Gibt es Rassismus gegen Weiße?


17.07.2022, 09:33

17.07.2022, 09:38

Ist Rassismus nicht schon, wenn man Menschen in verschiedene ‚Rassen‘ einteilt? Und damit wäre doch schon die Frage, gegen welche Gruppe von Menschen es Rassismus gibt, rassistisch, oder?

14 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Definitiv

»Dahinter steckt das Bedürfnis zu zeigen, dass es Schwarzen Menschen gar nicht so schlecht geht. Auch Weiße leiden schließlich an diesem oder jenem Problem, ist doch irgendwie alles relativ, alles Auslegungssache.«
Das heißt es in folgendem Artikel:
https://sz-magazin.sueddeutsche.de/willkommen-bei-mir/umgekehrter-rassismus-89490

Die Aussage ist wie ich finde der größte Nonsens aller Zeiten.
Ein Beispiel mit gleicher Argumentationslage
Frage: Gibt es Vergewaltigungen bei Männern?
Antwort: Dahinter steckt das Bedürfnis zu zeigen, dass es vergewaltigten Frauen gar nicht so schlecht geht. Auch Männer leiden schließlich unter dem Problem, ist doch irgendwie alles relativ, alles Auslegungssache.

Es geht nicht immer um die Minderheit bei Diskriminierung, auch nicht bei Rassismus.
Wenn man mich als Nazi bezeichnen würde nur aufgrund meiner Herkunft und Hautfarbe oder ich irgendwelchen Schulclubs nicht beitreten dürfte deswegen wäre das im gleichen Maße diskriminierend aufgrund ethnischer Herkünfte.
Und wenn ich das in einem solchen (bisher nicht persönlich erlebtem) Fall dann sagen würde, würde ich keinesfalls im gleichen Zug behaupten, dass Diskriminierung gegenüber schwarzen dann nicht existiert/weniger schlimm ist.

Man kann kein Monopol auf Leid irgendwelcher Art haben

Woher ich das weiß:Recherche

In allen Ländern, in denen Weiße zur Minderheit gehören, gibt es auch Rassismus gegen Weiße. In asiatischen Ländern werden Weiße z. B. "Langnasen" genannt. Da ist "Schlitzauge" als Gegenwehr eigentlich angemessen.

Nein, gibt es nicht. Und ich bin zutiefst schockiert über manche Antworten hier.

Es gibt KEINE Rassen. Die Rassenideologie wurde von WEISSEN Menschen ins Leben gerufen um deren Verbrechen zu rechtfertigen. Man muss sich nur einmal die Geschichte des Kolonialismus durchlesen, dann hat man alle Antworten dazu. Natürlich kann ich auch diskriminiert werden aufgrund meines Weiß-seins, aber rassistisch ist das nicht, weil ich als weißer Mensch JAHRZENTELANG von Rassimus profitiert habe, den meine Ahnen ins Leben gerufen haben. Und ich finde es eine Frechheit zu sagen, dass sich z.B. Schwarze Menschen in eine Opferrolle begeben und sich dort wohlfühlen würden. Mein Gott, wir haben noch so viel Arbeit vor uns. Belest euch, schaut Dokumentationen, hört Menschen zu, wenn sie etwas zu sagen haben.

Woher ich das weiß:Recherche
ArtemisVictoria 
Fragesteller
 07.02.2023, 19:48

Tolle Antwort, inzwischen denke ich auch so :)

Ich würde dir im Nachhinein lieber den Stern geben :) ☆

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Fritz772  21.02.2023, 23:48

Dann hab ich aber noch eine Frage.

Wie würdest du es nennen, wenn jemand einen anderen Aufgrund seines Aussehens als Nazi beschimpft?

Ich hätte erstmal gedacht das wäre Diskreminierung. Aber ein Freund hat zu mir gesagt, dass sowas ja nicht einfach nur Diskreminierung ist, sondern spezifisch auf dein Aussehen oder Herkunft dich als Nazi beleidigt. Wie hättest du sowas genannt?

Bitte Sachlich bleiben :)

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Yvesshakur  20.10.2023, 11:54
@Fritz772

Eine Diskriminierung geht auch auf das Aussehen wie z.B. wenn jemand diskriminiert weil er übergewichtig, untergewichtig, blond, braun, keine Haare, krause Haare usw. hat. Also alles mögliche weswegen Menschen einen Grund finden einen anderen zu diskriminieren. Die Rassentheorie wurde von weißen Menschen erfunden um andere Menschen anderer Hautfarben herabzusetzen, also ergibt sich daraus, dass Rassimus sich genau darauf beruft und eine extrem lange und tiefe Geschichte mit sich trägt. Ich hoffe, dass das irgendwie verständlich war.

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Ich habe mir mal die Begründungen für diese Auslegung auf der von dir verlinkten Seite angeschaut, es ist vielleicht sinnvoller sie im Einzelnen zu betrachten:

  • Rassismus gegen Weiße als Argument vorgebracht nach den Ausschreitung z.B. nach der Ermordung von Floyd

Dem würde ich Recht geben. Die US Amerikanische Gesellschaft ist zutiefst rassistisch und selbst wenn Schwarze heutzutage nicht mehr über Gesetze und Eigentum diskriminiert werden, gehören sie aufgrund der historischen Unterdrückung zur einkommensschwächsten und ungebildetsten Gruppe in den USA. Es gibt in der USA jetzt extreme Forderungen innerhalb der Identitätspolitik und einige weiße Bürger sind der Meinung, dass sei Rassismus gegen Weißen.

Dem könnte ich auch zustimmen. Es existiert ein ganz klares und starkes Machtgefälle in den USA bezogen auf die Hautfarbe und selbst extreme Forderungen und Auswüchse, die im Rahmen von einer neuen Bewegungen losgetreten werden, haben daran nicht das geringste geändert und werden es vermutlich auch nicht.

Insofern ist in diesem Kontext korrekt zu proklamieren, es gäbe keinen Rassismus gegen Weißen. Aber eben nur in diesen Kontext, dieser Gesellschaft.

  • Es existiert struktureller und individueller Rassismus. Struktureller ist für die Betroffenen schwerwiegender und der betrifft Weiße nicht.

Again: Das ist nur sinnvoll im Kontext einer prävalent weißen Gesellschaft.

  • Nicht-Weiße Menschen sind unterrepräsentiert.

Das stimmt aber wieder: V.a. im Kontext prävalent weißer Gesellschaften. Zudem wird gerade (manchmal mit der Brechstange) versucht das zu ändern.

  • Rassismus ist Diskriminierung plus Macht

Stimmt, beschreibt aber eigentlich nur den strukturellen Rassismus und der ist abhängig von der prävalenten Gruppe der Gesellschaft.

  • Anekdotische Erlebnisse weißer Menschen mit rassistischen Anfeindungen gegen sie wären lächerlich im Vergleich zu generationsübergreifenden Rassismus und Unterdrückung, den Schwarze in den USA erdulden müssen. Sie in diesem Kontext anzubringen verwässere nur die eigentliche Diskussion und sei eine Unverschämtheit.

Naja. Zum einen geht's hier wieder um strukturellen vs individuellen Rassismus und zum anderen wieder nur im Hinblick auf eine spezifische Gesellschaft.

Außerdem halte ich für unproduktiv und gefährlich irgendeine Form von Rassismus zu ignorieren aber: Es stimmt, es gehört nicht in diese Diskussion. Das Verlangen von Schwarzen in den USA in einer gerechten Gesellschaft für sie zu leben ist legitim und lange überfällig. Diskussion um das Gebaren Einzelner oder rassistischer Auswüchse in diesem Zusammenhang kann man gerne führen aber gesondert von der eigentlichen Bewegung.

  • Rassenideologien sind historisch gewachsen und diese Hierarchien bestimmen bis heute das Machtgefüge von Schwarzen und Weißen in unserer Gesellschaft.

Das stimmt zwar, ist aber eigentlich nur ein Hinweis darauf, dass struktureller Rassismus eben tief in der Geschichte einer Gesellschaft verortet ist und bezieht sich wieder nur auf eine spezifische Gesellschaft.

  • Rassismus von Schwarzen gegenüber Weißen gefährdet nicht deren Privilegien.

Stimmt aber schon wieder: Nur in einer prävalent weißen Gesellschaft. Die Aussage ist schlicht: Individueller Rassismus ist weniger vernichtend als struktureller.

tldr: Okay, das waren so die gröbsten Aussagen, die ich von deiner Quelle extrahieren konnte und mehr oder weniger beziehen sich alle Aussagen, im Hinblick auf, dass es keinen Rassismus gegen Schwarze gäbe, auf eine prävalente weiße Gesellschaft, eigentlich sogar nur auf die US Amerikanische Gesellschaft.

Ich glaube man darf in diesem Zusammenhang nicht vergessen wie naiv und unglaublich selbstbezogen die meisten US Amerikaner sind. Wie oft hat man in Hollywood Filmen schon gehört, dass der Protagonist die Welt retten will aber 'die Welt' war eigentlich immer explizit die USA oder sogar nur ein Repräsentant wie der US Präsident...

Dazu kommen Taktiken der politischen Rechten in den USA, im wesentlichen whataboutism und etwas, das man 'muddy the waters' nennt. Hier wird gerne mit anekdotischen Geschichten über individuellen Rassismus oder krassen Auswüchsen irgendwelcher BLM Repräsentanten entweder ein Gegen-Narrativ erzeugt (Schwarze sind mindestens genauso rassistisch wie 'wir') oder zumindest wird versucht das legitime Ziel, nämlich tatsächliche Gleichberechtigung v.a. in Bezug auf Kapitalverteilung, zu unterminieren. Deswegen kann man die Aussage es gäbe keinen Rassismus gegen Weiße durchaus verstehen als eine spezifische Aussage der schwarzen community in den Staaten, um ihr Anliegen - das überfällig und legitim ist - ungestört vorzubringen.

Natürlich gibt es auch strukturellen Rassismus gegen Weise aber natürlich nur in Ländern in denen die prävalente Gruppe Nicht-Weiß ist.

U.U. existiert sogar in unserer Gesellschaft struktureller Rassismus gegen Weise, allerdings nur in kleineren, geschlossenen Domänen wie z.B. einem Gefängnis oder einer Schule.

Vor individuellem Rassismus ist zudem niemand geschützt. Auch der trifft natürlich am häufigsten Minderheiten aber auch Weiße stellen in vielen Regionen der Welt die Minderheit.

KolnFC  17.07.2022, 12:09

Smartphone, deswegen Weiße/ Weise Autokorrektur... 😒

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