Präsentationsprüfung Exorzismus?
Mein Thema für meine Präsentationsprüfung ist Exorzismus. Ein Unterpunkt nennt sich 'Bezug zur Ethik'.
Was haltet ihr vom Thema Exorzismus? Ist es ethisch/moralisch vertretbar? (auch aufgrund des Respekts und Ausnutzen der Menschen, aufgrund Religion usw )
und wie genau ist es mit der Religion verknüpft? danke im voraus
3 Antworten
Da muss man unterscheiden zwischen dem Exorzismus als "jegliche Handlung, die gesetzt wird, um eine vermeintliche Besessenheit einer Person zu beenden" (sehr weit gefasst und egal ob mit christlichem, schamanistischem, Wicca, anderweitig mythologischen Hintergrund), und dem klassichen Exorzismus der römisch katholischen Kirche (der meistens gemeint ist).
Dieser ist eine streng reglementierte und genau festgelegte Handlung durch einen speziell dafür ausgebildeten römisch katholischen Priester und wird nur in Ausnahmefällen genehmigt, aber er ist sehr wohl noch aktuell. Inzwischen müssen medizinische und psychiatrische Gutachten eingeholt werden, bevor ein Exorzismus zugelassen wird.
Aus psychologischer und psychiatrischer Sicht muss festgehalten werden, dass der Exorzismus durch seine Induktion einer Verbalsuggestion, nicht unähnlich therapeutischen Maßnahmen wie von Dr Langen oder Werner Meinhold beschrieben, tatsächlich auch eine akuttherapeutische Wirkung hat. Das heisst, egal ob man jetzt tatsächlich an die Besessenheit durch eine andere Wesensheit glaubt oder nicht, der große Exorzismus ist in der Lage, z.B. bei schweren psychotischen Schüben Linderung zu verschaffen.
Im Rahmen der Vorabindikation und entsprechenden Abklärung, in psychiatrisch fachkundiger Begleitung, halte ich persönlich das Ritual als "Measure of last resort" zulässig.
Exorzismus ist eine vorwissenschaftliche, mittelalterliche Methode und beruht auf dem primitiven Aberglauben an Teufel und Dämonen. Dabei werden irrationale Ängste heraufbeschworen, welche die Sache, nämlich eine psychische Erkrankung, meistens verschlimmern. Hinzu kommt die Tendenz zur Gewalttätigkeit, zumindest psychisch unangemessenen Druck auszuüben, Schuldgefühle einzureden und Ängste auszulösen. Auch das Unterbewusstsein spielt dabei eine verhängnisvolle Rolle: tief unbewusste traumatische Erfahrungen, an die man sich bewusst nicht erinnert, die aber im transpersonalen, unbewussten Gedächtnis glasklar gespeichert sind.
Mit dem Exorzismus verhält es sich in der Regel so, dass man, sprichwörtlich gesprochen, den Bock zum Gärtner macht, oder, der Mörder tarnt sich hier als Gärtner.
Die Behandlung von krankhaften Besessenheitsphänomenen gehört in die Hand erfahrener Psychotherapeuten, die historisch unvorbelastet sind.
Exorzismus würde ich als Misshandlung von psychisch Erkrankten durch nicht qualifizierte Kurpfuscher unter Strafandrohung stellen...