhwerk welches eine künstlich herbeigeführte Fehlstellung verursacht hat.

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Je mehr man barfuß läuft und desto besser trainiert die Füße sind, desto stärker wird das Bedürfnis nach Barfußlaufen und desto mehr lehnt man Schuhe und Sandalen ab. Die ist ein sehr gesundes Gefühl bzw. Bedürfnis.

Zur Sucht wird es nur, wenn man sich in Situationen, wo es unangemessen ist, selber schadet (und anderen womöglich auch):

Das ist bei uns v.a. das erwünschte gesellschaftskonforme Verhalten, z.B. am Arbeitsplatz (entegen dem Willen des Chefs / des Betriebs / entgegen der Sicherheitsvorschriften das eigene Barfußlaufen durchsetzen und damit seinen eigenen Arbeitsplatz gefährden), z.B. bei Beerdigungen andere vor den Kopf stoßen, etc.

Sehr selten kommt m.E. vor Verhalten, was dem eigenen Körper schadet (z.B. zu kalt --> Erfrierungen, Bergsteigen in den Kalkalpen ohne Notsandalen / -schuhe dabei zu haben, wegen der manchmal vorkommenden scharfkantigen Kalkgeröllpfade ohne Ausweichmöglichkeit auf Wiesen etc).

Barfußlaufen ist sehr gesundheitsfördernd, wenn man in der Lage ist, das an sich äußerst gesunde Bedürfnis von Körper und Seele danach dann zu unterdrücken, wenn man sich sonst selber schaden würde. Die Grenzen sind individuell, sie sollten nur angemessen abgesteckt sein.


BarfussTobi  22.04.2018, 20:24

Ich muss beruflich Sicherheitsschuhe tragen durch diese hatte ich mir vor 5 Jahren fast die Knie ruiniert weil ich falsch mit denen im Fersengang gegangen war.

Deswegen ist das Barfußlaufen bei mir eine Sucht geworden weil es die einzige Möglichkeit war auf Ballengang umzustellen so dass ich auch in Sicherheitsschuhen im Ballengang gehen kann. Seit dem bin ich knieschmerzfrei.

Zur Beerdigung meines Vatis der nach langer schwerer Krankheit letzten September von seinen Leiden erlöst wurde war ich auch barfuß. Mein Vati hätte nicht gewollt dass ich durch das Tragen von (Absatz-)Schuhen wegen seiner Beerdigung Schmerzen gehabt hätte.

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Da Du eine solche Frage stellst gehe ich davon aus dass Du gewisses Suchtpotential dabei siehst.

Dies kann ich voll und ganz bestätigen und ich sehne mir jeden Arbeitstag den Feierabend herbei damit es endlich die schweren Sicherheitsschuhe loswerden kann. Und da käme ich niemals auf die Idee freiwillig meine Füße in Schuhen zu quälen.

Das mit dem Freisetzen von Endorphinen ich weiß nicht ob man es wirklich als eine Sucht bezeichnen kann. Aber was das Barfußlaufen von einer klassischen Sucht unterscheidet ist

  • Es gibt keine Beschaffungskriminalität
  • Es gibt keine schädlichen Nebenwirkungen

Was es aber gibt sind Entzugserscheinungen wenn man nicht barfußlaufen kann was sich u.a. mit starker Schweißbildung und schmerzhaften Druckstellen an den Füßen äußert.

Barfußsüchtige Grüße

Tobi

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – seit 2013 in der Freizeit barfuß immer und überall

Florianrudolf87 
Fragesteller
 30.03.2018, 17:51

Naja irgendwie schon weil ich auf keinen Fall Socken oder feste Schuhe anziehen will. Aber nur barfuss muss ich auch nicht haben. Wie du mittlerweile weisst trage ich unheimlich gerne Flip flops gerade im Winter oder ich muss mindestens Sandalen bei der Arbeit tragen, was ich nicht so gerne mache, aber es geht halt nicht anders, so wie bei dir Sicherheitsschuhe Pflicht sind( zum Glück muss ich die nicht haben).

Meine Frage bezog sich vermehrt auf unseren Nachbarsjungen, er hat mir erzählt, er könne gar nicht mehr aufhören barfuss zu laufen gerade wenn er draussen spielt mit seinem Kumpel und es liegt schnee will er immer weiter draussen bleiben und herumtoben Stunden lang will er draussen bleiben und durch schneematsch Pfützen springen. Zum Glück machen die Füsse das mit und er bekommt keine ernsthaften erfrierungen sonst könnte das gefährlich für seine Füsse werden. Ich denke das das eine Art sucht sein könnte. Wie denkst du darüber?

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BarfussTobi  30.03.2018, 20:21
@Florianrudolf87

Ja klar ist es eine Art Sucht mir geht es ja ähnlich. Und ich kenne das auch von anderen Barfüßern.

Stelle Dir doch mal folgendes vor: Du müsstest den ganzen Tag Fausthandschuhe tragen und trägst auf einmal keine mehr. Und dann stellst Du fest dass man ja mit den Fingern greifen kann. Möchtest Du dann wieder Fausthandschuhe anziehen.

Ich sehe Schuhe als notwendiges Übel als Schutz vor Verletzungen genauso wie ich Handschuhe dann trage als Schutz vor Verletzungen, sonst nicht.

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uncia  31.03.2018, 00:27
@Florianrudolf87

Der wird hoffentlich seine eigenen grenzen kennen und wenn er eine erfrierung erleiden sollte, wird er daraus lernen und zukünftig vorsichtiger sein. Herumtoben ist eh genau das richtige bei kälte, es hält den körper warm und den kreislauf in schwung.

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Florianrudolf87 
Fragesteller
 31.03.2018, 07:32
@uncia

Er scheint sehr abgehärtet zu sein, weil er sich noch nie grössere erfrierungen zugezogen hat. Der springt in schneematsch wo ja auch Salz und streugut drin ist, wo die Füsse ja zusätzlich angreift und es macht ihm nichts aus, geht bei minus 10 Grad barfuss zum Schulbus usw.

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