Ist konditor eine gute Arbeit? Wie ist die arbeitszeit und wie ist das Gehalt?

1 Antwort

Vorweg: Ich arbeite nicht als Konditor, das geschilderte Wissen ist das, was Freunde mit diesem Beruf mir berichtet haben:

Früh aufstehen ist kein Problem für mich aber ich will nicht am Wochenende oder Feiertag arbeiten

Du kannst damit rechnen, oft nicht nur früh, sondern mitten in der Nacht aufstehen zu müssen.

Anfangszeiten sind je nach Firma oft zw. 1 und 5 Uhr morgens, entsprechend früher musst du aufstehen, da auch z.B. Nahverkehr um die Uhrzeit nur sehr unregelmäßig oder gar nicht fährt, im Winter oft noch nicht gestreut ist falls du Auto fährst usw..

Denn ab Ladenöffnung um z.B. 6 oder 8 Uhr muss der erste Schwung bereits fertig sein, damit z.B. Hotel beliefert werden können und Kunden schon die gewohnte Auswahl in der Auslage liegen haben. Je nach Transportwegen, also wie viele Läsen mit welcher entfernung es gibt, müssen die Sachen ja entsprechend früh fertig sein. Danach folgen dann Dinge, die für den nächsten Tag vorbereitet werden oder länger halten.

Denn je nach Arbeitgeber macht man ggf. auch ein paar Bäcker Aufgaben oder kleine Gerichte mit, gerade im Winter beispielsweise eine Auswahl an Weihnachtskeksen die mit verkauft werden.

Zum Thema Wochenende und Feiertage:

Das ist eben genau die Zeit, wo viele Kunden frische Kuchen und andere Backwaren haben wollen, entsprechend ist dann oft viel mehr los als unter der Woche. Denn da hat man als arbeitender Mensch eher Zeit um Familie und Freunde zu treffen und gemütliches Kaffeetrinken zu veranstalten oder sich alleine was zu gönnen.

In der Regel musst du dann also arbeiten und hast nur gelegentlich mal frei.

Ich weiß z.B., dass bei Niederegger an Silvester fast alle Konditoren, Azubis usw. arbeiten müssen, um die Berge an vorbestellten und für den Spontanverkauf gedachten Berliner herzustellen. Da darf kaum einer frei nehmen, erst recht nicht regelmäßig, weil jede Hand gebraucht wird und natürlich alle möglichst früh nach Hause wollen. Trotzdem ist das in der Regel auch eine extra lange Schicht mit Überstunden, weil so viel zu tun ist. Statt am späten Nachmittag war dann oft erst am frühen Nachmittag Schluss, hinterher muss ja auch noch alles geputzt werden usw. Je mehr frei haben oder krank sind (was natürlich extra negativ auffällt), desto länger müssen die Kollegen arbeiten um die Arbeit zu schaffen.

Damit musst du dich also anfreunden können, wenn du diesen Job machen willst.

und ich habe gehört, dass das Gehalt als Konditor zu wenig ist

Tatsächlich verdienen viele nach Ausbildung nur knapp über Mindestlohn, gerade wenn man die (oft unbezahlten) Überstunden gegenrechnet.

Viele ungelernte Arbeiter oder Leute mit anderen Ausbildungen (Koch, Bäcker,...) drücken hier oft den Preis.

Kunden wollten eben nicht viel zahlen und Dinge wie Ladenmiete usw. müssen ja auch noch gezahlt werden.

Man kann Glück haben und etwas mehr verdienen, aber die Stellen sind dann oft natürlich auch "hart umkämpft".

Als Meister oder mit viel Berufserfahrung ist natürlich etwas mehr drin, aber dahin muss man auch erstmal aufsteigen und solange mit dem geringeren Gehalt auskommen.

Ah ist die soziale kontakte für sie schwer mit diese arbeit?

Es ist natürlich schwerer, als wenn man eine normale 5 Tage-Woche und "normale" Arbeitszeiten hat, aber es gibt einige Jobs mit Schichtdienst und die bekommen es ja auch hin.

Das trifft ja nicht nur Konditoren, zumal du da immerhin oft früh Schluss und kaum wechselnde Schichten hast, sondern auch Köche, Polizisten, Pflegepersonal, Feuerwehr, Fahrer (Taxi, LKW, Bahn, Bus,...), Reinigungskräfte, Call Center Mitarbeiter, Kassierer und so manchen anderen Job.

Und die schaffen es ja auch Familie, private Kontakte usw. zu koordinieren.

Ist nicht immer einfach, aber möglich. Man muss die freien Wochenenden einfach nur gut planen und bei Leuten die in der Nähe wohnen ggf. auf Treffen unter der Woche ausweichen, wenn das zum Schlafrhythmus passt.

Mein einer Ex hat in einem anderen Job auch in wechselnden Schichten gearbeitet, auch mit Wochenend- und Feiertagsarbeit und das haben wir auch über viele Jahre hinbekommen. Ich habe dann eben Besuche am Wochenende bei meiner Familie oder Freunden oft ohne ihn gemacht und die die ihm auch wichtig waren, auf das eine freie Wochenende im Monat gelegt. Wenn er sich früh genug frei gewünscht hat, konnten wir und die Arbeit das immer ganz gut planen.

Wenn dir der Job also Freude bereitet, sollte das kein Grund sein ihn nicht zu wählen.


bnatvietnam 
Fragesteller
 19.02.2022, 19:14

Vielen Dank. Deine Antwort war sehr hilfreich für mich <3

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