Haben wir eine multipolare oder unipolare Weltordnung?

6 Antworten

In einer sozialwissenschaftlichen Sichtweise gibt es kein abstraktes "richtig". Die USA sind fraglos die stärkste Weltmacht, aber China und Russland unternehmen große Anstrengungen, zumindest in ihren Regionen und bevorzugten Einflussbereichen konkurrierende Machtzentren darzustellen, die den amerikanischen Einfluss und Handlungsspielraum wirksam begrenzen.

Das sieht man am Beispiel Syrien oder Nordkorea...

Insofern haben wir weder das eine noch das andere in Reinform.

Die USA sind zwar weiterhin die einzige Weltmacht, stoßen aber regional durchaus an Grenzen durch sehr starke Regionalmächte...

bin ich davon überzeugt, anders wie mein studierter Sozialwissenschaftslehrer-Lehrer, der von der multipolaren Weltordnung spricht, dass wir eine unipolare Weltordnung unter der Führung der letzten verbliebenden Weltmacht USA haben.

Die unipolare Weltordnung war nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ein Fakt.

Allerdings hat sich Russland wieder auf die internationalen Bühne zurückgemeldet. Die renommierte Hans-Körber-Stiftung aus Hamburg stellt fest: "2018 ist das Jahr, in dem sich Russland endgültig als globaler Player etabliert haben wird."

Russland hat in den letzten fünf Jahren dem Westen einige Male mächtig in die Suppe gespuckt. 2013 in Syrien, 2014 in der Ukraine, seit 2015 in Syrien. Selbst in Afghanistan unterhält Russland wieder gute Kontakte, weil die Afghanen selbst von den westlichen Besatzern so ziemlich die Nase voll haben. In Libyen ist Russland Unterstützer von General Haftar, des mächtigsten Gegenspielers der vom Westen unterstützten Regierung, die aber selbst auch nur einen Teil des Landes kontrolliert.

China mit seiner Wirtschaftsmacht ist ebenfalls dabei, einen Qualitätssprung zu vollziehen und tritt zunehmend selbstbewusster auf und meldet seine Ansprüche an und vertritt seine Interessen.

Dabei haben Russland und China ein militärisches Potenzial, dass sie zwar nicht in die Lage versetzen, weltweit zu intervenieren und eine Art US-Politik zu betreiben, sie sind aber stark genug, sich gegen die stärkste Militärmacht der Welt erfolgreich zu verteidigen.

Die unipolare Weltordnung ist Geschichte, nur einige haben es noch nicht gemerkt.

Multipolar heisst nicht, dass mehrere Länder genau gleich stark wären.

Klassisch ist zum Vergleich die Lage vor dem Ersten Weltkrieg, die als multipolar gilt.

Aber zu diesem Zeitpunkt umfasste das Britische Reich 25 Prozent (!) der Erdoberfläche und einen ähnlich grossen Teil der Weltbevölkerung.

Die USA bedecken heute nicht mal 5 Prozent der Weltoberfläche bzw. Weltbevölkerung.

Der Abstand zwischen Grossbritannien und allen anderen Grossmächten war damals weit grösser als heute der zwischen den USA und konkurrierenden neuen Grossmächten wie China, Russland oder Indien. In dem wichtigen Indikator Bevölkerung liegen China (1.500 Mio) und Indien sogar um ein Mehrfaches über den USA (320 Mio).

Die sind nur nicht so dumm, wie dereinst die Sowjetunion ihre ganze Wirtschaft ins Militär zu pumpen und sich zu diesem Zeitpunkt in einer Wettrüstungsspirale gegen die USA bankrott zu machen wie die Sowjetunion.

Das Wirtschaftswachstum von China und Indien ist klar grösser als das der USA, so dass sich der Abstand an Leistungsfähigkeit verringert und zu einem absehbaren Zeitpunkt diese Länder die USA abgehängt haben werden. Rein mathematisch muss ein Chinese ja nur ein Fünftel der Wirtschaftsleistung eines Amerikaners erbringen, damit China als Ganzes vor den USA liegen kann.

Wenn es soweit ist, werden sie auch militärisch den USA überlegen sein, ohne sich damit totrüsten zu müssen. Derzeit reicht ihre Stärke immerhin aus, um die USA davon abzuhalten, sie wiederum militärisch vom wirtschaftlichen Aufholen abzuhalten, indem sie sie etwa wie Irak oder Afghanistan zur Kolonie machen.

Deine Sichtweise ist stark von der us-amerikanischen Selbstverliebtheit benebelt.

Ich bin kein Sozialwissenschaftler, kann dir keine Quellen geben, aber meine Meinung nach hast Du recht. Jedes Land, dass sich gegen die USA wehrt, wird verteufelt. Siehe Nordkorea, Iran usw. Nordkorea gewinnt auf jeden Fall nicht den Friedensnobelpreis und es kommen immer wieder Sachen raus wie eine verhungernde Bevölkerung, die verseuchtes, vergammeltes Essen essen muss, aber in den USA sterben genauso viele Menschen an Drogen und Waffengewalt, fast mehr als in ihren Kriegen. Was ich damit sagen will, wir haben das Anrecht gebucht immer Recht mit unseren Meinungen zu haben, unter anderem dank den USA.

Wir haben eine multipolare Weltordung. Russland und China werden sich von keiner Macht mehr diktieren lassen. Von den arabischen Ländern ganz zu schweigen.