Ich bin meinem Umfeld zu links?

5 Antworten

...das ist mir in der CDU in meiner Heimatstadt über Jahre hinweg auch passiert. Ich bin ein von Haus aus linksgerichteter Konservativer in der CDU, der als CDU-Gemeinderat regelmäßig von der tiefschwarzen Altherren-Riege zu hören bekam, "der rote Schwarze" zu sein, der besser zur SPD gepasst hätte. Weil ich im Vorfeld unter den Altherren-/Alteingesessenen-Clans abgesprochene Entscheide nicht immer mittrug, war ich in dieses Image gerutscht, ich würde ja die anderen bevorzugen, anstatt die eigene Fraktion bedingungslos zu decken ... aber so einen Quatsch mache ich nicht, weil Entscheidungen für die Wähler getroffen werden und nicht für die Fraktion oder irgendwelche 75-Jährigen, die seit 40 Jahren im Gemeinderat sitzen, in ihren Kellern reihenweise komischen Nazikram horten (es war leider so) und sich "demokratisch" geben, aber eigentlich sehr braun sind. Andererseits ... für diese Typen waren auch andere "zu links".

Und ein Bekannter von mir wurde aus unserem Freundeskreis verstoßen, nachdem er sich zu den Linken bekannt hat. Er galt dann als "linke Zecke".

Das hätte in meiner Heimat auch passieren können, ich weiß auch, dass aus der CDU ausgetretene Personen oder solche, die auf den in Hinterzimmern mit strenger Miene (so haben sie mich damals auch gekriegt) erteilten "Ratschlägen", es könne "vorteilhaft" sein, der CDU beizutreten und das am besten sofort und gleich, offen diffamiert worden sind. Ich bin einfach nur froh, dass ich da nicht mehr wohne und eventuell nie mehr hin muss.

Ich habe es dir schon einmal gesagt, dein Umfeld scheint sehr speziell zu sein und ein Stück weit eingefahren, engstirnig und beratungsresistent. Ich tippe auf typisches Land-/Vorstadtmilieu, alles muss so sein wie es immer war; dabei ist man stark katholisch geprägt bis zur Grenze, wo man, wenn man die Missbrauchsskandale anspricht rosenkranzartige Antworten bekommen wird wie ... das ist doch alles nur gelogen, ein Geistlicher geht keine Kinder an, weil er doch den Herrgott hat. So war es bei mir zuhause und da fielen mir an allen Ecken die selben Verhaltensweisen und Gedankenmuster auf.

Ansonsten stellt sich für mich die Frage, ob das wirklich ernstzunehmende Freude sind, wenn man vor denen ernsthaft Angst haben muss, was passiert, wenn man seine freie Meinung zu irgendeinem Thema (hier: Politik) oder seine Gesinnung, die ja fürs Erste nicht negativ ist (ich mag keine Fundamentalen, egal aus welcher Richtung) anspricht. Für mich wären das keine Freunde - deswegen will ich auch mit den CDU'lern aus meiner Heimat nix mehr zu tun haben; die haben immer so auf Freundschaft gemacht, aber in Wahrheit war das alles nichts. Aber wenigstens merkt man dadurch, auf wen man sich verlassen kann und auf wen eben nicht, es hat alles sein Gutes. Mach' dir nix draus und gehe deinen Weg!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Nun ja, wenn man sich vor seinen Freunden fürchtet, dann stimmt halt was nicht. Ich bin zwar auch kein Fan der Grünen, aber wir leben in einer Demokratie und somit gibt es Pluralität. Sollten Freunde von dir deswegen auf Distanz zu dir gehen, so sind es wohl kaum echte Freunde. Man sollte mit Argumenten operieren, nicht mit Kündigung.

Standpunkte entwickeln sich, sie sind aber wertlos, wenn Du sie nicht vertrittst. Das heißt aber nicht das Du bewusst provozieren must. An Deinem Standpunkt sehe ich nichts Verwerfliches.

Freunde sind nur Freunde, wenn sie dich akzeptieren, wie Du bist. Einige wirst Du verlieren, dafür aber auch neue gewinnen.

Die wollen dir nur helfen, dass du nicht vom rechten Weg abkommst.