Ich bin verzweifelt und überfordert und bekomme das mit dem Kuppeln und dem schalten nicht richtig hin gibt es Tipps wie man das besser erlernt ?

9 Antworten

Hallo :) mach dir da mal nicht zu viel stress! Die einen tun sich leichter und die anderen schwerer. Ich fand das anfangs auch alles total anstrengend und überfordernd! Mit der Zeit wird das schon. Die Aussage "man hört es wenn man schalten muss" ist leichter gesagt als getan... Als Fahrschüler hat man da noch wenig gespür. Man hört es indem der Motor laut wird aber dafür brauchst du einfach noch Zeit. Du fährst mit dem 1. Gang los und schaltest kurz drauf sofort in den 2. Gang.  bei ca. 30 kmh. kommt dann der 3. Gang und so ab 50 dann 4. Gang. Das sind alles so ungefähre Richtlinien wobei ich es komplizierter fand auf die kmh. zu achten und aufgrunddessen zu Schlaten aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.  Lass dich nicht stressen und übernimm dich nicht.  Das braucht Zeit und irgenwann geht dann alles von alleine ;)

Tatsächlich hilft nur üben. Außerdem hilft es (manchen)  die technischen Hintergründe zu kennen (also warum man wann schalten sollte, etc.). 

Mein damaliger Fahrlehrer meinte übrigens, dass die im Preis inbegriffenen Fahrstunden fast immer um einiges zu wenig sind. 

Du hast schon sehr gut erkannt, dass Schalten von Vorteil sein kann, z.B. wenn du einen Leih- oder Firmenwagen fahren musst, wo man nicht immer drauf setzen kann, dass man ein Automatikfahrzeug bekommt.

Schalten kann jeder lernen. Aber wie jede "Choreografie" ist Schalten nicht für jeden sofort eingängig. Der Eine kann halt besser schalten, der Andere besser tanzen. Aber beide können das jeweils andere lernen, es dauert nur länger ;-)

Es gibt zwei Dinge von denen du dich nicht verunsichern lassen solltest:

  • Wann soll man schalten? Fahrlehrer vermitteln gerne als Faustregel sowas wie "alle 10km/h". Das klappt auch mit vielen Autos. Bei meinem aber z.B. nicht (dann ist die Drehzahl unter Leerlaufdrehzahl, das Getriebe ist sehr auf Sparen ausgelegt). Auch extrem: Ein gemieteter Smart mit dem ich mal in gebirgiger Gegend unterwegs war: Im 2. Gang bei 70 weil er sonst langsamer wurde. Die Schalt-Anzeige des Smart fand das total okay. Der Kleine hat halt zu wenig PS.
  • Wie soll man kuppeln? Generell geht das bei allen Autos gleich, aber die Kupplung kann sich etwas anders anfühlen. Fahrschulautos sind oft Diesel und da kommt die Kupplung wesentlich härter als bei einem Benziner. Und selbst unter Dieseln und Benzinern gibt es teilweise große Unterschiede. Das kann beim Umstieg nach der Fahrschule sehr gewöhnungsbedürftig werden. Lass dich nicht verunsichern, wenn du es in der Fahrschule gelernt hast und mit deinem ersten Auto erst mal wieder ruppig anfährst und schaltest. Das ist normal.

Nimm einfach weiter Fahrstunden und fahr ggf. mal mit deinen Eltern (oder besser einem Elternteil, es kann sehr verwirrend sein, von zwei Seiten mit unterschiedlichen Tips versorgt zu werden) auf den Verkehrsübungsplatz. Da darf man auch ohne Führerschein fahren.

Das Schalten hat drei Phasen, wie du ja schon weißt:

  • Auskuppeln: Braucht kein Gefühl, latsch voll drauf
  • Das Schalten selbst: Sollte auch kein Problem sein. Einfach Schalthebel in den gewählten Gang bewegen.
  • Einkuppeln: Wo du vermutilch Probleme mit hast ist, dass das Auto hierbei "bockt". Wichtig ist, den Schleifpunkt zu kennen, also den Punkt wo merkbar Verbindung zwischen Motor und Getriebe hergestellt wird. Um das Bocken zu verhindern, musst du am Schleifpunkt beginnen, gefühlvoll Gas zu geben. Machst du es vorher, jault der Motor auf. Findet die Kupplung auch nicht so toll, da dadurch mehr Reibung entsteht. Machst du es nachher, bremst der Motor erstmal ab (zu wenig Gas zum Halten oder Beschleunigen) was zu dem berühmten Bocken führt. Der zweite Grund fürs Bocken ist zu hartes Einkuppeln. Da Bremsen (z.B. beim Runterschalten beim Ranrollen an die Ampel) ja teilweise auch gewünscht ist, muss man hier gefühlvoller einkuppeln.

Vielleicht kannst du deine Eltern (auf dem Übungsplatz) und/oder deinen Fahrlehrer ja mal um eine "Schaltstunde" bitten. Schrittweise gefühlvoll rantasten. Das kann z.B. so aussehen:

  • Stell das Auto mit angezogener Handbremse ab. So wie bei der Übung "Anfahren am Berg" aber damit es leichter wird erst mal auf der Ebene. Lasse die Kupplung langsam los, bis der Wagen einen Ruck nach Vorne macht (Schleifpunkt) aber natürlich wegen der angezogenen Bremse nicht anfährt. Trete sie dann wieder durch, kuppelst du voll ein, würgst du das Auto ab, bleibst du zu lange so stehen, leidet die Kupplung. Mach das so lange, bis du ein Gefühl für den Schleifpunkt hast.
  • Löse die Handbremse Jetzt fährst du mit Standgas an, also ohne Gas zu geben. Lasse die Kupplung bis zum Schleifpunkt kommen. Dann gefühlvoll weiter bis sie losgelassen ist. Trete sie wieder durch, brems wieder ab, und fang das Spielchen von Vorne an, bis du sanfter anfährst.
  • Jetzt fahr an und sobald du mit losgelassener Kupplung rollst, geb Gas. Dann auskuppeln, schalten, so gefühlvoll wie du es beim Anfahren gemacht hast wieder einkuppeln und dann wieder Gasgeben. Du wirst zwar jetzt noch merken, dass der Motor etwas abbremst, aber es bockt nicht mehr so, weil du sanfter einkuppelst
  • Verlangsame die Fahrt, indem du vom 4. in den 3., vom 3. in den 2. runterschaltest, ohne Gas zu geben (Motorbremse). Nur in den ersten schaltet man bei sowas nicht, der ist zu extrem und nur zum Anfahren gedacht. Sobald du im zweiten Gang quasi rollst, auskuppeln und bremsen. Gerade bei dieser Übung wirst du merken, wie wichtig es ist, am Schleifpunkt noch mal Inne zu halten, damit das Auto nicht bockt.
  • Und jetzt nehm noch beim Hochschalten das gefühlvolle Gasgeben am Schleifpunkt mit dazu, bis du das Einkuppeln nicht mehr spürst.

Was den idealen Zeitpunkt angeht, lass dir vom Fahrlehrer eine Faustregel für eine Geschwindigkeit oder Drehzahl nennen. Die gilt erst mal nur für sein Auto. Für deines musst du sie selbst "erfahren", vielleicht gibt dir dein Fahrlehrer auch noch mal ein paar Minuten in deinem Auto. Generell ist "richtiger Zeitpunkt " aber ohnehin ein dehnbarer Begriff. Runterschalten musst du, wenn du nahe an der Leerlaufdrehzahl bist. Der Motor wird dann sehr brummig. Das hört man. Die meisten Autos haben ja auch einen Drehzahlmesser, 1000 ist so ein Punkt wo man ganz klar runterschalten sollte. Hochschalten muss man, wenn die Höchstdrehzahl erreicht ist. Die rote Linie am Drehzahlmesser. Die meisten modernen Autos haben einen Drehzahlbegrenzer der dann weiteres Beschleunigen und das Beschädigen des Motors dadurch verhindert. Die meisten Fahrer gehen aber garnicht an diese rote Linie dran, da der Motor dann schon sehr laut wird. Alles dazwischen ist okay, fährt man aber mit hoher Drehzahl, wird der Verbrauch höher (wird er aber auch, wenn man mit zu geringer Drehzahl versucht, krampfhaft zu beschleunigen). Hast du einen Drehzahlmesser an Bord, bewegst du dich idealerweise immer zwischen 1500 (im 2. Gang gerne auch drunter, aber nicht unter 800) und 2500 (im höchsten Gang gerne auch drüber, da kann man ja nicht mehr hochschalten).

Üben, üben, üben.

Kuppeln und Schalten müssen ins Blut übergehen. Beim Laufen denkst Du ja auch nicht die ganze Zeit "Linkes Bein, rechtes Bein, oh, jetzt schon wieder das linke Bein" oder so, sondern machst es einfach. Und so muss der Schaltvorgang auch ins Blut übergehen. 

Das "wann" läuft meistens wirklich übers Gehör. Mach mal eine längere Autofahrt mit Deiner Mutter und versuche darauf zu achten, wann sie schaltet.

Üben, Üben, Üben.....!