Hat die Freude für den Erfolg von anderen irgendwas mit eigenem Erfolg zu tun?
Bin sehr Neid-anfällig. Oft wurde mir gesagt, dass erst dann das Objekt meiner Begierde bekomme, wenn ich es lerne, mich für andere zu freuen. Hierbei habe ich 2 Fragen:
(1) Mir ist klar, dass Neid eine Hauptlast ist. Dennoch: Wie genau korreliert der Neid (bzw. seine Abwesenheit) mit dem Erfolg?
(2) Haben wirklich alle, dessen Erfolg ich beneide, es gelernt sich für andere zu freuen? Das bezweifle ich stark, denn die meisten Menschen sind entweder Egoisten oder gar Egozentriker.
6 Antworten
Ich finde diese Fragestellung sehr interessant, vor allem weil ich selbst das Konzept von Neid und Missgunst überhaupt nicht begreifen oder nachvollziehen kann.
Was hast du davon, wenn du anderen ihren Erfolg nicht gönnst und stattdessen neidisch und missgünstig bist? Das sind doch nur negative vibes die dich selbst auch nicht voranbringen, oder?
Wenn man den "Neid" dahingehend umlenkt um für sich selbst was dabei herauszuholen, indem man sich mal fragt: "Was hat der für seinen Erfolg getan und was könnte ich von ihm für mich lernen um ebenfalls so erfolgreich zu werden?" dann bringt einen das doch sehr viel weiter, denke ich.
Also ich für meinen Teil freue mich, wenn jemand anderer etwas schafft, das ich nicht schaffen würde. Dazu zwei mögliche Beispiele. Im ersten Beispiel habe ich selber keinen Ehrgeiz ähnliches zu erreichen, im zweiten schon.
Das erste Beispiel wäre z.B., dass ich einen Bekannten habe, der an einem Marathonlauf teilnimmt und dass er diesen erfolgreich beendet und da vielleicht sogar gewinnt. Dann freue ich mich mit ihm, organisiere für ihn vielleicht eine Siegerparty (oder wenn jemand anderer die schon organisiert hat nehme ich daran teil) und hab Spaß dabei. Da ich absolut keinen Ehrgeiz daran habe an einem Marathonlauf auch nur teilzunehmen, geschweige denn einen solchen zu gewinnen ist das im Fall einfach nur ein schöner Abend, bei dem man fröhliche Gefühle mit jemandem teilt den man mag und mit dem man sich über dessen Erfolg freut.
Im zweiten Beispiel bekommt mein Kollege eine Beförderung, die ich mir eigentlich auch gewünscht hätte. Klar ärgert man sich dann im ersten Moment, dass man selbst nicht befördert wurde, aber hey, vielleicht klappts ja beim nächsten Mal. Es wird noch viele Gelegenheiten geben um befördert zu werden... Für den Moment freue ich mich also mit meinem Kollegen und gratuliere ihm. Wenn er auch eine kleine Feier oder Party gibt, werde ich gerne dabei sein und seinen Erfolg mit ihm feiern. Wahrscheinlich gab es gute Gründe ihn zu bevorzugen und vielleicht kann ich mir bei ihm ja was abschauen und von ihm lernen um mich beim nächsten Mal auch noch besser für die Beförderung zu eignen. Wenn ich stattdessen nur missgünstig in der Ecke hocke und schmolle zeige ich damit der Geschäftsleitung nur, dass sie sich richtig entschieden haben, weil jemand der keine social Skills besitzt und sich nicht mit anderen freuen kann auch für eine Führungsposition gänzlich ungeeignet ist.
Ich hoffe ich konnte dir mit meinen Gedanken helfen und vielleicht kannst du mir ja auch helfen, indem du mir erklärst, welchen Sinn Neid und Missgunst eigentlich hat und inwieweit das irgendjemandem in irgendeiner Form helfen kann.
Danke für deine Antwort. Damit hast du bestätigt, was ich schon immer vermutet habe, nämlich dass Neid ein gänzlich unlogisches und rein gefühlsgesteuertes Konzept ist.
Und hier wirst du ganz klar neidisch. Ja, wahrscheinlich ist es bei dir eher weniger ausgeprägt (weil du zum Beispiel eine anständige Erziehung genossen hast), aber natürlich ist das vorhanden. Dass du es nicht als Neid, sondern nur als „ärger“ interpretierst ändert auch nichts an der Tatsache, dass das Neid ist.
Ja, okay. Für ein paar Sekunden bin ich im Fall also auch neidisch. Aber was mache ich daraus? Ich mache daraus etwas Positives mit dem ich mich selbst weiterentwickle und daraus lerne. Jemand der missgünstig ist, bleibt nach meinen Beobachtungen missgünstig und entwickelt sich nicht weiter.
Könntest du mir die Reaktion der Geschäftsleitung bitte genauer erklären? Man könnte das Schmollen doch auch so interpretieren, dass der Person die Beförderung viel bedeutet hat, oder?
Wenn du eine Führungsposition einnehmen sollst, musst du in der Lage sein dich mit den Erfolgen deiner Mitarbeiter, für die du verantwortlich bist, mit zu freuen. Und darüberhinaus wirst du auch immer wieder in Situationen kommen in denen du mit Rückschlägen und Misserfolgen konfrontiert wirst und dann kommt es auch darauf an, dass du mit diesen auf eine konstruktive Weise umgehst, die für die Firma hilfreich und nützlich ist und aus der unschönen Situation das Beste macht. Jemand der schmollend in der Ecke sitzt besitzt diese so wichtigen Fähigkeiten offenbar nicht und ist daher für eine Position bei der es um Mitarbeiterführung geht absolut ungeeignet. Ob dir diese Beförderung viel oder wenig bedeutet hätte ist hingegen für die GF eines Unternehmens eigentlich völlig uninteressant.
Hallo IA3007!
Neid als Missgunst kann eine hemmende Wirkung auf dich haben, dich und deine Potentiale zu entfalten. Wenn man anderen nichts gönnt, ihnen z.B. den Erfolg neidet, wird das Thema, hier "Erfolg", negativ abgespeichert.
Ich halte es vielmehr für sinnvoll, Neid als Antrieb zu verstehen, sich den gleichen Erfolg zu erarbeiten, den die anderen sich erarbeitet haben. Dann gönnst du ihnen und dir den Erfolg von ganzem Herzen.
Erfolg, der nicht erarbeitet wurde mit fairen Mitteln, ist für mich nicht wertvoll. Dafür empfinde ich keine Achtung und keinen Neid.
LG
gufrastella
Es gibt halt zwei Versionen von Neid, den gutartigen Neid (Du bewunderst Andere für ihre Erfolge und möchtest dir eine Scheibe von ihnen abschneiden um auch so zu werden). Dann gibt es noch den bösartigen Neid, bei dem man eher negative Gefühle für die Person mit Erfolg entwickelt, diese Person möchte man dann eher klein reden um sich selbst besser zu fühlen, da das eigene Ego einen Abwehrmechanismus aktiviert.
Kommt immer drauf an ob man selbst Erfolg oder Misserfolg hat und wie man das dann auf andere projiziert die vielleicht Dinge erreicht haben die man selbst nicht erreicht hat. Es gibt sehr viele Studien zur Neid Messung und wie bestimmte Skalen wie Bösartigkeit, Motivation oder Bewunderung mit einander korrelieren. Eine Studie die ich empfehlen kann ist "Dispositional Envy Revisited: Unraveling the Motivational Dynamics of Benign and Malicious Envy" von Lange und Crusius, 2015.
Die haben wir damals in einem Seminar behandelt und ich fand sowohl die Messung als auch die Ergebnisse sehr interessant. Vielleicht findest du sie auf Google Scholar
Erfolgreiche nachzueifern, ist ja nicht missgünstig und deshalb kein Neid. Die Erfolgreichen sind vielmehr Vorbilder für die Nacheifernden.
Selber erfolg zu haben hat nichts damit zu tun ob man es anderen gönnt erfolg zu haben.
Das einzige was ich mir vorstellen kann ist, dass leute die sehr neidisch sind sich auf diesem Gerechtigkeitsgefühl ausruhen und ihre eigene unzulänglichkeit nicht eingestehen um wirklich an dieser zu arbeiten.
Beim besten Willen: Ich kann das nicht. Neid basiert überhaupt nicht auf Logik und ist dem Verstand nicht unterwürfig. Bin fest davon überzeugt, dass dies jeder Mensch besitzt nur in unterschiedlicher Ausprägung. Auch interpretiert es jeder anders.
Nochmal: Du musst es nicht begreifen oder nachvollziehen, um es zu fühlen.
Und hier wirst du ganz klar neidisch. Ja, wahrscheinlich ist es bei dir eher weniger ausgeprägt (weil du zum Beispiel eine anständige Erziehung genossen hast), aber natürlich ist das vorhanden. Dass du es nicht als Neid, sondern nur als „ärger“ interpretierst ändert auch nichts an der Tatsache, dass das Neid ist.
Könntest du mir die Reaktion der Geschäftsleitung bitte genauer erklären? Man könnte das Schmollen doch auch so interpretieren, dass der Person die Beförderung viel bedeutet hat, oder?