Habe einen toten gesehen und komme damit nicht klar?

17 Antworten

Darüber mit Leuten reden, ist auch gar nicht verkehrt, daß diese Frage gestellt wird. Das Gegenteil wäre, alles für sich behalten, dann holt einen sowas meist später ein. Sagen zumindest Psychologen.

Ich kenne sowas ähnliches mit 4-5 Jahren habe ich eine ehemalige nachbarin in einer riesen großen Blutlarche gesehen (sie war zu dem Zeitpunkt nicht tod).Dieses Bild habe ich auch öfters im kopf und es schüttelt mich immer wieder wenn ich es vor Augen habe.

Das einzige was ich an deiner Stelle tun würde ist mich mit musik, lesen oder anderem ablenken.

Ich hoffe das dies für dich hilfreich ist und wünsch dir weiterhin viel Glück.

Mein Tipp ist bei solchen Dingen (ja, es hört sich dumm und lächerlich an, aber ES HILFT!): Du musst dich ablenken. Am besten gehst du mit deinem Handy ins Bett, trinkst einen Tee mit Honig und Milch und siehst dir Videos von niedlichen Tieren wie z.B. Kätzchen an. Ob lustige oder süße Videos, es wirkt. Wenn du wirklich tagelang nicht damit klarkommst, musst du mit anderen Menschen darüber reden, und zwar nicht hier auf GF.net, sondern mit realen Menschen wie z.B. deinen Eltern/Geschwistern.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Psychologiestudierender

Du hast etwas Traumatisches erlebt: den Anblick eines toten Menschen. Das ist ein Erlebnis, das in uns einen Verarbeitungsprozess auslöst, in welchem wir uns mit der erlebten Situation und unseren eigenen Gefühlen automatisch intensiv beschäftigen und auseinandersetzen.

Es hilft uns, das Erlebte und Erfahrungen zu verarbeiten und zu akzeptieren. Diese Verarbeitung dauert jedoch eine Weile und beansprucht etwas Zeit. Sie lässt sich auch nicht wirklich bewusst steuern. Deshalb sollte man sich die Zeit nehmen, ein Nachdenken über die Situation zuzulassen, wenn die Bilder wieder auftauchen, und sich mit anderen darüber auszutauschen, wenn man das Bedürfnis dazu verspürt. Ein Gespräch mit vertrauten Menschen "erdet" die eigenen Gefühle hierbei häufig am besten und effektivsten. Alles Gute.

Der Tod ist ein Teil des Lebens. Man kann ihn nicht totschweigen.

Aber genau das ist es, was unsere Gesellschaft immer wieder macht. Von klein auf werden wir davor beschützt, dem Tod ins Auge zu sehen, ihn sogar als das schlimmste Ding der Welt zu erachten.

Wir sehen nur immer wieder, wie Menschen völlig aufgelöst und verzweifelt sind, wenn es um den Tod geht. Das konditioniert uns. Das ist wie beim Pawlowschen Hund – nur das wir nicht sabbern, sondern verzweifeln.

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Falls es Dich interessiert:
https://de.wikipedia.org/wiki/Pawlowscher_Hund
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Jetzt bist Du verzweifelt, weil Du einen Toten gesehen hast.

Warum? Hat dieser Tote Dir etwas angetan? Hat er irgend etwas gemacht?

Warum bist Du dann verzweifelt?

Es gibt jeden Tag 150.000 Tote auf dieser Welt. Wieso verzweifelst Du nicht bei denen?

Weil Du sie nicht kennst? Weil Du sie nicht gesehen hast?

Macht das Sinn?

Es gibt keinen Grund. Du kanntest diesen Jungen nicht. Du hattest keine Beziehung zu ihm, genau so wie zu den anderen 149.999 an diesem Tag und den 150.000 von heute und denen von morgen.

Das ist aber auch völlig normal und gesund. Wenn wir um jeden Toten trauern würden, würden wir wahnsinnig werden.

Du hast sein Bild doch noch im Kopf, wie Du sagst. Sieh hin, sieh ganz genau hin. Es ist nur eine leere Hülle.
Das, was den Menschen einmal ausgemacht hat, existiert nicht mehr. Je nachdem, ob Du (es) glaubst oder nicht, geht es ihm doch jetzt viel besser.

Der einzige Mensch von Euch beiden, der leidet, das bist Du.

Wenn ein Mensch stirbt, dann betrauere den Verlust um die Person und die Persönlichkeit, den Du erleiden musst. Aber ergötze Dich nicht an einem Kadaver. Es bleibt nur totes Fleisch. Nichts weiter.

Der Tod ist ein untrennbarer Teil unseres Lebens. Wenn wir ihn nicht akzeptieren können, dann können wir auch unser Leben nicht akzeptieren, dann machen wir uns selbst nur etwas vor.

Sieh hin. Sieh ganz genau hin. Dann verliert der Schrecken seine Macht über Dich. Dann brauchst Du Dich nicht mehr zu fürchten.
Es ist bloß ein Schreckgespenst, von dem man Dir mal erzählt hat.


christi12345  16.10.2016, 23:45

öfters mal im Internet Gore angucken hilft

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MarkusGenervt  17.10.2016, 01:00
@christi12345

Was habe ich denn über "sich an Kadavern ergötzen" gesagt?

Das ist doch genau das andere Extrem. Stumpfsinnigkeit ist auch keine Lösung hierfür.

Ein natürlicher Umgang mit dem Tod ist eben kein Zeitvertreib damit – weder in der Verzweiflung, noch im Gruseln, noch in der Belustigung.

Der Tod ist eine ernste Sache, aber nicht so ernst um deshalb auf dem Zahnfleisch zu kriechen oder gar daran zu zerbrechen.

Es reicht, wenn man sich darüber im Klaren ist.

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Robert7194  17.10.2016, 05:59
@MarkusGenervt

Was heißt Stumpfsinnigkeit? Tatsächlich ist es es hilfreich sich an einem Bild / Video darüber Gedanken gemacht zu haben, denn genau da hat man auch ähnliche ( ich will nicht sagen gleiche ) emotionale Reaktionen. Wut Ekel Trauer Mitleid 

Ich find es schrecklich, wenn Menschen damit nicht umgehen können. Der Tod gehört einfach zum Leben dazu.

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MarkusGenervt  17.10.2016, 19:16
@Robert7194

Hallo Rober7194,

vielen Dank, dass Du das ansprichst.

Mit Stumpfsinnigkeit meine ich die Art und Weise, damit umzugehen.

Wir Menschen sind Gewohnheitstiere. Wir können sogar neben einem Presslufthammer schlafen, wenn wir uns einmal daran gewöhnt haben. Das kann sogar so weit gehen, dass wir dann auch sogar gar nicht mehr ohne Presslufthammer einschlafen können.

Wenn man sich nun Bilder oder Videos von (echten) Toten anschaut, entsteht auch ein Gewöhnungseffekt. Man gewöhnt sich an das, was einen am Anblick eines Toten widerstrebt: Ekel, Mitleid, Trauer, Hilflosigkeit, Angst, Wut und Verzweiflung. Irgendwann sind wir so sehr daran gewöhnt, dass uns aber selbst der Tod eines nahen Menschen nicht mehr berührt.

Deshalb ist dies der falsche Weg.

Aber wenn ein Mensch stirbt, dann muss es für uns eine Bedeutung haben. Es geht dabei darum, den Tod zu betrauern, aber keinen Ekel oder Verzweiflung beim Anblick eines Kadavers zu empfinden. Wir brauchen Trauer. Wenn wir nicht mehr trauern können, dann können wir auch nicht mehr lieben. Klingt komisch, denk aber mal darüber nach. Daher ist es beim Verlust eines nahen Menschen für uns unabdingbar zu trauern.

Der Unterschied liegt in der Betrachtung der Dinge.
Der Tod – als Abstraktum – kann und soll betrauert werden. Der Verlust eines nahen Menschen ist eben ein Verlust.
Der Kadaver – als Objekt ohne Nutzen – sollte egal sein. Er ist eine leere Hülle und wir erkennen sofort den Unterschied.

Es ist etwas mit dem man sich erst einmal wieder innerlich auseinander setzen muss, da wir bereits auf Verzweiflung konditioniert wurden. Diese Konditionierung muss durch Bewusstsein abgebaut und nicht durch eine Neu-Konditionierung überlagert werden. Wenn eine alte Konditionierung einfach nur überlagert wird, kann sie sich in unserem Unterbewusstsein manifestieren und Probleme in einer völlig unvorhersehbaren Weise zum Ausbruch bringen. Daher ist eine Neu-Konditionierung immer nur der allerletzte Ausweg, wenn ein Abbau einer alten Konditionierung nicht gelingen will.

Es ist ein etwas umfangreicheres Thema, aber ich hoffe, ich konnte in der Kürze verständlich umreißen, worin der Unterschied liegt, bzw. warum Stumpfsinnigkeit keine Lösung sein kann.

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