Hat dieser Fisch Krebs?
Hallo bin gerade wo zu besuch und habe diesen Fisch entdeckt, hat er Krebs oder einen Tumor?
Sein Kopf sieht so komisch aus
3 Antworten
Das "muss" so. Bzw. der Züchter hätte das gerne so. Es halt so ein bescheuertes Zuchtideal. Ich weiß nicht genau was für ein Gewebetyp da wuchert, aber es ist kein Tumorgewebe.
Es gibt deutlich schlimmer verzüchtete Goldfische. Die Menschheit ist bescheuert und muss jede zufällig entstandene Behinderung bei ihren Haustieren durch Zucht auf die Spitze treiben. Der da hat wenigstens noch normale Augen und ein nur geringfügig eingeschränktes Sichtfeld. Außerdem ist die Wirbelsäule nicht bis zur Funktionsunfähigkeit verkrümmt und es sind noch alle Flossen vorhanden. Wie gesagt, es gibt viel schlimmere Züchtungen.
Die aus der Körperform (Kopf, Wirbelsäulenverkürzung, der gedoppelte Schwanzflosse, vergrößerte Flossen) resultierende Behinderung führt vor allem zu einer deutlich verringerten Schwimmgeschwindigkeit. Sie ist aber noch nicht so extrem, dass das Tierchen nicht mehr koordiniert schwimmen könnte und verursacht in der geschützten Umgebung eines Aquariums keine großen Nachteile. Von da her würde ich das noch nicht als Qualzucht bezeichnen.
In wieweit die Züchtung die Lebensdauer beeinflusst, weiß ich nicht. Schleierschwanzhalter halten sich bei diesem Thema gerne bedeckt, während Halter von Goldfischen mit natürlicher Körperform stolz von uralten Tieren erzählen. Es würde mich nicht wundern, wenn solche Zuchtformen merklich kürzer leben würden.
In der Natur hätte das Tier keine Chance zu überleben, jeder Räuber hätte so einen langsamen Fisch schnell gefangen und jeder schnellere Fisch hätte ihm das Futter weggefressen. Aber im Aquarium ist es ja leicht, dafür zu sorgen, dass das nicht passiert.
In der Praxis spielt es bei Goldfischen übrigens eine untergeordnete Rolle, ob sie einen gesunden Körperbau haben oder Qualzuchten sind. Sie werden überproportional oft nicht artgerecht gehalten.
An den grundlegenden Verhaltensmustern hat sich durch die Zucht nichts geändert. Es bleiben Gruppentiere, die allein kümmern. Da sie meist sehr friedlich miteinander umgehen, kann man sie zur Not auch zu zweit halten, aber eine Gruppe ist immer besser. Goldfische gründeln, teilweise graben sie richtig. Sie suchen im Bodengrund nach Nahrung, wobei sie Sand und feinen Kies ins Maul nehmen und essbares rauskauen bzw. ablutschen. Blöderweise graben sie dabei auch Pflanzen aus, aber robuste Pflanzen werden bei guter Fütterung nicht gefressen. Feiner Sand im Goldfischaquarium ist aus praktischen Gründen ungünstig, weil die starke Gründeltätigkeit schnell zu trübem Wasser führen kann. Aber grober Sand oder feiner Kies unter 2mm Korngröße sollte es schon sein. Wie bei allen gründelnden Fischen ist bunter, kunststoffummantelter Farbkies ungünstig, weil beim Gründeln Kunststoffpartikel abgerieben werden, die dann im Fisch landen. Ein anderes, großes Problem ist die Größe der Tiere. Auch Schleierschwänze werden etwa 20cm groß, manche Zuchstämme sogar noch größer. Auf Dauer sollten sie ein 120cm Aquarium haben.
Schleierschwänze sind übrigens keine Teichfische, weil die Kältetoleranz durch die Zucht stark eingeschränkt ist. Die Todesrate bei der Überwinterung unter Eis ist viel höher als bei Goldfischen mit natürlichem Körperbau. Allgemein haben Goldfische überhaupt kein Problem mit einem ganzjährig warmen Lebensraum. Im Gegensatz zu heimischen Arten brauchen sie keine kalte Überwinterung.
Es geht nicht darum, jede Zuchtform in Frage zu stellen. Sonst würde noch der gesündeste Hunde als Qualzucht gelten, denn jeder Hund ist eine Zuchtform.
Qualzucht ist relativ eng definiert. Ein Fisch, der nicht mehr oder nur mit großer Mühe koordiniert schwimmen kann, ist eine Qualzucht. Das gilt z.B. für Goldfischformen ohne Rückenflosse und mit extrem verkrümmter Wirbelsäule. Ein Fisch, der durch die Zucht ein massiv erhöhtes Verletzungsrisiko hat, ist auch eine Qualzucht. Das gilt z.B. für Goldfischformen mit stark vergrößeren Augen. Auch ein Fisch, dem eine angezüchtete Gewebewucherung die Augen oder das Maul zu wächst, ist eine Qualzucht.
Es geht dabei um Behinderungen, die das arttypische Verhalten so einschränken, dass das Tier auch in der geschützten Umgebung eines Aquariums oder eines Teichs ohne Feinde darunter leidet und auch dann, wenn es "es nicht anders kennt". Außerdem geht es um angezüchtete Behinderungen, die Krankheiten verursachen und das Leben deutlich verkürzen.
Die meisten Zuchtformen fallen offensichtlich nicht unter diese Definition. Manche sind Grenzfälle, wenige sind eindeutige Qualzuchten.
In der Regel ist eine Schleierform keine Qualzucht. Unter Umständen kann aber auch sie schon eine Qualzucht sein. Zum Beispiel, wenn es sich um aggressive Fische handelt, die sich gegenseitig die Flossen verbeißen (Blutsalmler, Prachtbarben), aber auch wenn eine Schleierform eine Fischart übermäßig stark ausbremst, die in der Naturform ein äußerst schneller und agiler Schwimmer ist (Panzerwelse, extreme Schleierformen von Zebrabärblingen).
Es ist eine etwas seltsame Ironie, dass Du gerade Schmetterlingsbuntbarsche ansprichst. Obwohl es sich hier in der Regel nur im Farbzucht und milde Formen von Schleierflossen handelt (Formen mit verkürzer Wirbelsäule sind noch selten), leiden diese Tiere massiv unter der Zuchtauslese. Sie sind gesundheitlich noch deutlich instabiler als die Naturform und sie leben noch kürzer.
Das Argument, der Fisch kenne es ja nicht anders, verkennt die Realität. Es sollte sich mittlerweile rumgesprochen haben, dass Fische nachweislich ein Schmerzempfinden haben und auch sehr unter Stress leiden können. Sie merken, wenn eine körperliche Behinderung dem arttypischen Verhalten im Weg steht und sie leiden wenn sie krank sind.
Nur, weil "die Asiaten" etwas machen, muss man es weder kommentarlos hinnehmen, geschweige denn selbst nachmachen. Ein negativer Kommentar wird zwar in anderen Erdteilen ignoriert, aber das ändert nichts daran, dass man die sinnlose Quälerei nicht nachmachen sollte. Qualzuchten sollten hier nicht in den Handel kommen.
Halbe buch, wer liest das?
Spaß bei Seite, danke für die äußerst ausführliche Antwort, hat mich echt mal interessiert
Hi
Es ist ein Oranda- diese Zuchtform des Goldfischs hat eine gutartige Gewebewucherung am Kopf die man "Wen" nennt. Es ist kein Krebs, aber es kann unter Umständen vorkommen dass die "Kappe" so groß wird dass der Fisch Probleme mit dem Sehen und/oder fressen bekommt, und dann operiert werden muss. Normalerweise sollte das aber nicht passieren.
Der Operateur ist auch mutiert, der hat 4 Hände 8O
Angesichts der Zuckungen bei den Schnitten: Ich dachte immer Nelkenöl würde richtig narkotisieren. Anscheinend lähmt es nur?!
Außerdem wären wir hier mal wieder beim Thema einer nicht artgerechten Haltung.
Keine Ahnung ob das Nelkenöl funktioniert, hat mich auch gewundert. Eigentlich müsste es doch was besseres geben.
Und ja- das Becken ist recht klein, recht reizarm und recht wenig Fische. + Sand wäre gut.
Ich habe mir das Video nicht angesehen, denn es widert mich an, was gemacht wird um die perversen Wünsche mancher Fischhalter zu erfüllen!
Möglicherweise wurde aber,das Nelkenöl nur falsch dosiert, was mich bei denen, die solche Prozeduren ausführen nicht wundern würde!
Erreicht man mit Nelkenöl eine echte Narkose, oder doch nur eine weitreichende Lähmung, wenn man es optimal dosiert?
Ich denke, wenn es richtig dosiert wird (das kann aber nur ein Profi) wird auch eine richtige Narkose erreicht, Das sollte man aber von einem Spezialisten erwarten, dass er das kann! Möglicherweise wurde aber auch geschludert, ist ja nur ein Fisch.
Es ist eine Zuchtform. Für einen Züchter der Oranda ein guter Fisch.
Der Begriff Qualzucht ist eine deutsche Kreation. Allerdings müsste der Fisch sich seiner Qual bewusst sein, was überaus fragwürdig ist. Er kennt es ja nicht anders. Zudem ist es auch, aus meiner Sicht, Quatsch sich über asiatisches Schönheitsempfinden Gedanken zu machen, die dort solche und andere Zuchten seit tausend Jahren züchten.
Es ist auch niemals deren Bestreben gewesen solche Fische in freier Natur zu halten, denn sie überleben diese nicht. Somit ist dieser Hinweis ebenso völlig obsolet.
Man mag darüber streiten ob solche Fische als schön gelten dürfen, oder eben nicht. Das liegt entweder im Auge des Betrachters und/oder in der ursächlichen gesellschaftlichen Lebensweise und deren Schönheitsempfinden. Das muß deutschen Teich und Aquarienliebhabern noch lange nicht gefallen.
Würde man so etwas allenthalben in Frage stellen, wäre jegliche Schleierformzucht, albinotische Variationen, Größenzucht usw. diverser Aquarienfische hier gleich einzuordnen. Ich erinnere nur mal an die Zuchtfomen des Schmetterlingsbuntbarsches, dessen natürliche Variante deutlich sich von seinen Zuchtformen unterscheidet.
Es wäre also hilfreich bei der Beurteilung solche Fische nicht zu hart mit den Asiaten ins Gericht zu gehen.