Ich stottere nur wenn ich mit anderen Rede, warum ist das so?

7 Antworten

Eine sehr gute Frage. Umgekehrt (und gleichbedeutend) könnte man fragen: Warum stottert ein Stotterer nicht, wenn er allein ist. Hast Du es übrigens schon ausprobiert? Das macht man (Stotterer oder Nichtstotterer) ja normalerweise nicht. Wenn ja, was hast Du gesprochen? Hast Du etwas vorgelesen oder Dich mit Dir selbst unterhalten?

Gleich, was und wie Du gestottert hast, die Aussage trifft nicht auf alle Stotterer zu. Es hat zu sowjetischen Zeiten in der Sowjetrepublik Usbekistan eine Untersuchung gegeben, bei der die stotternden Versuchpersonen (Vpn) eingeladen wurden, an einem Experiment teilzunehmen. Sie wurden einzeln in ein Wartezimmer geführt und bekamen die Aufgabe, sich darauf vorzubereiten, einen Text möglichst fehlerfrei vorzulesen. Das Vorlesen war aber gar nicht das Experiment, sondern die Vorbereitung im Wartezimmer. Die meisten Vpn haben zur Vorbereitung den Text laut vorgelesen und wurden dabie beobachtet, ob sie stottern.

Das war bei etwa 50 Prozent der Vpn haben tatsächlich gestottert. Das Stottern war zwar seltener und auch weniger schwer, konnte aber dennoch als Stottern beobachtet und gewertet werden. Jetzt könnte man argumentieren, dass sich diese Vpn vielleicht nur vorgestellt haben, dass ihnen jemand zuhört. Damit würde aber das Ergebnis "Alle Stotterer stottern nicht, wenn sie allein sind" und das Experiment wissenschaftlich sinnlos, da nur ein Ergebnis, nämlich "dass ja", möglich ist.

Deine Frage richtet sich ja eher auf die Erklärung, warum das so ist, und nicht so sehr darauf, ob und in welcher Weise Stotterer stottern, wenn sie allein sind.

Sprechen an sich, und besonders flüssiges fehlerfreies Sprechen, ist eine komplizierte Bewegungsleistung, die einen hohen (unbewußten) Steuerungsaufwand erfordert. Dieser Steuerungsvorgang ist bei Stotterern empfindlicher (störungsanfälliger) oder sogar gestört, wobei ich eher an das Erste glaube. Empfindlicher heißt ja, bei günstigen Bedingungen stabil und bei ungünstigen Bedingungen labil.

Aber, das trifft sowieso auf alle komplizierten Bewegungsleistungen zu. Beispiel: Ein Schwebebalken, der 20 cm breit und 10 Meter lang ist und in 50 cm Höhe montiert ist, dürfte einem gesunden Menschen im Alter von 15 bis 45 Jahren keine Probleme bereiten. Ganz anders sieht die Sache aus, wenn sich derselbe Schwebebalken zwischen zwei Mauern (also vollkommen schwankungsfrei) bei absoluter Windstille 30 Meter über dem Boden befindet. Die Physik ist in beiden Fällen vollständig identisch. Was den Unterschied ausmacht, ist die Bewertung des Betreffenden zu den bestehenden Gefahren (das Risiko) und seine Wahrnehmung. Im ersten Fall wird er viel weniger Bewegungsfehler machen als im zweiten Fall.

Die Tatsache, dass Dir jemand zuhört, stellt für Dich offenbar eine Belastung dar. Diese beruht meiner Meinung nach vor allem auf Deiner Angst zu stottern, wobei es, wie gesagt, auch den Ausnahmefall gibt, dass jemand stottert, obwohl er in dem Moment keine Angst hat, weder vor Stottern noch vor sonst irgendetwas.

FinkHD 
Fragesteller
 17.06.2015, 15:48

Also, ich habe das gemerkt, als ich meine Eltern etwas fragen wollte es aber einfach nicht rausgekriegt habe, dann bin ich in mein Zimmer gegangen habe es da laut ausgesprochen, und es hat perfekt funktioniert, als ich dann wieder zu meinen Eltern gegangen bin kam wieder kein Wort raus :/

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Andreas Starke  18.06.2015, 14:18
@FinkHD

Wie gesagt, dass kann einen schon mal verblüffen. Ich kann auch eine etwas andere Episode beisteuern:

Als ich in einer Therapie, das ist jetzt schon über 35 Jahre her, an der Verflüssigung meines Stotterns gearbeitet habe, saß ich mit einem Freund im Restaurant und wir plauderten. Mein Sprechen lief sehr gut, ganz meinem damaligen Stand entsprechend.

Dann klapperte es plötzlich hinter mir, nicht laut und auch nicht störend. Als hätte jemand auf einen Schalter gedrückt, fing ich an, stärker zu stottern, fast so wie vor der Therapie.

Ich dreht mich um und sah einen Kellner, der Besteck in eine Schulblade einsortierte. Er hat mit Sicherheit nicht darauf geachtet, was wir gesprochen haben, wir waren auch wahrscheinlich nicht lauter als die Hintergrundgeräsuche im Restaurant, aber schon die Tatsache, dass da jemand stand, der mich hätte sprechen hören können, hat bei mir zu stärkerem Stottern geführt. Er ist dann weggegangen, und ich sprach wieder so flüssig wie zuvor.

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Also ich möchte jetzt keine geschichten von mir zu erzählen aber ich bin immer nervös etwas falsches zu sagen und habe Angst auf das Kommentar das ankommt und deshalb nicht mit meinem Hund auch normal reden aber nicht menschen with you f*** dich morgen.

FinkHD 
Fragesteller
 17.06.2015, 07:39

Ich habe immer Angst das ich stotter, zählt das auch?

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Andreas Starke  17.06.2015, 14:29
@FinkHD

Das ist eine sehr präzise Beobachtung (präzise Beschreibung Deiner Beobachtung) zum Stottern, die nach meiner eigenen Erfahrung und nach meiner Erfahrung mit rund 800 Patienten, die stotterten, für eine große Zahl von Stotterern gilt.

Die meisten Stotterer, haben Angst, wenn sie stottern. Das ist nicht in  jeder Situation so, d.h. es gibt auch Situationen, in denen ein Stotterer stottert und dabei keine Angst hat. Wenn er aber Angst hat, und das ist mein wesentlicher Punkt hier, hat er Angst vor dem Stottern und stottert nicht deswegen, weil er Angst hat. 

In der Selbsthilfebewegung der Stotterer hat sich ein Spruch durchgesetzt, den ich für sehr treffend halte: Das Schlimmste am Stottern ist die Angst davor, soll heißen: die Angst zu stottern.

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verreisterNutzer  15.01.2022, 11:53

Ich konnte nicht mal mit meiner Katze richtig reden 🤦🏻‍♀️

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Also bei mir war das früher auch so, aber das lag daran das ich dann irgendwie nervös wurde wenn ich mit anderen geredet habe. 

Hab ich auch. Zum immer flüsig reden empfehle ich das stotterer Training Lüdenscheid von Hans liebelt das ist zwar teuer aber es hilft wirklich er kann dir bestimmt auch helfen.

Fühlst du dich unwohl in Gegenwart von Menschen zu sprechen ?