Ist Wikipedia wirklich politisch neutral?

6 Antworten

Absolute politische Neutralität ist quasi nicht möglich, deswegen kann es durchaus sein, dass du in einer Stichprobe von Artikeln danach suchst, dir das so erscheinen kann. Insgesamt dürfte sich das aber +- die Waage halten.

Ausserdem sind Wikipedia Artikel meist von Wissenschaftlern, Studenten bzw. eher gebildeten Leuten verfasst. Das gebildete Leute politisch "tendenziell eher" Links der Mitte sind, ist bekannt.


FeistNerowski  24.02.2018, 21:20

Danke!

Japp, gebildete Menschen sind politisch tatsächlich eher links, das ist nicht von der Hand zu weisen. Was nicht bedeutet, dass ungebildete Menschen eher rechts sind - mitnichten. Aber politisch rechte sind tatsächlich eher 'nicht so gebildet'. Was keineswegs heißt, dass sie nicht klug sein können, Intelligenz und Bildung sind ja nicht das Gleiche.

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Patscherkofl  24.09.2018, 11:45

"... Außerdem sind Wikipedia Artikel meist von Wissenschaftlern, Studenten bzw. eher gebildeten Leuten verfasst. Dass gebildete Leute politisch "tendenziell eher" Links der Mitte sind, ist bekannt."

Das sind sehr kühne Behauptungen, die sich, wegen der Anonymität der meisten WP-Autoren, jedenfalls nicht belegen lassen. Meine Beobachtungen sind -- natürlich auch meinungsgetränkt:

Es gibt durchaus sehr einflussreiche Wikipedia-Autoren, die die Wikipedia als Nachweis ihrer Bildung ansehen, sonst aber wahrscheinlich kein Studium hinter sich gebracht haben. (Jemand hat mal vom "Wikipedia-Abitur" gesprochen, das durch die Mitarbeit erst erworben wird.)

Es gibt Fachleute, die so sehr von sich als Fachleuten überzeugt sind, dass sie niemand neben sich dulden, auch keine anderen Fachleute. Der User Orientalist fällt mir da ein.

Ansonsten und summarisch: Natürlich ist die deutsche WP ideologisch 68erhaft linkslastig. Das zeigt sich immer da, wo man einfach zwei Standpunkte einander gegenüberstellen könnte. Das geschieht sehr oft nicht, weil der nicht-linke Standpunkt als rechtspopulistisch usw. gilt. (s. auch hier, weiter oben).

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Wikipedia ist relativ zuverlaessig. Der Grund dafuer ist die Veraenderbarkeit und Einspruch von aussen.

Somit sind bei unklaren Berichten immer Hinweise zu lesen, das bald Aenderungen wegen neuer Erkenntnisse vorgenommen werden muessen.

Somit ist das schon ein Vorteil, das Wiki kein DOGMA ist.


Patscherkofl  24.09.2018, 11:48

"Wikipedia ist relativ zuverlaessig."

Es gibt da Untersuchungen, die ich aus Zeitgründen nicht raussuche: Bei MINT-Themen ist die WP erste Sahne, oft schon bei historischen, vor allem aber gegenwartspolitischen Themen von Jusos und Neo-68ern geschrieben und nicht neutral.

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zetra  24.09.2018, 12:57
@Patscherkofl

Ich habe auch einen Bericht bei Wiki gefunden, der 100% falsch geschrieben wurde und sogar noch polemisch unterlegt, damit diese falsche Wirkung noch hervor sticht.

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"Kann man Wikipedia wirklich als politisch neutral ansehen?"

Nein, auf gar keinen Fall. Hinter den Kulissen wird dort bis aufs Messer gekämpft und es setzen sich diejenigen durch, die am besten vernetzt sind. Ich weiß, wovon ich rede, weil ich dort eine Zeit lang selbst mal recht intensiv geschrieben habe.

Wie die Machtkämpfe dort funktionieren, kannst Du der Reportage "Die dunkle Seite der Wikipedia" entnehmen.

https://www.youtube.com/watch?v=5p4NmPLoh8k

Sehr prägnant beschreibt auch Markus Kompa das unappetitliche Treiben der Wikifanten:

"Bei Recherchen entdeckte ich Ende 2007 zufällig einen Artikel zu einem polit­historischen Thema, der sich definitiv in einem - sagen wir mal ganz diplomatisch - "unqualifizierten Zustand" befand. (...) Der Artikel wurde von einem Benutzer verteidigt, den ich damals für einen gleich­berechtigten Benutzer hielt. Und dem Benutzer wurden Admins gefällig, die ich für normale Admins hielt. Ich saß ahnungslos in der Falle.

In Wirklichkeit hatten sich meine Gegner konspirativ verschworen: Durch die Bank weg handelte es sich um Herrschaften des Hamburger Wikipedia-Stammtisches, die ein Kartell bildeten. Ebenso wenig wie Franz Kafka hatte ich von Anfang an auch nur die allergeringste Chance, mit Sach­argumenten durchzudringen. Doch dies alles war mir damals unbekannt gewesen.

Die geringste Schärfe im Ton konnte als angeblicher "persönlicher Angriff" gewertet werden, etwa die das Absprechen jeglicher Kompetenz auf einem bestimmten Gebiet, was allerdings nachweislich der Fall gewesen war. Umgekehrt durfte man sich mir und meinen Mitstreitern jede Demütigung herausnehmen und die Regeln wissenschaftlicher Arbeitsweise sowie die Wikipedia-Regeln nach Belieben ignorieren. Mein Gegner und seine Schergen waren sakrosankt. Wie gesagt, die Zusammenhänge hinter den Kulissen und der Admin-Corpsgeist waren mir unbekannt, auch wenn mir schon damals einige überflüssig abschätzige Kommentare von Admins merkwürdig temperamentvoll vorkamen."

"Nach den Jahren des Aufbruchs haben die meisten Autoren der Wiki-Community längst den Rücken gekehrt. Die einstige Idee des kollektiven Wissens wird heute von einer überschaubaren Clique untereinander heftig zerstrittener, provinzieller Streithanseln dominiert, die ihre Intriganz allenfalls dann überwinden, wenn es gegen Leute von außen geht."


Man schaue doch mal z.B. bei wikipedia unter "Christian Lindner" nach, unter dem dortigen Punkt: "Eigener Wikipedia Artikel" und mache sich selbst ein Bild.


Patscherkofl  24.09.2018, 11:59

Schöner Hinweis! Kannte ich nicht.

"Im Januar 2013 erschienen zwei Artikel der Wirtschaftswoche, die sich mit Euphemismen im damaligen Wikipedia-Artikel über Lindner befassten. Einige dieser Änderungen in der Versionsgeschichte stammten von IP-Adressen des Bundestags und des Landtags Nordrhein-Westfalen, denen Lindner zur Zeit der Artikelbearbeitungen jeweils angehörte. Die Wirtschaftswoche mutmaßte, dass diese Änderungen von Lindners Mitarbeitern stammen könnten."

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Patscherkofl  24.09.2018, 12:03
@Patscherkofl

Ich konnte nicht mehr bearbeiten. Also das noch:

" Am 15. Februar 2013 berichtete heise online, Lindner habe über eine Rechtsanwaltskanzlei die Wirtschaftswoche und weitere Websites, die den Artikel übernommen hatten, aufgefordert, diesen und sämtliche Links darauf zu löschen. Die Wirtschaftswoche berichtete auch über vorherige Aufforderungen an Medien, sie sollten bestimmte Medienartikel über Lindner im Internet löschen oder verändern. Einem Sprecher Lindners zufolge sei dies geschehen, damit dann die Aussagen aus dem Wikipedia-Artikel entfernt werden könnten, da sie nicht mehr belegt seien."

Das zeigt im Übrigen, dass die Sache mit den Belegen so eine Sache ist. Ich klaue mal jemands Kurzformel, die ich irgendwann gelesen habe: "Man muss nur zuerst das Buch schreiben, dass man dann als Beleg bei der Wikipedia anführt." Hier sieht man, dass es auch andersrum geht: Artikel verändern, sodass Belege nicht mehr da sind.

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Auf jeden Fall ist wiki das am besten aktuell redigierte Konversationslexikon aller Zeiten. Kein anderes diskutiert nachvollziehbarer den veröffentlichten Sachstand zu seinen Stichworten öffentlich transparenter und quellentechnisch belegter.

Für rechtspopulistische Haltungsschwafelei wie für solche unbelegten Gefühlsvorwürfe wie du sie hier erhebst, bleibt da allerdings wenig Spielraum.


Patscherkofl  24.09.2018, 11:38

"rechtspopulistische Haltungsschwafele"

Nun ja, von solchen Vorgehsensweisen mit solcher Wortwahl war ja vorher ausdrücklich die Rede! Ist das so schwer zu verstehen?

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atzef  24.09.2018, 12:32
@Patscherkofl

Ja, nicht jede rechte fake-News schafft es in wiki. So what? Die haben da auch schlicht nichts zu suchen, allenfalls als abschreckendes Beispiel.

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