Jurastudium in den USA?

1 Antwort

Du wirst in den USA nicht direkt in eine Law School kommen, wenn du keinen Bachelor abgeschlossen hast. Das ist dir ja schon bewusst. Einen Bachelor von vorn zu starten finde ich ziemlich schwachsinnig: das sind 4 Jahre, in denen du sinnlos von Vor-Matura-Niveau(!) ausgehen musst. Kann sein dass dir ein bisschen was angerechnet wird, das ist aber spekulativ.

Also würde ich dir dringend raten, wenigstens deinen Bachelor abzuschließen. Und trotz allem auch überlegen, ob nicht die übliche Route für europäische Juristen sinnvoller ist: man macht die Ausbildung in der Heimat fertig und hängt dann einen LLM in den USA dran, um anschließend ggf. das Bar Exam im jeweiligen Bundesstaat zu machen. Mitunter wird sowas sogar vom Arbeitgeber mitfinanziert (natürlich nicht von der Wald-und-Wiesen-Kanzlei ums Eck).

Es geht nur darum, wie ihr die Chancen für ein Studentenvisum einschätzt, wenn ich:

Das Visum ist das allerkleinste Problem, wenn du an einer Uni aufgenommen wirst. Es ist praktisch nur eine Formalität, die USA sind sehr offen für zahlende Gäste wie Studenten. Richtig schwierig wird's mit dem Visum erst nach dem Studium. Auch ein abgeschlossenes US-Studium garantiert dir kein H-1B oder gar eine Greencard.

Von den sehr, sehr hohen Kosten fürs College bzw. noch viel mehr die Law Schools haben wir da noch gar nicht gesprochen.


PaulPanther2003 
Fragesteller
 04.05.2024, 23:11

Danke für die Tipps. Allerdings glaube ich, dass ganze Studium in Europa fertig zu machen wäre für mich, wenn ich in den USA bleiben will, relativ wenig zielführend und man als Jurist soviel Zeit wie möglich in dem Land studieren sollte, in welchem man dann auch tätig sein will. Die Rechtsunterschiede sind schon gravierend (ich habe mich auch schon mit deutschem Recht befasst und es gibt schon zwischen Österreich und Deutschland unterschiede [wenn auch im Zivilrecht v.a. eher formeller als materieller Natur, also, wo was steht und teilweise Prozessrecht]). In den USA basiert, wie dir sicher bekannt ist, das Rechtssystem zu einem überwiegenden Teil auf dem "common law",welches sich dort, auch in den einzelnen Bundesstaaten völlig eigenständig entwickelt hat während in (Kontinental-)Europa das "civil law" dominant ist. Außerdem ist in den USA viel mehr Kompetenz auf die Bundesstaaten ausgelagert (auch im Zivil- und Strafrecht, welches jeweils in Österreich komplett und in der BRD zum überwiegenden Teil Bundessache ist). Ich denke daher, dass es sogar ratsam wäre, in dem Bundesstaat die law school zu besuchen, in dem man später auch tätig sein will, da Rechtsunterschiede zwischen den Bundesstaaten mitunter gravierender sein können, als teilweise in Europa zwischen verschiedenen Nationalstaaten (Bsp. Lousiana als "civil law" geprägtes "mixed legal system").

Auch wenn ich mit einem europäischen Titel und einem an das europäische Masterstudium angehängten LLM ins Bar Exam komme und es mit etwas Vorbereitung sogar bestehe, fürchte ich, dass ich immer noch erhebliche Wissensrückstände im Vergleich zu meinen US-Kollegen, die jahrelang das amerikanische Recht studiert haben, haben würde.

PS: Dass ich ohne Bachelor nicht direkt in die law school komme, weiß ich, deswegen frage ich ja, ob ich den WEg über "pre law" gehen soll. Dafür, zumindest den Bachelor in Europa fertig zu machen spricht allerdings, dass man sich die 4 Jahre spart. Fraglich ist dann, inwiefern ich dann ohne "prelaw" schlechter vorbereitet bin. Allerdings dürfte das nicht das große Problem sein, angesichtes dessen, dass "pre law" nur einer von vielen Wegen in die law school ist und auch viele über "political science" und teilweise sogar naturwissenschaftliche Fächer reinkommen. Im Vergleich zu diesen genannten Fächern ist ein Bachelor in europäischem Recht sicher keine schlechtere Vorbereitung.

Aber nochmals vielen Dank für deine Ausführungen. Wenn Du oder sonst wer noch Tipps hat, freuen sich ich und andere an diesem Thema interessierte weiterhin auf Eure Antworten.

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PaulPanther2003 
Fragesteller
 04.05.2024, 23:14
@PaulPanther2003

Ein anderes Thema wäre dann, ob ein europäischer Bachelor vielleicht sogar Pluspunkte bei der Bewerbung und evtl. für einen späteren Greencard-Antrag gibt (man hat dann ja eine Qualifikation, die der durchschnittliche amerikanische Jurist nicht hat und ist für Mandanten, die Geschäftsbeziehungen nach Europa pflegen besonders interessant, würde ich dsagen

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