Island in Dezember?

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Ich war 2014 im Dezember in Island.

Wenn man im Winter dorthin fährt, muss man ein paar Dinge bedenken. Erstens, es ist Winter. Wenn du nur in Reykjavík bleibst, wird es zwar nicht so kalt, wie an anderen Orten des Landes, aber dennoch kühler, als bei uns. Temperaturen um 0 Grad sind häufig, es kann aber an kalten Abenden mal auf -10 oder im Extremfall Richtung -20 Grad runter gehen. Als ich damals da war, war es an den kältesten Abenden zwischen -7 und -10 Grad kühl, tagsüber meist 0 Grad oder knapp darunter, an zwei Tagen knapp darüber.

Winter heißt auch, es bleibt nicht lange hell. Die Sonne geht zwar schon auf, aber es dämmert erst so gegen 9 Uhr morgens, die Sonne geht gegen 10 auf, steigt aber nicht hoch über den Horizont. Zwischen 15 und 16 Uhr geht die Sonne wieder unter. Das Licht geht tagsüber von der Dämmerung direkt in so ein winterliches Spätnachmittagslicht über. Ist anfangs verwirrend, weil es vielleicht 12 Uhr ist und das Gefühl einem sagt, dass es 16 Uhr ist, aber man gewöhnt sich dran.

Gerade das würde ich bei den Ausflügen bedenken.

Ich würde mir als erstes erst mal Reykjavík ansehen.Die Stadt hat auf den ersten Blick vielleicht nicht viel zu bieten, dafür aber auf den zweiten umso mehr. Die bekanntesten Sehenswürdigkeiten sind die Skulptur "Sólfar" ("Sonnenfahrt") an der Straße Sæbraut, die kannst du in meinem Profilbild sehen. Ganz in der Nähe ist "Harpa", ein modernes Veranstaltungsgebäude. "Höfði", ein älteres und kleineres Haus, steht in der Nähe. Hier trafen sich 1986 Reagan und Gorbatschow symbolisch auf halber Strecke zwischen Ost und West.

Das Wahrzeichen Reykjavíks ist die weithin sichtbare "Hallgrímskirkja", wie der Name schon andeutet eine Kirche. Sie steht auf einem Hügel, ist weithin sichtbar, man kann den Turm besteigen und die Aussicht genießen (Kostenpflichtig). Eine kostenlose Aussicht hast du vom "Perlan", das sind Heißwassertanks, auf denen eine Glaskuppel mit Aussichtsplattform und Restaurant sind. Da das ganze Ding auf einem Hügel, Öskjuhlíð, steht, bietet sich eine tolle Aussicht. An klaren Tagen reicht der Blick bis zur Halbinsel Snæfellsnes und dem knapp 120km Luftlinie entfernten Vulkan Snæfellsjökull, Jules Vernes Eingang zum Mittelpunkt der Erde. Von hier aus kann man auch Reykjavík UND die Hallgrímskirkja bewundern.

Entlang der Straße Njálsgata gibt es ein Bisschen Altstadt mit hübschen, älteren Häusern.

Es gibt auch einige interessante Museen in Reykjavík, besonders interessant sind das "Þjóðminjasafn" (Nationalmuseum) über die Geschichte Islands mit vielen Ausstellungsstücken, und das Museum "871 +/-2", ein modernes und interaktives Museum über die Besiedlungszeit Islands im 9. Jh. rund um den Fund der Grundmauern eines historischen Langhauses mitten in der City (Straße "Aðalstræti").

Schön ist auch die Insel Viðey in der Bucht vor Reykjavík. Dorthin fährt eine Fähre (Fahrzeit ca. 5min), im Winter allerdings nur an einem Tag in der Woche. Lohnt sich aber auf jeden Fall!

Für die Museen, Schwimmbäder und die Stadtbusse gibt es die "Reykjavík Welcome Card" für 24, 48 oder 72 Stunden. Auch die Fähre nach Viðey ist im Preis inklusive.

Ansonsten ist der "Golden Circle" ein Muss. Hier sieht man die bekanntesten Natürsehenswürdigkeiten Islands, die Geysire mit dem Geysir "Strokkur", den Wasserfall "Gullfoss" und die Ebene "Þingvellir", historischer Versammlungsort und Bruchstelle zwischen europäischer und amerikanischer Kontinentalplatte. Einige Anbieter fahren noch weitere Sehenswürdigkeiten an, wie den Vulkankratersee "Kerið". Ich habe die Tour im Sommer gemacht, im Winter ist es aber auch sehenswert! Besorge dir nur unbedingt einen aktuellen Wetterbericht (z.B. über http://en.vedur.is), es kommt schon mal zu Schneestürmen, dann werden Touren in der Regel abgesagt!

Ich habe den Golden Circle damals mit "Bustravel Iceland" (www.bustravel.is) gemacht, das ist etwas günstiger, als bei den "großen" Anbietern.

Polarlichter: ich habe die Polarlichter in der einen Woche im Dezember 2014 2x gesehen, davon 1x in Reykjavík. Dazu müssen aber mehrere Faktoren zusammen spielen, die Sonnenaktivität muss ausreichend sein, der Himmel muss klar sein und du musst den "richtigen Moment" erwischen. Mit dem Wetter ist das in Island so ne Sache, aber selbst klarer Himmel ist kein Garant für Polarlichter, zudem ändert sich die Vorhersage jeden Tag. Ich hatte trotz schlechter Vorhersagen die ersten drei Nächte klaren Himmel und habe umsonst gewartet. Die Polarlichter kamen am vierten Abend, als ich am wenigsten damit gerechnet habe und es schon aufgegeben hatte. Die waren dann auch an der Straße Sæbraut in Reykjavík gut zu sehen!

Das zweite mal habe ich die in Ásbrú am Flughafen Keflavík gesehen.

Du musst halt möglichst eine dunkle Stelle finden. In Reykjavík geht das zum Beispiel entlang der Uferstraße Sæbraut in Höhe der Straße Kirkjusandur. Dort ist so eine Art künstlicher Hügel zwischen dem Rad-/Fußweg und der Sæbraut, da ist es relativ dunkel. Dort habe ich die Polarlichter das erste Mal beobachtet.

Die ganzen Touranbieter, wie Reykjavik Excursions usw. bieten aber auch Polarlichtertouren an, wo man etwas weiter raus fährt und die Polarlichter evtl besser sieht.