Ist ein Hort nicht dafür da, dass Kinder ihre Hausaufgaben dort machen, weil die Eltern keine Zeit haben?

9 Antworten

Eltern sind auch keine Lehrer und sollten die Hausaufgabenbetreuung übernehmen, obwohl sie evtl. den ganzen Tag arbeiten. Sollen sie dann noch abends mit den Kindern hinsitzen und schauen, dass alles gut gemacht wird? Das klappt doch nicht mehr, wenn beide totmüde sind!

Wenn ich den ganzen Tag arbeiten würde, würde ich mein Kind in den Schülerhort geben, damit es dort beaufsichtigt und sinnvoll beschäftigt wird und damit es eine Hausaufgabenbetreuung hat.

Sonst bräuchte ich den Hort nicht. Bei uns werden ja auch immer wieder Erzieherinnen, Ehrenamtliche oder Studenten gesucht, um die Hausaufgabebetreuung zu übernehmen.

Es darf nicht sein, dass die Schüler ihre Hausaufgaben abends noch zu Hause machen müssen. Deswegen finde ich, dass es Aufgabe des Horts sein sollte.

Ein Hort kann so etwas anbieten. Am Ende kann er das aber selbst entscheiden. Die Entscheidung ist also legitim.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Als Pädagoge in sozialen Brennpunkten aktiv

Normal müssten Ganztagsschulen auch Hausaufgabenbetreuung machen. Jedenfalls war es bei uns so. Denn wenn die Eltern berufstätig sind und das Kind erst spät nach hause kommt aber die Hausaufgaben am Folgetag vorgelegt werden müssen, dann sollte man nicht noch von dem Kind verlangen, dass es sich Nachmittags/Abends noch hinsetzt und Hausaufgaben macht. Denn irgendwann ist das Kind auch mal Müde und will seine/ihre Ruhe. Im Hort sind i.d.R. Erzieher die die Hausaufgaben mit den Schülern machen sollten.

Traurig, wie die Dinge sich entwickeln...

Zu DDR-Zeiten und selbst später noch gehörte die Hausaufgabenbetreuung definitiv zu den Aufgaben der Horterzieher, deren Ausbildung übrigens weitgehend identisch mit der von Unterstufenlehrern war und die auch vertretungsweise Unterricht erteilten. Heute sind das offenbar irgendwelche minderqualifizierte Hilfs- und Hobbykräfte.

Natürlich war die Zeit für die HA begrenzt und nicht alles konnte erledigt werden. Dass der Hort aber auch ANDERE Aufgaben als die Fortsetzung des Schulunterrichts ist, sollte klar sein. Wenn der Hort die HA-Betreuung ablehnt, ist das eben so.

LouPing  29.03.2022, 13:23

Die Regierung der DDR war daran interessiert die Kinder in eine gelenkte Richtung zu führen…nur deshalb wurde der Aufwand betrieben.

Kontrolliertes lernen / kontrolliertes Wissen …. das kann nicht der richtige Weg sein.

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421054  29.03.2022, 13:31
@LouPing

Das sehe ich durchaus anders, denn die allgegenwärtig geplante parallele Indoktrination fand in der Praxis, wie ich sie als Kind und als Horterzieher und Lehrer erlebte, NICHT statt.

Kontrolliertes Lernen und Wissen ist unabdingbar. Alles andere ist Pfusch. Siehe P.I.S.A.

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LouPing  29.03.2022, 13:38
@421054

Ich hatte, weil Interesse, Einblick in das Lehrmaterial der DDR. Mehr Propaganda war praktisch nicht möglich…das begann bereits in der ersten Klasse.

Hinzu kam die gestaltete Freizeit der Kinder….immer unter politische Themen.

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spelman  29.03.2022, 14:18
@LouPing

Du magst das Material gesehen haben. Aber bist Du auch damals zur Schule gegangen und hast erlebt, was daraus gemacht wurde?

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LouPing  29.03.2022, 14:27
@spelman

Du meinst als das Lehrmaterial unterschied sich grundsätzlich vom Lehrplan?

Ich werde neugierig …was wurde dann in Staatsbürgerkunde vermittelt? Meine Gespräche mit Patienten aus der Zeit weisen eindeutig in die Richtung das Lehrplan und Lehrmaterial genauestens aufeinander abgestimmt waren. Ausführlicher erarbeitet wurden wichtige Punkte dann im Zuge von Veranstaltungen und Freizeitangeboten.

Mein Vater hat übrigens eine Stasie - Akte. Meine Familie ist 77 von New Zealand in die BR eingewandert, meine Eltern wurden von Unikliniken / Unis abgeworben und nahmen die lukrativen Angebote an.

Mein Vater war ein paar mal Gastdozent an der Charie‘ Berlin….laut seiner Akte wurde er von der ersten bis zu letzten Sekunde seines Lehraufenthalts beobachtet. Man saß in seinen Vorlesungen.

Die Akteneinsicht war für uns …. erschreckend.

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spelman  29.03.2022, 15:11
@LouPing

Moment. Erst war hier von Hort und Freizeit die Rede, jetzt von Staatsbürgerkunde-Unterricht. Das sind zwei verschiedene Dinge. Klar, in Stabü wurde stramm Marxismus gelehrt. Demnach haben wir schon seit mindestens 22 Jahren Kommunismus, es gibt kein Privateigentum an Produktionsmitteln mehr, Geld auch nicht, die ganze Welt ist mindestens sozialistisch, wenn nicht kommunistisch, und die USA sind das letzte verbliebene kapitalistische Land, aus dem die Menschen in Scharen fliehen, weshalb die Machthaber auch eine Mauer darum gebaut haben. Die Sowjetunion ist unser Vorbild... Ähem...

Aber selbst im Stabü-Unterricht gab es verschiedene Lehrer. Nicht alle waren stramm auf Linie. Und bei Freizeitangeboten wurde sehr vieles nur pro Forma gemacht. Das hieß dann "Pioniernachmittag", war aber eine Spielveranstaltung. Auch im Hort (und darum ging es hier dem Fragesteller ursprünglich) wurde gespielt. "Plumpssack" und "Fischer wie tief ist das Wasser" und "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann". Oder einfach Fußball, fangen, verstecken.

Schullehrplan und Lehrmaterial waren tatsächlich gut abgestimmt. Das hatte zur Folge, dass man in eine andere Stadt umziehen konnte, in eine andere Schule kam, seine Schulbücher mitnahm und die Frage lediglich lautete: "Seid ihr schon auf Seite 57 oder erst bei Seite 49?" Ich habe zweimal wegen Umzugs die Schule gewechselt, und das ging völlig reibungslos. Heute brauchen meine Kinder verschiedene Bücher, obwohl sie in derselben Stadt zur Schule gehen.

Es war in der Tat so, dass bestimmte politische Motive immer präsent waren. Das war man gewohnt, das wurde ausgeblendet. Aber das ist heute ja auch nicht anders. Die herrschende Ideologie findet sich in den Schulbüchern. In den Lesetexten muß Max zwei Väter haben, und falsche Antworten werden fast nie von Mädchen gegeben.

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421054  29.03.2022, 15:12
@LouPing

Einblick ins LEHRmaterial ist kein Einblick in die Realität. Kein Lehrer betrieb den geforderten Aufwand und kein Schüler wurde dadurch zu der Art Mensch, wie es sich die DDR-Obersten erträumten. Es gab einen krassen Widerspruch zwischen Theorie und Praxis. Die ganze Propaganda hing Lehrern, Schülern und Eltern gleichermaßen zum Halse raus.

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LouPing  29.03.2022, 15:23
@421054

Naja….Propaganda / Realität, mit etwas mehr Abstand tendiere ich zum zweiten.

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421054  29.03.2022, 15:31
@LouPing

Deine Aussage ist unklar. Wie auch immer. Was im Lehrplan stand, wurde nicht oder nur lustlos und pro forma realisiert. Was an politischer Propaganda im Unterricht gelesen oder erzählt wurde, ging ins eine Ohr rein und kam aus dem anderen wieder raus.

Praktisch jeder Erstklässler wurde von den Eltern aufs Strengste instruiert, nichts darüber zu erzählen, dass man "Westfernsehen" guckte oder wie man über die Staatsoberhäupter dachte und sprach. Meine Klassenlehrerin beruhigte die Eltern des dienstäglichen Elternabends, dass alle um 21:45 Uhr zu Hause wären. Damit man "Dallas" gucken konnte...

Wir Schüler wussten, was man von uns hören wollte. Ich hatte in Stabü auf Anhieb ne Eins und habe nie Ostfernsehen geguckt oder eifrig Zeitung gelesen. Ich hatte Westverwandte bzw. -bekannte, die uns besuchten, andere trauten sich sogar mit Westtüten zur Schule. Umgedreht natürlich.

Es wurde alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wurde. Heute zeichnet man ein falsches Bild der DDR-Zeit.

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Bei unseren Kindern fand im Hort eine Hausaufgabenzeit statt. Ich finde, das gehört auch dazu. Das bedeutet nicht, dass die Kinder zu Hause nichts mehr machen, bzw. die Eltern nicht mal drauf schauen.