Hatte Jesus einen zelotischen Hintergrund?

4 Antworten

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Deine Frage kann niemand sauber beantworten!

"Letztlich wird man diese Frage nicht mehr sicher beantworten können, denn die Überlieferung zu Jesu ist trotz gleich vier Evangelien äußerst unzuverlässig. Jesus, da sind sich selbst konservative Exegeten weitgehend einig, hat nur einen kleinen Teil der Worte gesprochen, die ihm zugeschrieben wurden, und er hat nur einen kleinen Teil der Taten begangen, die von ihm erzählt werden. Das Bild Jesu ist schon 40 Jahre nach seinem Tod so glaubensmäßig überformt, dass sich psychologische Spekulationen dem Historiker einfach verbieten. Wir können nicht mehr wissen, wie sich Jesus selbst verstanden hat, ob sein Eiferertum tatsächlich so weit ging, dass er sich als König eines künftigen Reiches sah. Alles bleibt Spekulation." (Heinz-Werner Kubitza)


Nofear20 
Fragesteller
 15.11.2022, 09:09

Dieser Einschätzung kann ich weitgehend zustimmen.

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Der Neutestamentler Gerd Theißen meint, dass die Quellen solch einen Schluss nicht zulassen, aber er räumt ein, dass Jesus und die Zeloten Gemeinsamkeiten hatten.

Völlig richtig. Wenn ich mich richtig erinnere, geht Theißen auch konkreter auf Details ein, welche Gemeinsamkeiten und vor allem welche Unterschiede Jesus und die Zeloten haben. Der obigen Aussage kann ich voll zustimmen.


Nofear20 
Fragesteller
 15.11.2022, 10:05

Man muss aber berücksichtigen, dass die Evangelisten uns einen relativ weich gespülten Jesus präsentieren. Für das Propagieren von Nächsten- und Feindesliebe wurde man auch bei den Römern nicht hingerichtet. Da müssen schon noch andere Gründe vorgelegen haben. Der Verrat durch die Juden wirkt zu konstruiert, als dass er historisch begründet sein könnte.

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BillyShears  15.11.2022, 10:09
@Nofear20
Da müssen schon noch andere Gründe vorgelegen haben.

Selbstverständlich. Er wurde von den Römern wegen Hochverrat hingerichtet, und nach römischen Recht auch zurecht.

Der Verrat durch die Juden wirkt zu konstruiert, als dass er historisch begründet sein könnte.

Damit meint Theißen die "Wahl" zwischen Barabbas und Jesus.

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Nofear20 
Fragesteller
 15.11.2022, 10:37
@BillyShears
Damit meint Theißen die "Wahl" zwischen Barabbas und Jesus.

Genau, von solch einem Brauch der Freilassung eines Verurteilten wissen Historiker nichts. Es war nur ein weiterer Mosaikstein, um die Schuld von den Römern zu den Juden zu verlagern.

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Nein, für diese Theorie gibt es keinen biblischen Hinweis!

Jesus hat z. B. gesagt, dass Steuern an den römischen Kaiser bezahlt werden sollen. Das hätten die Zeloten niemals unterstützt: Matthäus 22,15-22 | ERF Bibleserver

Wäre Jesus Zelot gewesen, hätten die religiösen Führer der Juden Ihn nicht angegriffen und den Römern zur Kreuzigung ausgeliefert. Sie taten dies, weil sie eifersüchtig waren und genau verstanden, dass Jesus den Anspruch vertrat, der verheißene Messias, Gottes Sohn und Gott selbst zu sein! Darum geht es...


Nofear20 
Fragesteller
 15.11.2022, 10:35
Jesus hat z. B. gesagt, dass Steuern an den römischen Kaiser bezahlt werden sollen. Das hätten die Zeloten niemals unterstützt:

Oder man hat diese Worte Jesus posthum in den Mund gelegt, um den Römern zu signalisieren, dass von der christlichen Sekte keine Gefahr für Rom ausgeht. Nach dem Jüdischen Krieg und der Zerstörung des Tempels war ja jedem klar, wohin Gewalt gegen Rom führt.

Wäre Jesus Zelot gewesen, hätten die religiösen Führer der Juden Ihn nicht angegriffen und den Römern zur Kreuzigung ausgeliefert.

Kann man so nicht sagen. Zumindest die Sadduzäer als Kolaborateure mit den Römern waren gemeinsame Gegner von Jesus und den Zeloten. Jesus hatte ja auch 2 Zeloten unter seinen nächsten Anhängern.

Sie taten dies, weil sie eifersüchtig waren und genau verstanden, dass Jesus den Anspruch vertrat, der verheißene Messias, Gottes Sohn und Gott selbst zu sein!

Überleg mal, was du da sagst. Wenn Jesus behauptet hätte, Gott zu sein, wäre er doch aus jüdischer Sicht zur Recht hingerichtet worden. Eine schlimmere Gotteslästerung gibt es doch gar nicht. Die Forschung kann ihn aber in dieser Hinsicht entlasten, also fällt das schon mal als Hinrichtungsgrund weg. Bleibt noch die Anmaßung "König der Juden". Das könnten die Römer tatsächlich als Provokation aufgefaßt haben. Und bei Gefahr für Aufruhr machte Pilatus kurzen Prozess.

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Nein. Das würde seinem Auftrag seines Vaters widersprechen. Er predigte ein Reich mit einer himmlischen Regierung. Das übrigens schon begonnen hat. Das ist aber ein anderes Thema!