Ist ein Lehrer nur ein besserer Erzieher, denn er hat ja weder das Fach richtig studiert wie jemand, der einen Vollabschluss gemacht hat, noch erzieht er?

11 Antworten

Von Experte Kristall08 bestätigt

Irgendwie kann ich es nach ca. 35 Jahren Berufserfahrung als LehrerIn nicht mehr hören - nur wer KEINE AHNUNG von diesem Beruf hat, meint, ein Lehrer wäre das Gleiche wie ein Erzieher und ein Lehrer hätte unendlich viel Freizeit.

Eins kann ich der Community versichern: Während der Schulzeit liegt die wöchentliche Arbeitszeit bei ca. 48 Stunden, manchmal auch über 50, in Stoßzeiten können es auch 60 Stunden die Woche werden. Wenn man das auf die Ferien umschlägt, kommt wenig Freizeit dabei raus, seeehr wenig! Aber jeder sieht den Lehrer, wenn er in den Ferien im Schwimmbad oder im Biergarten entspannt. Und wer sieht den Lehrer, wenn er jeden Sonntag von 14 Uhr bis 20 Uhr am Schreibtisch hockt und arbeitet? Wenn er unter der Woche bis 10 Uhr am Schreibtisch sitzt? Richtig: Niemand! Die Realität kennen nur die, die selbst drinstecken.

Und was das Pädagogische betrifft: Da muss man mit den Jahren selbst viel dazulernen, an der Uni kriegt man wenig beigebracht, in der Referendarzeit nur die Basics. Und überhaupt: Als Lehrer ist man ständig dabei, dazuzulernen, vieles in der Freizeit.

Wenn der Beruf nicht gleichzeitig so interessant und kreativ wäre, müsste man jedem davon abraten, ihn zu ergreifen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Kristall08  03.08.2021, 16:05

Jeder, der meint, unterrichten sei doch ganz leicht, hat es eben noch nie probiert. ;)

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mk121957  03.08.2021, 16:19
@Kristall08

Genau so sehe ich das auch. Seiltanzen, Schlittschuhlaufen, Skaten sieht ja auch ganz leicht aus, oder? Und weil jeder in der Schule war, meint auch jeder, er sei ein Experte beim Thema Schule ...

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DerRoll  03.08.2021, 16:36

Als Vater von einem 16 jährigen und einer fast 18 jährigen kann ich nur allen Lehrerinnen und Lehrern, die mit Motivation und viel Liebe zum Fach meine beiden Kinder durch die lange und schwere Schulzeit gesteuert haben meinen Dank aussprechen. Bei meiner Tochter ist immerhin so viel davon hängen geblieben das sie selbst Lehrerin werden möchte (und zwar aufgrund ihrers Praktikums aus dem letzten Jahr mit Spezialgebiet Sonderpädagogik).

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20Fragender00  05.08.2021, 02:23

Bin mitten im Lehramtsstudium und kann nur zustimmen.

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Ein Erzieher ist in der Regel mehr Pädagoge. Ein Lehrer hat die Fächer die er unterrichtet studiert und nur einen pädagogischen Anteil gehabt. Der pädagogische Ansatz bei Lehrern ist halt das Wissen auf verschiedenen Ansätzen zu vermitteln. Wohingegen Ein Erzieher alt theoretisch nichts Unterrichtet sondern sich mit dem Mensch als solches und seinen Problemen befasst

Schon alleine die Formulierung deiner Frage ist richtig ungünstig; ich musste sie tatsächlich zweimal lesen, bis ich überhaupt verstanden habe, was du sagen wolltest.

Wozu brauchen wir in der heutigen Gesellschaft noch lehrer?

Aus dem gleichen Grund, weshalb man in der "früheren Gesellschaft" Lehrer brauchte.

Werden Erzieher bald die Lehrerjobs übernehmen?

Nein, sie müssten das Fach, das sie unterrichten wollen vorher studieren.

Deine Frage ist in vielerlei Hinsicht verwirrend. Erst mal kann ich dir für Mathematik (und auch Physik) sagen, dass ein angehender Mathematiklehrer Gymnasium die Grundlagenfächer (also Analysis I-III, Lineare Algebra I und II sowie Numerik und Stochastik) mit den Matematik-Studentinnen und -Studenten zusammen absolivert. Ebenso haben diese die Pysikvorlesungen und -praktika des normalen Physik Studienganges besucht.

D.h. in Mathematik und Physik lernen angehende Lehrerinnen und Lehrer bereits im ersten Semester mehr als jede Schülerin und jeder Schüler je in der Schule lernen werden. Sie sind also die deutlich besserne Fachleute. ZUSÄTZLICH kommen dann später noch sowohl fachspezifische Vertiefungen wie auch pädagogische Fächer.

Ebenso habe ich selbst Studentinnen und Studenten kennen gelernt, die an der Pädagogischen Hochschule Lehramt für Grundschule studiert haben. Auch dort ging die Ausbildung in Mathematik sehr in die Tiefe und deutlich über Gymnasialniveau hinaus, obwohl natürlich eher das pädagogische im Vordergrund stand.

Ich mag den Postillion sehr, aber dieses ach so beliebte "Lehrerbashing" finde ich ziemlich daneben. Ich bin selbst kein Lehrer, habe aber in den Lehrerinnen und Lehrern meiner beiden Kinder (nun 16 und fast 18) viele engagierte Menschen kennen gelernt die es als ihre Aufgabe ansahen, den ihnen anvertrauten Kindern und Jugendlichen etwas wichtiges beizubringen. Und ich kann sagen dass das eine schwere und harte Aufgabe ist und ich nicht tauschen möchte.

Meine Tochter will übrigens nach ihrem Abitur Lehramt mit Fachrichtung Sonderpädagogik studieren, da steht ihr noch einiges bevor.

Ein Lehrer ist da zum dir etwas beizubringen, die studierende Lehrer haben auch Psychologie im Studium.

Ein Erzieher, passt auf dich auf (erzieht dich) und macht dafür eine Ausbildung.

So ist es zumindest in der Schweiz.

Übertrieben gesagt ist es das gleiche als würdest du einen Arzt mit einem Krankenpfleger vergleichen, beide arbeiten im gleichen Bereich, der einte hat es jedoch Studiert, der andere gelernt.