Hinrichtung USA durch Pentobarbital...Grausam?
Gestern wurde in den USA auf Bundesebene ein Häftling mit Pentobarbital hingerichtet.
Während z.B. in DE viele kranke Menschen den angeblich friedlichen Tod durch dieses Mittel gerichtlich einklagen, haben die Verteidiger des unterdessen Hingerichteten bis zuletzt u.a. wegen des angeblich schmerzvollen Sterbegangs mit Erstickungsgefühlen versucht eine andere Methode zu erzwingen. Sie haben sogar Autopsieberichte von anderen durch Pentobarbital getöteten Häftlingen vorgelegt, die Lungenödeme, sowie Verbluten der Lungenpapillaren beweisen sollten.
Augenzeugen berichteten, dass der gestern getötete blaue Verfärbung der Lippen hatte. Ist das nicht ein Zeichen einer grausamen inneren Erstickung? Oder ist es normal, dass die Lippen am Schluss aufgrund des Sauerstoffmangels blau verfärben?
5 Antworten
Während z.B. in DE viele kranke Menschen den angeblich friedlichen Tod durch dieses Mittel gerichtlich einklagen,
Das müssen sie nicht, jeder Arzt kann ihnen ein Attest darüber ausstellen. Nur bezahlen müssen sie es selbst, die Kassen übernehmen das nicht.
Dann hättest Du auf den Klagehinweis verzichten, oder ein anderes Beispiel anführen sollen.
Ich dachte immer es ist ein Cocktail aus diversen Substanzen. Und da propofol boykottiert wird, experimentieren die halt rum, denk ich mal.
Die Hinrichtung mit der Giftspritze läuft in drei Phasen ab.
- Phase - die Injektion eines Schlafmittels wie Pentobarbital..
- Die Injektion von einem Muskelrelaxans - das blockiert die Signalübertragung an der motorischen Endplatte. Lähmt die quergestreifte Muskulatur. Ohne Beatmung tödlich.
- Die Injektion von Kaliumchlorid. Führt zu Kammerflimmern und Herzstillstand. Auch absolut tödlich, da reichen 10 ml aus.
Wenn das Pentobarbital nicht richtig wird, dann ist es ein grausamer Tod. Von einer humanitären Methode hier zu sprechen ist purer Zynismus.
Es gab in der Vergangenheit genug verunglückte Exekutionen..
LA
Die USA wollen von der 3 Phasen Hinrichtung auf pentobarbital als mono Injektion in direkt tödlicher Dosis umsteigen. Daher die Frage des FS
Natürlich hatte er zyanotische Lippen! Pentobarbital führt in hoher Dosis zu atem Depression und einer Lähmung des Herzen, was in der Folge zu atem und herzstillstand führt. So wie alle barbiturate. Und hier wird das barbiturat natürlich und völlig bewusst überdosiert. Der Tod tritt dann durch den sauerstoff Mangel und herzstillstand ein. Lungenödeme können hier auftreten (allerdings weiß ich grad nich auf Anhieb, ob es sich dabei um ein kardiales oder durch das akute Lungen versagen herbeigeführtes ödem handelt.. Oder gar um das toxische., aufgrund der kapillaren blutung würde ich erstmal vom kardiales lungenödem ausgehen).
Unterm Strich bekommt es der delinquent aber garnicht mehr mit, pento ist schnell wirkend und der betreffende daher bereits bewusstlos.
Edit: Natürlich gibt es hier zwei Seiten.. Die, welche die Todesstrafe per se ablehnen (oder gar selbst betroffen sind) werden natürlich mit allem dagegen halten. Befürworter (oder zumindest "dulder") werden dagegen argumentieren, das es eben eine humane Variante ist. Und naja.. Das zu entscheiden ist schwierig.. Aber, als Denkanstoß : auch Tiere werden mit pentobarbital eingeschläfert, und wie du schon sagtest, wird aus auch bei der sterbehilfe eingesetzt... Ich denke aufgrund mangelnder Infos der daran verstorbenen wird man kaum wirklich sicher sein, obs jetz weh tut oder nich.
@Vinarion
Wenn ich es richtig verstanden habe, weisen blaue Lippen nicht spezifisch auf einen inneren grausamen Tod hin? Auch das schwere Atmen mit Geräuschen spürt er nicht?
Ich habe die Argumentation der Verteidiger so interpretiert, dass die besagten Komplikationen noch in der Wachheitphase entstehen aufgrund der hohen Dosis. Ich bin kein Fachspezialist zu beurteilen, ob dem so sein kann.
Pento ist schnell wirksam, ich denke nicht, das der Betroffene bei dieser Dosis so lang wach ist. Insofern diese richtig eingestellt ist natürlich
Eine hohe Dosis ist doch richtig eingestellt ;-))
Naja, man pumpt ja nich wahllos viel in das Gegenüber.. Bspw. Kann eine überdosierung auch zu niedrig sein, wodurch in diesem falle der narkotische Effekt, oder der Tod an sich, nur arg verzögert Eintritt, was wiederum vielleicht tatsächlich unnötig grausam sein könnte.
Wäre deshalb aus deiner Sicht nicht angebracht vor dem Pentobarbital, zur Sicherheit, Morphium bzw. Fentanyl zu geben damit schon keine Atemnot bzw. Schmerzen entstehen können?
Wieso kommen die Amis nicht auf diese Idee?
Das wäre doppelt gemoppelt.. Mal doof gesagt. Opioide haben dieselben oder ähnliche "Nebenwirkungen" bzw. Wirkungen auf den Körper. Also können ebenso zu atem und herzstillstand führen.. Man müsste also ggf. Aufpassen, hier nich die falsche Wirkung zuerst zu erreichen.
Die denken sich schon etwas dabei : gebe ich nur ein Präparat, muss ich nur einmal rechnen. Die "Fehlerquote" einer versehentlichen unterdosierung im nich lethalen Bereich kann so minimiert werden. Wie gesagt, barbiturate werden/wurden auch für Narkose benutzt. Der Ablauf wäre dann, das die Dosis erst den Patienten schlafen legt, das passiert sowieso als erstes.. Und erst dann kann es zu dem Ausfall von Lunge und Herz kommen. Bisher hat ein Patient nach der Narkose auch erst nach der Narkose Schmerzen durch die OP. Im Prinzip gebietet die Logik hier, das unter Narkose der Patient nichts mitbekommen kann.. Was ja der Sinn ist.
spannendes Thema...denn genau das wollten die Häftlinge erzwingen. Morphin, Fentanyl und etwas gegen die Angst als Vormedikation. Nur wenn man das Pento nicht genug nachdosiert ist es auch nicht toll. Ich habe mal erklärt bekommen, dass Überdosis Morphin das Atemzentrum lähmt mit gleichzeitiger Erhöhung der Toleranz gegenüber CO2 und somit Atemnot nicht wahrgenommen wird. Spannend das Thema, auch weil viele Aerzte gar nicht genau wissen wie die Wirkungen bzw. Interaktionen der Mittel sind...
Die Todesstrafe ist generell abzulehnen und grausam.
Die Debatte um Pentobarbital als vermeintlich weniger grausames Mittel ist eigentlich an sich zynisch. Juristisch ist sie aber durchaus von Belang, da nach US-Justiz ein besonders qualvoller Tod nicht Gegenstand der Strafe sein darf.
Die von Verteidigern immer wieder vorgebrachten Argumente gegen Pentobarbital und ähnliche Mittel werden regelmäßig abgeschmettert. Die beschriebenen "Nebenwirkungen" werden mit einer nichtsachgemäßen Abreichung erklärt. (Falsche Dosierung, Stresszustand des Hingerichteten, Medikamenten Unverträglichkeiten, Drogenkonsum) Da so viele Interessengruppen von einem weiteren Festhalten dieses Hinrichtungsverfahren profitieren, ist es schwer die Frage objektiv zu beantworten. Die Hersteller des Mittels sind jedenfalls davon überzeugt, es sei human.
@LordFaultier
Ich bin grundsätzlich gegen solche Strafen. Der Widerspruch finde ich aber sehr irritierend. Todesstrafe ja oder nein kann man politisch ausschlachten. Es muss aber doch wissenschaftliche, medizinische Methoden geben, herauszufinden ob das Mittel die Leute so grausam tötet oder eben nicht. Denn das wäre doch für die Länder, die das Mittel für assistierte Sterbehilfe sehr relevant!
Da hast du recht. Leider ist die Debatte um die Giftspritze so ideologisch verstellt dass ich befürchte, dass die Erkenntnisse aus den Hinrichtungen keinerlei Grundlage haben können, für die Frage, ob es zur assistierten Sterbehilfe nützlich sein kann. Die Situation in der ein Häftling hingerichtet wird unterscheidet sich zu sehr von einer hypthoteschen Anwendung in der Sterbehilfe. Todeskandidaten sind im Übrigen keine Versuchskanninchen.
@LordFaultier
Bitte nicht missverstehen. Ich bin auch dagegen Häftlinge als Versuchstiere zu behandeln. Aber da in Holland und der Schweiz dieses Mittel verwendet wird, könnte es heissen, dass gewisse Menschen auf grausamer Weise gehen, obwohl total anders versprochen.
Da hast du recht. Aber man geht von folgendem Prinzip aus : das barbiturat narkotisiert, dann tötet es. Somit sollte nach dieser Logik für den betreffenden kein leid entstehen, man wacht ja auch nicht in der Narkose von den Schmerzen auf. Ob es so ist, weiß man nich, weil der Tod meist tödlich endet und ein abschließendes Gespräch schwierig macht.
@Vinerion1
Klar haben Tote sich nie mehr zurückgemeldet, leider😊
Aber aufgrund möglichen Abwehrbewegungungen sollten schon Hinweise gemacht werden können? Denn Pentobarbital lähmt die Muskeln ja nicht.
Blaue Lippen bekommt man auch durch Saurstoffmangel. Ersticken ist ein schöner und schmerzloser Tod.
@Curasanos
Das ist wirklich dein ernst??!!!
Ersticken ist ein schöner und schmerzloser Tod.
@Artus01
Es ging mir um den Widerspruch zu diesem Mittel. Die einten wollen damit sterben, andere eben gar nicht