Pflichtethik nach Immanuel Kant, Rüstungsindustrie?

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Immanuel Kants Pflichtethik bedeutet, das man aus einer inneren Pflicht heraus handelt. Das heisst, das eigene Handeln geschieht nicht etwa aus einem Wollen heraus (=wie in der aristotelischen Tugendethik), sondern aus einem inneren Müssen heraus: Dein Gewissen nötigt Dich quasi moralisch dazu (sog. "Selbstverpflichtung"). Gemäß Kant rührt diese Selbstverpflichtung letztlich daher, dass ein vernünftiges Wesen einsieht, was objektiv betrachtet richtig ist und sich daher auch danach richtet.

Mit diesem Kontext kannst Du jetzt die Frage auf jedes Thema anwenden, z.B. auch auf Deine Rüstungsexporte. In dem Beispiel wären diese also genau dann ethisch, wenn Du sie in vollster innerer Überzeugung als "richtig" ansiehst. Das könnte bspw. dann der Fall sein, wenn Du eine kleine, freiheitliche Demokratie in einem Land durch einen äußeren Feind massiv bedroht siehst und der Meinung bist, dass ein Waffenexport in dieses Land dessen Freiheit und Unabhängigkeit schützen könnte.

(Interessant ist übrigens, dass eine solche Pflichtethik ja trotzdem immer noch ein subjektives Konstrukt ist: Jemand anders könnte in seiner inneren Selbstverpflichtung zu einer komplett anderen moralischen Einschätzung gelangen. Z.B. könnte ein überzeugter Pazifist vielleicht zur Einschätzung gelangen, dass selbst in o.g. hypothetischen Beispiel eine solche Waffenlieferung nur noch zu mehr Toten führen könnte und es daher "vernünftiger" wäre, wenn sich die Menschen ihrem Feind freiwillig ergeben würden.

Das ist ein gewisser Widerspruch zu Kants kategorischem Imperativ, der implizit von dieser objektiven Richtigkeit ausgeht, die jeder "vernünftige" Mensch auch gleichermaßen erkennen- und anerkennen würde. Aber diesen Widerspruch kannst Du ja in Deiner Hausarbeit dem geneigten Auditorium als geistigen Knabberkern zum Nachdenken überlassen.. :-) )