Hat eine sehbehinderte Person Freude an der neuen Waschmaschine mit Touchscreen?
Die Hausverwaltung hat eine neue Waschmaschine angeschafft. Die alte hatte Knöpfe, die neue nur einen Touchscreen. Hätte die Verwaltung erst nachfragen sollen, ob im Haus stark sehbehinderte oder gar blinde Bewohner Wäsche waschen oder ist die Wahrscheinlichkeit vernachlässigbar?
4 Antworten
Ich bin selbst blind seit meiner Geburt. Daher kann ich hier aus eigener Erfahrung sprechen: Wenn eine Person blind ist, kann sie gar nichts mehr sehen oder nur noch einen sehr geringen Prozentsatz. Diese Blindheit reicht nicht aus, um eine Waschmaschine mit Touchscreen bedienen zu können und ist somit mehr als hinderlich für die Person, da sie sich eine Waschmaschine mit Knöpfen kaufen muss, um die Wäsche irgendwie waschen zu können oder schlimmstenfalls dafür in eine Wäscherei gehen muss.
Schwerbehinderte Menschen sind zwar keine Seltenheit mehr, zählen aber dennoch zu den Randgruppen, da es in unserer Gesellschaft mehr "normale" Menschen gibt. Daher hat die Hausverwaltung schon richtig gehandelt, indem sie nicht nachgefragt hat. Sie hätte allerdings rechtzeitig darüber informieren müssen, damit die schwerbehinderte Person genug Zeit hat, um sich nach Alternativen umzusehen. Wenn der Hausverwalter jedoch nichts von der schwerbehinderten Person weiß, muss er darüber nicht informieren.
Wenn die Person jedoch nicht blind ist, sondern wirklich sehbehindert, dann sieht sie mehr als 3% und könnte somit mit so einer Waschmaschine durchaus arbeiten, da sie je nach Behinderungsgrad auch in der Lage wäre, zu lesen mit Lesehilfe, was genau sie grade machen muss. Es hängt also wirklich von der Bezeichnung ab. Blinde mit einem Prozentsatz von 2,5 oder weniger Prozent an Sehkraft, können mit Touchscreen nichts anfangen. Sehbehinderte hingegen schon, wenn sie mehr als 3% sehen und in der Lage sind, das Display mit Lesehilfe lesen zu können. Da du hier jedoch von einer blinden und einer sehbehinderten Person geschrieben hast, ist deine Frage nicht ganz eindeutig zu beantworten, eben weil zwischen blind und sehbehindert Welten liegen.
Ach, sein wir doch mal ehrlich, diese Abgrenzungen sind in der Realität so schwimmend. Gibt sicher auch Sehbehinderte, die das mit der Bedienung nur ganz schlecht hinbekommen. Auch für die kann es sehr hinderlich sein. Und diese Prozentwerte wurden auch irgendwann mal von einem Augenarzt mit einigen Sehtests festgelegt. Aber das sind auch nicht wirklich perfekt aussagekräftige Werte. Ich finde diese Pauschalaussage, dass Sehbehinderte das auf jeden Fall hinbekommen nicht ganz richtig. Bin übrigens selbst blind, konnte früher aber mal etwas sehen. Damals war ich sehbehindert mit ungefähr 5 %.
Also die Wahrscheinlichkeit dafür ist sehr gering. Aber man hätte mal bei dem/den Vermietern fragen können. Normalerweise weiß ein Vermieter ja, ob sein Mieter Blind ist. Also zumindest ist die Wahrscheinlichkeit hoch. Aber das ist ja meistens schon zu viel Aufwand. Ich bin selbst blind und tatsächlich kenne ich einige Blinde, die deswegen in die Wäscherei latschen müssen. Aber sie zahlen schön mit für den Strom und das Wasser der Maschine. Und beim Einzug war da eine bedienbare Maschine. Aber ja, Blinde sind ja eine zu vernachlässigende Minderheit. Das ist das Problem in Deutschland. Wir haben so viele zu vernachlässigende Minderheiten. Das könnte noch mal zu echten Problemen führen. Aber es gibt sehr wohl bedienbare Maschinen. Man muss sich nur umschauen. Also meine Freundin und ich haben eine ganz schöne gekauft. Und tatsächlich sind die nicht einmal sonderlich teuer. Meistens sind das sogar ziemlich einfache Waschmaschinen. Und die meisten absonderlichen Programme braucht doch eh fast niemand. Ja, sicherlich mag es diese Leute geben und ja, das ist wieder eine Minderheit, die nicht vernachlässigt werden sollte. Aber hier muss einfach abgewogen werden. Kann die heiße Sabine aus dem fünften Stock ihre Reizwäsche jetzt im Schonwaschgang mit Wasserplus und einer schonenden Vorwäsche waschen oder ist der Blinde überhaupt in der Lage diese Waschmaschine zu bedienen?
Die Frage ist eher: Weiß die Hausverwaltung das sehbehinderte Menschen im Haus leben?
Die Hausverwaltung weiss das eher nicht. Gut möglich, dass die Hausverwaltung das Haus noch nie besucht hat.
Käme diese sehbehinderte Person mit dem Touchscreen klar?? Ich kann es mir kaum vorstellen zwar, aber Rücksicht hätte auf diese Person schon genommen werden müssen