Ich fühle mich erdrückt!?

5 Antworten

Es gibt in meinen Augen einen Punkt, den ich gerne zu Beginn gleich ansprechen möchte, bevor der eigentliche Teil kommt.

"Ich habe wahrscheinlich HSP. Nicht ärtzlich festgestellt oder so, aber mich nen bischen eingelesen und auch den ein oder anderen Test gemacht."

Bitte halte dich an solchen Tests nicht fest. Tests im Internet haben eine Aussagekraft die gen Null geht und auch wenn einlesen immer eine gute Sache ist, sich Wissen aneignen ist eine gute Sache, ist das nicht einmal im Ansatz eine Diagnose - nicht einmal eine Verdachtsdiagnose. 

Wenn ich Tests im Internet mache oder Symptome eingebe, dann wird aus einer Erkältung Kehlkopfkrebs, aus Kopfschmerzen ein Tumor und ein Psychopath ist sowieso jeder, der mal einen dieser Tests gemacht hat.

Eine Diagnose sollte nur im Rahmen einer Diagnostik gestellt werden. Nimmt man das einfach in die eigene Hand und versteift sich eventuell sogar noch darauf, dann redet man sich am Ende, im schlimmsten Fall, nur etwas ein, was gar nicht da ist. 

Aus diesem Grund: Einlesen aus Interesse und im Bildungssinne ist super aber Selbsttests, Psychotests oder eigens gestellte Verdachtsdiagnosen aufgrund von Einträgen bei Wikipedia, Netdoktor und Co. sind selten hilfreich.

Das dazu. Verstehe das nicht als Vorwurf, es ist lediglich ein Hinweis beziehungsweise Ratschlag und aus dem Grunde sind wir ja auch hier.

Du hast im Prinzip keine richtige Frage gestellt, es ist mehr eine Beschreibung deines aktuellen Zustands - das lässt viel Spielraum und den nehme ich mir an der Stelle auch einfach mal.

Soweit lese ich heraus, dass die Grundlage recht stabil ist. Deine Eltern nerven dich zwar aber du hast ein Dach über dem Kopf, die Schule stimmt und sozial bist du auch nicht isoliert. Soweit so gut.

Was du darüber hinaus beschreibst wirkt auf mich, so der erste Eindruck, wie eine Selbstfindungsphase oder eher ein Selbstfindungswunsch. Freiheit genießen, ausbrechen, sich selbst und all das um einen herum entdecken können. Gespräch führen über "tiefsinnigere Themen" und über all das hinaus "sich selbst erfahren".

Das klingt sehr vage und schwammig. Im Kern sind deine Wünsche, so meine ich sie zu deuten, darauf ausgelegt, dich und deinen Platz auszumachen. Das ist nachvollziehbar. Der Alltag ist doch relativ monoton, wenn man die Abwechslung in der Freizeit außen vor lässt. Schule, Daheim, immer geprägt von denselben "Verantwortung[n] und Zwängen". Sich da selbst, wenn man viele Gedanken mit sich herum trägt und sie nicht herauslassen kann, zu finden ist schwierig, denn der Gedanke "Das kann's doch jetzt nicht gewesen sein." liegt Nahe.

Rein vom Text machst du auf mich nicht den Eindruck, dass du jemand bist mit dem etwas nicht stimmt. Ich empfinde den Eindruck als Desorientiert.

"Wo will ich hin? Was gibt es noch? Was denken andere über...? Wie funktioniert...? Möchte ich...? Kann ich...? Wohin mit meinen Gedanken?"

Das sind keine Anzeichen dafür das du gestört bist oder komisch, es sind Fragen die aufkommen, wenn man nicht wirklich ausmachen kann, welche Rolle man nun seinem Leben zusprechen möchte oder welche ihm bereits zugesprochen wurde. Der berühmte Blick über den Tellerrand hinaus um sich dort dann vielleicht irgendwo zu finden und einen Platz zu schaffen, an dem man glaubt, dass man es so aushalten könnte.

Nun kann und werde ich dir sicherlich nicht den Rat geben auszureißen und mir geklautem Geld in Indien deine Innere Mitte zu finden. Jedoch glaube ich, dass du ein Mensch bist der Wissbegierig und seine Fragen auch beantwortet sehen möchte. Dafür sehe ich verschiedene Möglichkeiten. Zum einen ein Rat, der mir sehr geholfen hat - lesen. Ja, lesen mag nicht zwangsläufig die spannendste Unterhaltung für jeden sein aber hat man das richtige Buch zur Hand, dann finden sich dort allerhand neue Eindrücke, Impulse und Anregungen. Stellenweise kann einem ein Autor, der vielleicht schon lange tot ist und einen nie kannte, viel über einen selbst erzählen und einem Fragen beantworten oder zumindest den Stoß in die richtige Richtung versetzen.

Weiterhin - nutze das Internet für dich. Schreibe, egal wo. In Foren, einen Blog, vielleicht sogar auch hier. Tausche deine Gedanken mit anderen Menschen aus und schaue was passiert. Gerade die moderne Technik ermöglicht einem mit wenig Aufwand, direkt die richtigen Menschen zu erreichen. 

Auch werden über Schulen oft Auslandsjahre angeboten, manchmal auch ein Austausch mit Partnerschulen, den du nutzen kannst um etwas neues für dich zu entdecken. Auch ein Praktikum und ein Ehrenamt können helfen, neue Erfahrungen und Perspektiven zu gewinnen über sich und auch über Andere. Schaue dich um, was dir deine Umgebung bietet. Manchmal muss man gar nicht ausreißen und ans Ende der Welt um eine neue Erfahrung zu machen.

Um deine Freunde vielleicht für etwas andere Themen zu begeistern, könntest du sie "ansprechend verpacken". Vielleicht so, dass sich auch der ein oder andere angesprochen fühlt von dem was du zu sagen hast und du so auch die Gespräche in eine andere Richtung lenken kannst. Meist funktioniert das nicht in Gruppen, eher zu Zweit und vielleicht ergeben sich auch so interessante Gespräche. Im Fall der Fälle heißt es hier auch leider - ein wenig Zeit lassen. Bei manchen dauert der Schritt ein wenig, bis sie sich auch für andere Themen öffnen - es erstaunt jedoch manchmal, für was für Gespräche manche offen sind, wenn man sie richtig angesprochen hat.

"Denn ich hatte nur ein Gespräch mit ihr und wurde auch kurz darauf entlassen."

Du sprachst zwar von "hatte" im Bezug auf die Suizidgedanken aber der um der Vollständigkeit Willen möchte ich das doch noch kurz ansprechen. Wenn du merkst, dass der Redebedarf für dich wichtig ist und du wieder mit Suizidgedanken oder sogar -absichten zu kämpfen hast, dann spreche deinen Hausarzt auf diese Situation an - dieser wird dir dann eine Überweisung respektive Einweisung ausstellen, mit der du in einer Klinik auch aufgenommen wirst. Auch wenn der erste Kontakt ernüchternd für dich war, wie man aus dem zitiertem Satz herauslesen kann, sollte die Option jedoch weiter offen gehalten werden.

Wenn du dazu mal fragen hast, dann steht es dir jederzeit frei dich zu melden.

Kurzum - ich empfinde dich als wissbegierig aber auch desorientiert. Meiner Auffassung nach täte es dir gut, den Fragen im Rahmen deiner Möglichkeiten auf den Grund zu gehen und auch moderne Mittel zu nutzen, um einen Austausch stattfinden zu lassen. Wenn deine Gefühle und Gedanken jedoch erneut abdriften, ist es wichtig, dass du dir die nötige Unterstützung hinzuziehst. 

Ich wünsche dir alles gute für die Zukunft und hoffe inständig, dass du deine antworten und auch deinen Platz findest.

Liebe Grüße.

unlukcy 
Fragesteller
 21.07.2016, 16:23

Vielen Dank für diese ausführliche Antwort. Du hast mir sehr weiter geholfen. Ich lese schon reht viel und das hilft tatsächlich. Das was Du (darf ich doch hoffentlich sagen :)) angesprochen hast mit den modernen Mitteln. Tatsächlich würde ich so etwas gerne machen, aber ich weiß nicht wo ich so was finden kann und für eine tatsächlich präzise Suche fehlen mir die nötigen Infos. Könntest du mir dazu noch ein paar anregungen geben?

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EinNarr  21.07.2016, 17:10
@unlukcy

Das Du ist vollends in Ordnung auch auch gewünscht - zumindest von meiner Seite. Ich hier auch noch niemanden kennengelernt, der sich daran gestört hat. 

Zum Thema:

Zum einen bietet GuteFrage eine gute Grundlage. Du kannst in deinem Profil Tags einrichten und dann bekommst du die entsprechenden Fragen zu den Themen angezeigt. Fragen von anderen zu beantworten bringt einen immer in die Situation, auch selbst noch einmal tiefer gehend nachdenken zu müssen. Zumal es dir auch offen steht deine Gedanken, formuliert unter einer Leitfrage, zu stellen - philosophisches, sozialkritisches et cetera findet sich hier viel unter all den Fragen. 

Wenn es um Foren geht, steht und fällt alles mit dem Thema und dem eignen Geschmack. Die wohl einfachste Variante ist bei Google nach "[Thema] Forum" zu googlen und sich einfach mal kurz die Ergebnisse anzuschauen - vielleicht wirst du dann auch fündig. Hinweis am Rande: Seltsamerweise hatte ich die schönsten Diskussionen zum Thema Gesellschaft und Soziales damals in einem Anime-Forum. Vielleicht hast du auch ein Interesse oder Hobby mit weniger "schwerem Tiefgang" und erlebst dann in einem Forum dazu eine bunte Mischung aus leichter und schwerer Kost. Die meisten haben mittlerweile nämlich auch für Themen Abseits des "Hauptthemas" einen Bereich. 

Bei Blogs ist die wohl bekannteste Plattform Tumblr. Zum einen ist der Blog leicht einzurichten, die Bedienung respektive Handhabung ist einsteigerfreundlich und die Seite hat großen Zulauf. Tumblr findet man nebenbei auch noch als App für das Smartphone - ein angenehmer Nebeneffekt, wenn man auch viel am Smartphone ist. Weiter kann man sich natürlich auch woanders einen Blog erstellen, meist sind die aber mit einem höherem Zeitaufwand in der Einrichtung verbunden und der Communityaspekt hält sich dort eher in Grenzen. Wordpress.com wäre da eine Anlaufstelle. Insgesamt ist das alles professioneller aufgezogen aber da muss man sich selbst entscheiden, in welche Richtung man gehen möchte.

Vielleicht kannst du damit ja schon etwas anfangen und findest auch etwas, was dir gefallen könnte.

Das du viel liest finde ich sehr schön. Es kann ungemein helfen und die Vielfalt macht in dem Falle auch eine Menge aus. Ich weiß nicht inwiefern du dich schon mit Philosophen beschäftigt hast aber ich habe früher gerne Marc Aurel "Selbstbetrachtung" und die Bücher von Seneca gelesen. Zum einen sind sie angenehm zu lesen, regen zum nachdenken an, vermitteln praktische und nicht nur theoretische Ideen und, zu guter Letzt, haben diese Werke bis heute nicht an Aktualität verloren. Die ganzen Bücher findest du auch recht günstig in der Reclam Abteilung. Mir haben sie damals viel gegeben und einen Blick hinein zu werfen, schadet für gewöhnlich nur selten.

Liebe Grüße.

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Hallo, ich kenn das leider nur all zu gut was du da beschreibst. Manchmal kommt man sich wirklich vor als wenn einem einfach die Luft abgedreht wird und man wie in einem winzigen Käfig gefangen ist, aus dem man einfach nicht raus kommt. Und ganz super ist es dann noch wenn einem die Eltern ständig auf die nerven gehen. Aber eigentlich will man raus aus dem trott, etwas erleben, einfach frei sein und nicht "eingesperrt"  in der kleinen kiste die sich alltag nennt. Ja, ich kann auch ein Lied davon singen. Aber ich denke das es völlig normal ist das einem manchmal wirklich alles auf die nerven geht und einen zu erdrücken scheint. Aber es ist ja Gott sei dank nicht immer so und es gibt auch Zeiten in denen man wieder Luft zum atmen hat und man sich nicht so eingeengt fühlt.  Versuch dir immer zu denken das es auch wieder aufwärts geht. Jeder hat irgendwann mal Zeiten in denen ihm alles um die Ohren fliegt und über fordert aber man darf nicht vergessen das es nicht ewig dauert und das es auch wieder schönere Zeiten gibt. Eine gute Art den Kopf in solchen Situationen wieder frei zu bekommen ist z.b Sport zu machen. Das lenkt ab und man kann alles raus lassen. Oder was auch gut hilft ist meditieren. Manche sagen ja das Meditation der totale Schwachsinn ist, aber mir persönlich hilft es oft ganz gut wieder runter zu kommen und mich zu entspannen.  LG Marian :-)

Ich hatte auch solche Zeiten.

Ich habe jedes Problem einzeln gelöst.

Von kritisch bis leicht durchgekämpft und am ende das gefühl gehabt frei zu sein.

Heute suche ich mir neue Hobbys wie Kanufahren usw.

Ps: tief einatmen.

Lg Machiavelli 😇

Die Antwort mag vielleicht komisch erscheinen, aber ich würde dir raten für eine gewisse Zeit wirklich einfach abzuhauen. Gruselig, aber du hast mich beschrieben und meine jetzige Situation und mir hat es geholfen zu gehen, mein Handy abzuschalten und mein Leben zumindest versuchen zu genießen. Außerdem können Bücher, Filme oder Musik helfen, vor allem, wenn du nicht so einfach neue Leute kennen lernst. 

Solche zeiten hat glaube ich jeder mal hierbei hilft es sehr sich einfach mal in der freizeit mit hobbys oder anderen sachen zu konzentrieren vielleicht einen kurs