Ist dieses Rennrad sein Geld wert?

7 Antworten

230 € für das Ding sind mal sowas von maßlos überzogen. Mit etwas gutem Willen maximal die Hälfte!

SimOn0101 
Fragesteller
 11.09.2018, 13:01

Ich habe auch nochmal bei Ebay Kleinanzeigen geschaut, und dort werden so alte Schinken schon so um die 200 - 300 Euro angeboten...

0
RobertLiebling  11.09.2018, 13:07
@SimOn0101

Klar, ich sag auch nicht nein, wenn mir jemand mein gebrauchtes Rennrad für 2.000 € abkaufen will. Das heißt aber nicht unbedingt, dass es diesen Preis dann auch Wert ist.

Entscheidend sind nicht so sehr die Angebote, sondern die abgeschlossenen Käufe - wobei es da natürlich auch Käufer gibt, die aus Unkenntnis viel zu viel bezahlt haben.

2

ich habe im freundeskreis mehrere MTB und rennräder etc. eine meiner freundinen hat einen sogenannten sportscrosser, das ist nicht ganz so extrem wie bei einem rennrad, auch und vor allem was den lenker betrifft,

ich würde dir, wenn du vorher viel MTB gefahren bist erher zu so was raten...

das rad jedenfalls WÄRE wenn es teschnisch einwanffrei wäre VIELLEICHT vom preis her angemessen. so aber jedenfalls ist es zu teuer...

einen einsteigersportscorsser z.B. von Conway oder so kriegt man schon um 400 € neu mit durchscnittlich guten komponenten in der gewichtsklasse so um 11 kg...

lg, Anna

Nein. Das ist billige Massenware Anfang 90er, mit den Schalthebeln unten am Rahmen, damit ist es schon mal die programmierte Spassbremse. Die absichtlich ovalen vorderen Kettenblätter (Shimano-Sprech: "Biopace") und das hohe Gewicht durch den dickwandigen Stahlrahmen (knapp12 Kilo!) tun ihr Übriges.

Spätestens wenn Du hinten eine bergtauglichere Übersetzung montieren möchtest wirst Du feststellen dass hinten nichts drauf passt was heute im Fahrradladen erhältlich ist (6-fach UG ist museumsreif). Da nützt es dann auch nichts dass die Originalritzel extrem haltbar sind. Dass am Ende der hinteren Ritzelaufnahme ein Stück Gewinde rauskuckt liegt meistens daran dass unter dem ersten geschraubten Ritzel eine 1mm-Unterlegscheibe vergessen wurde, der letzte Gang klingelt dann.

Wenn Du Dir mal den Lenker ankuckst siehst Du dass der Bogen extrem tief ausfällt. Kein Mensch fährt das noch so. Die heutigen Lenker sind locker 3cm weniger tief.

Kuck Dir mal die Sattelstange an: das ist keine feineinstellbare Patentstütze, sondern tut nur so als ob. Mit so einem Sattelkloben ist die Verstellung so grob dass Du nie eine vernünftige Sattelneigung findest.

Am Schlimmsten sind aber die simplen Bremsen in Verbindung mit den beschichteten Felgen, bei Regen erzielst Du damit Bremswege wie ein Öltanker.

Wenn Du mich fragst was das Ding wert ist würde ich sagen 80 Euro, wenn alles funktioniert und die Räder rund laufen, geeignet um es im Winter auf die Rolle zu stellen aber NICHT um auf der Strasse Gas zu geben!

FelixLingelbach  13.09.2018, 11:17

Ich tippe da eher auf ein verschlamptes, siebtes Ritzel. Der ganze Salat rutscht hin und her. Geschraubt wird nur das letzte, das sechste auf dem Bild scheint schon gesteckt zu sein.

0
latinlover68  28.09.2018, 17:37
@FelixLingelbach

Bei Shimano Uniglide-kompatiblen Cassettennaben ist immer nur das letzte Ritzel geschraubt, der Rest gesteckt, teilweise das zweite Ritzel mit festem Zwischenring. Bei 6-fach sitzt zwischen dem ersten und dem zweiten Ritzel ein 1mm Zwischenring, der gerne vergessen wird. Hin- und herrutschen tut es erst mal trotzdem nicht weil das Gewinde des Freilaufkörpers lang genug ist. Das eigentliche Problem ist dass die Vorspannkraft des Gewinderitzels nur auf die 3 Verbindungsbolzen drückt die die Steckritzel miteinander verbinden. Nur mit dem 1mm Zwischenring mit den 3 Aussparungen für die 3 Verbindungsschrauben werden sie fest. Richtig fest sind sie ohne Ring also nicht, erkennbar an charakteristischen Reibspuren auf dem Freilaufkörper.

Das gleiche Phänomen hat man auch, wenn ein 7fach HG Ritzelpakel mittels Verwendung eines 1mm+3mm Zwischenrings auf einem aktuellen 8/9/10fach Shimano Freiaufkörper verwendet wird. Die Nieten die die Ritzel miteinander verbinden stehen hinten leicht vor, sodass keine Kraft auf die Ritzel ausgeübt wird.

0
latinlover68  28.09.2018, 17:24

Hallo, würdest Du wohlwollend erwägen mir den Stern für die „hilfreichste Antwort“ zu geben? Das wäre super nett, danke!

0

Es gibt zudem einige Unwägbarkeiten beim Fahrrad-Gebrauchtkauf, ganz ähnlich wie bei gebrauchten Autos. Zum Beispiel: wenn das Rad unbenutzt in einer feucht-salzigen Garage gestanden hat können Pedale, Sattelstange und Innenlager (Tretlager) fest sein. Bei der Sattelstange im Bild wäre das in dem Fall nicht ganz so tragisch, weil dünnwandig und weiches Alu, zudem geringe Einstecktiefe. Die kann man mit ein bißchen Geschick mit einem 26mm Holzbohrer raus raspeln. Der ist danach beim Teufel aber die Sattelkerze ist draußen.

Schlimmer ist das bei den Tretlager-Lagerschalen, z.B. um Spiel ein zu stellen, nach zu fetten oder ganz aus zu tauschen. Keine Chance die irgendwie zu drehen wenn fest gerostet. Rausbohren ist z.B. im vorliegenden Fall nicht mögich, weil gehärteter Stahl!

Bei den Pedalen passiert häufig das Gegenteil: wenn sie während des Fahrradlebens auch nur kurzzeitig nicht richtig festgeschraubt waren (z.B. aus Unwissenheit mit Ikea-Inbusschlüssel) bewegen sie sich im Gewinde, was zu Knackgeräuschen und im schlimmsten Fall zum Ausreißen aus dem weichen Aluminiumgewinde der Kurbel führt.

Das potentiell Gefährlichste ist aber eine nicht erwähnte Front-Karambolage. Ich habe ein abgesägtes Stück Gabel auf dem Schreibtisch stehen, zufälliger Weise ausgerechnet von Winora, die nach einem nur leichten Crash von Fahrrad zu Fahrrad nach Jahren im Gabelschaft gebrochen ist, mutmasslich durch Ermüdung nach der einmaligen Überlastung. Ein solcher Crash ist der Gabel nicht immer an zu sehen, sie kann danach noch vollkommen gerade sein.

latinlover68  28.09.2018, 17:24

Hallo, würdest Du wohlwollend erwägen mir den Stern für die „hilfreichste Antwort“ zu geben? Das wäre super nett, danke!

0

Es gibt neue direkt vom Hersteller für 250€!

RobertLiebling  11.09.2018, 12:52

Das ist dann aber nagelneuer Schrott.

2
RobertLiebling  11.09.2018, 13:09
@RobertLiebling

https://www.tour-magazin.de/raeder/rennraeder/test-2017-billigraeder-fuer-250-euro/a45376.html

Fazit:

Wer für ein Rennrad nicht mehr als 250 Euro ausgeben kann oder will, bekommt auf dem Gebrauchtmarkt deutlich bessere, langlebigere und nicht zuletzt schönere Räder. Für diese Billigräder aber spricht kein einziges Argument. Sie taugen weder als schnelles Bahnhofsrad noch bereiten sie Einsteigern Spaß am Sport, wenn sie denn überhaupt funktionieren. Solche Produkte braucht kein Mensch. 

2
herrCola  16.09.2018, 20:31
@RobertLiebling

Stimmt, ich habe mir vor ca. 2 Monaten ein gebrauchtes Rennrad für 175 € bei einem Händler erstanden. Ultegra Komplett-Gruppe, schöner steifer Rahmen. Schaltung läuft wie geschmiert, auf dem Berg eine Rakete. Geometrie stimmt, kaum Gebrauchsspuren. Habe nur das Lenkerband nachgerüstet, weil mir die Farbe nicht gefiel. Fahren ein Genuss mit dem Teil.

0