Hältst du die Forderung nach einem Schlussstrich unter die NS-Vergangenheit inzwischen - nach über 70 Jahren - für berechtigt oder nicht?

11 Antworten

Nein, ich finde, über die NS-Vergangenheit muss nach wie vor gelehrt werden, möglicherweise sogar intensiver als bisher. Denn wenn ich mir einerseits Aussagen von AfD-Politikern anschaue ("Vogelschiss", "Das Problem ist doch, dass man Hitler immer als das absolute Böse darstellt") oder auch mal in diverse Demonstrationen der aktuellen Zeit lausche ("Ich fühle mich wie Sophie Scholl", "Scheiß Juden"), bekomme ich immer wieder ein flaues Gefühl.

Kannst du die USA und den Atimbombenabwurf auf Hiroshima und Nagasaki trennen? Nein. Frankreich und die Französische Revolution? Nein. China und die Mao-Zeit, die Sowjetunion und Stalin, Spanien und die Franco-Diktatur? Auch nicht. Also?

Es gab die Entnazifizierung und verschiedene Prozesse. Aus meiner Sicht ist es gerecht, auch heute noch ehemalige KZ-Aufseher vor Gericht zu bringen. Ehemalige Verfolgte des NS-Regimes erhalten finanzielle Entschädigung. Die Reparationen sind bezahlt.

Ich finde es richtig, der Opfer zu gedenken, inklusive der deutschen Vertriebenen, Bombenopfer usw., und in der Schule über die damals begangenen Verbrechen als einen Teil der deutschen Geschichte zu lehren. Angesichts der polemischen Vergleiche der AfD mit der NSDAP sollte jeder, der politisch mitreden will, das AfD-Parteiprogramm und die NS-Ideologie sachlich vergleichen: Hitler ließ Juden und Homosexuelle verfolgen (Alice Weidel ist offen lesbisch), hielt den Islam dem Christentum für überlegen ...

Die NS-Zeit ist kein Grund, sich unserer Geschichte zu schämen, auf patriotische Lieder generell herabzuschauen, alle Politiker, die vor einer Islamisierung warnen, als Nazis zu diffamieren ...

Nein. Man kann in einer freien Gesellschaft unter die Debatten über historische Ereignisse keinen Schlussstrich ziehen. Was die Gemüter bewegt, muss und wird weiter diskutiert werden. Und an die schlimmen Dinge sollte weiter erinnert werden.

Nein.

Ein Verbrechen darf nicht mit einem Schlußstrich enden, oder gar das es unter den Teppich gekehrt wird.

Allerdings halte ich es nach all den Jahren der Aufklärung und Recherche zu dieser Zeit für sinnvoll, dass man den Täterkreis definiert, und nicht mehr in die Pauschalität der deutschen Schuld verfällt. Die Mehrheit der Deutschen waren eben nicht schuld. Gleichsam sollte die Schuldfrage von Österreich und Ungarn, die sich damals gerne dem deutschen Reich angeschlossen haben, und sich nach der Kapitulation aus der Verantwortung gemogelt haben, neu ergründet werden.