Ist alles im Universum vorbestimmt?

13 Antworten

Das Problem liegt auf einer anderen Ebene, die Du jetzt wahrscheinlich weder hören willst, noch akzeptieren würdest, wenn Du sie zu hören bekämst. Nur so viel: Die Brille, die Du Dir aufsetzt, durch die siehst Du. Du hast momentan die, sagen wir mal "Materialismus- Brille" auf. Die liefert Dir gute Ergebnisse, solange Du das betrachtest, wofür sie taugt. Lege sie probehalber ab und versuche, in völliger Unbefangenheit Deine Fragen neu zu überdenken: Du wirst ganz neue Antworten finden, aber auch ganz andere Fragen stellen. Indem Du der Welt Dein Gedankengebäude überstülpst, kommst Du gar nicht an sie heran. Gruß und Erfolg! Hamidue

Domee 
Fragesteller
 09.04.2015, 14:53

Welche Brille soll ich denn deiner Meinung nach aufsetzen. Die übernatürliche, religiöse? Oder vielleicht die philosophische?

Nein danke aber von Pseudowissenschaft halte sich so ziemlich wenig. Gruß...

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Bei der Frage ist die Wissenschaft schon deutlich weiter, als du glauben magst.

Innerhalb der klassischen Dynamik, auch Newtonsche Physik genannt, gab es den Glauben an den Reduktionismus bzw. den Determinismus. Der hat sich auch mehrere Jahrhunderte lang gehalten. Schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts gab es erste Zweifel am Determinismus, der aus neue Erkenntnissen der Quantenmechanik, Relativitätstheorie sowie der Thermodynamik (2. Hauptsatz) resultierte. Anfangs versuchte man diese Zweifel noch erfolgreich mit dem Argument der "Grobkörnigkeit" abzubügeln. Damit war gemeint, der Determinismus würde nur daran scheitern, dass man nicht alle Anfangsbedingungen genau genug kennt und würde man die kennen, gäbe es den Determinismus. Das ist in etwa die Argumentation in deiner Frage.

Dass der Determinismus nicht generell gilt sondern nur ein Sonderfall beim Thermodynamischen Gleichgewicht darstellt, hat Ilya Prigogine in seiner Theorie dissipativer Strukturen, für die er 1977 den Nobelpreis erhielt, gezeigt. Für die allermeisten Fälle, die sich fernab des thermodynamischen Gleichgewichtes befinden, also im Prinzip alles, was sich in der Natur, dem Menschen und überall bei dem Phänomen der Selbstorganisation abspielt, gilt der Determinismus nicht. Das ist in der Spitzenwissenschaft inzwischen weitgehend anerkannt. Das hat sich allerdings immer noch nicht bei allen Wissenschaftlern herumgesprochen und im Bildungsbürgertum sind diese Erkenntnisse praktisch noch gar nicht angekommen.

So entschuldigte sich z.B. der damalige "Präsident aller Deterministen", Sir James Lighthill, Präsident der International Union of Theoretical and Applied Mechanics, bei Prigogine und beendete den Streit zwischen Deterministen und Vertretern des prinzipiellen Irreduktionismus mit folgenden Worten:

„Hier muss ich innehalten und im Namen der großen Bruderschaft der Praktiker derMechanik sprechen. Wir sind uns heute sehr der Tatsache bewusst, dass die Begeisterung, die unsere Vorgänger für den phantastischen Erfolg der Newtonschen Mechanik empfanden, sie auf diesem Gebiet der Vorhersagbarkeit zu Verallgemeinerungen verleitet haben, an die wir vor 1960 möglicherweise allgemein geglaubt haben, die wir aber inzwischen als falsch erkannt haben. Wir möchten uns gemeinsam dafür entschuldigen, dass wir das gebildete Publikum in die Irre geführt haben, indem wir bezüglich des Determinismus von Systemen, die den Newtonschen Gesetzen genügen, Ideen verbreitet haben, die sich nach 1960 als inkorrekt erwiesen haben."

Die Erkenntnisse Prigogines, der durchaus in einer Reihe mit Einstein und Planck genannt werden muss, durchdringen zur Zeit viele Bereiche der Wissenschaft und haben dort eine wissenschaftliche Revolution ausgelöst, wie es sie seit über 300 Jahren nicht mehr gab. Bekannt ist seine Theorie auch unter dem Stichwort Konzept der Emergenz.

Solltest du das selber nachlesen wollen, empfehle ich diesen Link: http://www.schlaefendorf.de/literatur/prigogine/

Ganz nebenbei hat Prigogine auch die Quantentheorie, die RT sowie die Thermodynamik um den Begriff des Zeitpfeiles erweitert, wodurch auch Prozesse und nicht mehr nur Zustandsänderungen berechnet werden können und hat damit gleich das Quantenparadoxon nebenher auch gelöst.

Vor 200 Jahren hat Laplace gegenüber Napoleon behauptet, die Welt ohne Gott erklären zu können, indem er mit deiner Idee den Laplace'schen Dämon konstruierte.

Die Entdeckung der Unschärferelation durch Heisenberg, hat gezeigt, dass es nicht möglich ist, alle Zustände beliebig genau zu messen. Später hat Mandelbrot mit der Chaostheorie gezeigt, dass langfristige Vorhersagen in der realen Welt unmöglich sind, erklärt am Beispiel des Flügels eines Schmetterlings in den Anden, der späteri in der Karibik einen Hurrikan auslöst.

Die beiden Prinzipien sind längst Allgemeingut in der Naturwissenschaft, nur die Geisteswissenschaften brauchen etwas länger bis das Wissen auch zu ihnen durchdringt.



NoHumanBeing  09.04.2015, 20:18

Chaotische Systeme sind aber nicht nichtdeterministisch. Sie haben nur positives Feedback, sodass eine kleine Störung große Auswirkungen haben kann. Sofern jede noch so kleine Störung deterministisch ist, ist das Gesamtsystem wieder deterministisch. Erst wenn Störungen einer gewissen Größenordnung nichtdeterministisch werden (etwa durch quantenmechanische Effekte), wird das System nichtdeterministisch.

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weckmannu  11.04.2015, 02:24
@NoHumanBeing

Da die Chaostheorie auf beliebig kleine Effekte zurück führt, wird das System nichtdeterministisch, zumindest in der Praxis, und sollte deshalb nicht mehr als deterministisch bezeichnet werden - es geht ja auch um die Möglichkeit freier Wille - ja oder nein?

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Es gibt eine Theorie über Multiversen, welche in gewisser weise auch deine Frage mit einbezieht. Und zwar, ist es denkbar dass es eine unvorstellbare Menge an verschiedenen Welten bzw. Paralleluniversen gibt. Sie unterscheiden sich in dem wie sie aufgebaut sind.

 Die Theorie ist, dass es ein Multiversum gibt in dem jeglicher möglicher Quantenzustand existiert.

 Das heißt es gibt das eine Universum wo du ein Mann bist, aber auch ein anderes wo du eine Frau bist. Oder eines wo du einen Stift auf den Boden fallen lässt, während er aber in dem anderen Universum ein paar Zentimeter weiter rollt. Oder noch extremer, irgendwo im Universum, Milliarden von Lichtjahren entfernt bewegt sich ein Wasserstoffatom durch eine Atmosphäre. In einem anderen Universum ist alles gleich, bloß dass dieses eine Atom sich vielleicht auch nur ein femtometer weiter in einer anderen Position befindet.

Unvorstellbar wie viele es sind! Nahezu unendlich! Wenn Raum oder Zeit unendlich sind, ist auch die Anzahl an Universen in diesem Multiversum unendlich.

Doch warum sind die Dinge so wie sie sind und wie gesagt rollt dieser Stift nicht ein paar Zentimeter weiter? Abgesehen von den genaueren physikalischen Zuständen, zum Beispiel wie stark die Gravitation an diesem Punkt ist, gibt es die Möglichkeit dass du in dieser einen Zeitlinie "steckengeblieben" bist. Stell dir vor diese unendliche Anzahl von Möglichkeiten bildet eine riesen Kette, wie ein Stammbaum, und in dieser einen Zeitlinie von verschieden Möglichkeiten die passieren können "sitzt du fest". Es ist quasi bestimmt was passiert.

Doch das sind alles nur bis jetzt unbestätigte Theorien der Menschen, wer weiß wie die Realität aussieht, wenn sich das so vereinfachen lässt! ^^

Gruß

Die Gesetze der Natur sind von Gott festgelegt und auch der Mensch fällt hinsichtlich seines Leibes unter diese Gesetze. Was aber die geisterfüllte Seele des Menschen angeht, sein ICH, so ist sie von Gott aus frei und kann völlig frei nach den 10 Geboten leben, was der kürzeste Weg zur ewigen Seligkeit ist, oder auch völlig frei dagegen handeln, was einen schweren Umweg verursacht, der Tausende oder gar Millionen Jahre dauert. Schau mal auf lorber-jakob.de

Najix  09.04.2015, 13:06

Das hier ist ja wohl weniger eine Theologische Frage. Sie will eine Naturwissenschaftliche Aussage. Die Naturwissenschaft will den Schauplatz der Wirklichkeit erklären ohne Gott, was nicht bedeuten muss dass ein Naturwissenschaftler nicht an Gott glauben kann, er darf nur nicht alles mit Gott erklären. Und diese Seite "lorber-jakob" ... man muss sich nur mal den Artikel über Organspende durchlesen, dann weiß man woran man da ist ... bitte dieser Seite kein all zu großes Gehör schenken.

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Domee 
Fragesteller
 09.04.2015, 14:58

Sonst gehts ihnen aber noch gut oder?

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