Ist es Ethisch vertretbar, Suizid zu begehen?

8 Antworten

Zunächst gilt, dass Ethik und Moral ein verantwortliches Miteinander regeln unter Menschen und von Mensch und Tier und Mensch und Umwelt. Soweit mein Handeln andere Menschen betrifft oder Tiere oder die Umwelt und damit indirekt wieder andere Menschen, "greift" die Ethik bzw. die Moral. Soweit meine Entscheidungen und mein Handeln mich alleine betreffen, gibt es keine zuständige Ethik oder Moral.

Bei einem Suizid sollte man mit Respekt sehen, dass hier jemand eine für sich sehr schwere und endgültige Entscheidung trifft. Das unterliegt nur solange ethischen Maßstäben, als andere Menschen mitbetroffen sind. Wenn eine Person sich z.B. auf Grund einer schweren, unheilbaren Erkrankung mit Ärzten seines Vertrauens, mit Freunden und nahen Verwandten ausgesprochen und für einen Suizid entschieden hat, gibt es keine ethische Beanstandung.

Wählt jemand den Suizid, weil er von Verwandten hart bedrängt worden ist, stellt sich die Frage der Ethik vor allem an die Verwandten.

Wählt jemand den Suizid, weil er sich ausgegrenzt und mit seiner Krankheit allein gelassen fühlt, ist die schwierige Frage, wieweit da ein unethisches Verschulden von Verwandten und Freunden vorliegt.

Unsere Gesellschaft erschwert den Suizid und verurteilt ihn - allein schon durch das Wort "Selbstmord". Hier wäre genauso ethisch zu hinterfragen, was die Gesellschaft mit diesem Verhalten bewirkt?

Dass wohlhabende Menschen sich ihre Freiheit zum Freitod in der Schweiz "leisten" können und die Armen mal wieder die armen Leute sind, die bis zur Neige ein schreckliches Dahinsiechen erleiden müssen, ist sicher die harmloseste Konsequenz.

Wenn sich Menschen in ihrer Verzweiflung vor Züge oder andere Verkehrsmittel werfen, wenn sie Verkehrsunfälle provozieren, dann bedeutet das immer auch das Mitleiden Unschuldiger. Noch schlimmer ist, wenn jemand wie jetzt bei German Wings hunderte Menschen mit in seinen Tod nimmt. Seltsamerweise ist man zwar über den Co-Piloten hergefallen, doch niemand hat die Frage gestellt, ob es dazu hätte kommen müssen, wenn wir mit dem Thema Freitod verantwortungsvoller umgehen würden und diese Menschen nicht vor ihnen unüberwindbar erscheinende Hürden stellen.

Meine Prognose: Das Thema wird sich noch verschärfen! Immer mehr ältere Menschen erleben den unwürdigen Tod ihrer Angehörigen und fragen sich, welch schreckliches Ende ihnen bei der ganzen Verlogenheit der Politik droht. Es ist weder Geld da für Schulen noch Infrastruktur und die Zustände in den Altenheimen und der Altenversorgung verschlechtern sich zusehends. Die Würdelosigkeit des Lebensendes ist künftig fast garantiert. Die Medien schauen weg und die Politik lügt uns die Taschen voll. Bevor ihr über das Thema diskutiert, solltet ihr mal ein Altenheim mit Demenskranken besucht haben.

gaurisankar  03.06.2015, 09:57

Also, einen einfachen "Klick" nur auf "hilfreich" fände ich hier als völlig unzureichend.

Diese Antwort müßte eigentlich Tag für Tag von allen Medien den Menschen immer wieder aufs Neue gezeigt werden - bis es jeder  begriffen hat.

Aber leider wird das halt immer nur ein Traum bleiben :-)

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Wenn jemand sehr leidet,

zum Beispiel weil er eine unheilbare Krankheit oder Schmerzen hat, ja.


In allen anderen Fällen würde ich sagen nein,

weil er andere Mitmenschen eher psychisch schadet / foltert dadurch,

etwa Verwandte oder Freunde.

Suizid durch Gewalt nicht, aber Suizid durch Verzicht auf Nahrung und Wasser schon. Gilt bei einigen Buddhistischen Ausrichtungen als Weg ins Nirvana.

Ethik ist ja das sittliche Verständnis, eigentlich die Lehre vom "Miteinander"...die Frage, die sich mir nun stellt ist folgende: Da sich der Mensch in manchen Situationen (Krieg, Bestrafung, Ehrenmord und ähnliches...) die Freiheit heraus nimmt, andere Menschen zu töten und dafür sogar die Legitimation durch Politik, Verfassung und Religion erhält, obwohl das Töten eines Menschen nach unserem ethischen Verständnis das Verwerflichste überhaupt ist, wie gering fällt dagegen die Verwerflichkeit der Selbsttötung aus? Hier handelt es sich meist um den freien Entschluss und die Tat eines Menschen, der keinen Sinn mehr in seinem Leben sieht oder sich in einer vermeintlich ausweglosen Situation befindet. Der Mensch dreht, biegt und verformt schon seit jeher seine eigenen Regeln bis zur Unkenntlichkeit, da ist die Selbsttötung eigentlich nur ein sehr kleiner Verstoß gegen die moralischen Grundvorstellungen.

Es wäre vertretbar, wenn es der Selbstmörder für sich für vertretbar hielt. Von anderer Seite wäre es unvertretbar, ihm seine Mündigkeit abzusprechen, ungeachtet vom persönlichen Weltbild.