Gibt es ein Euphemismus für "verhungern" im Deutschen?
Z. B. im Englischen statt "starving" wird in der Presse oft "food insecurity" gesagt.
1 Antwort
Wir haben zwei Verben:
- verhungern = an Hunger und schließlich an Unterernährung sterben
- hungern = zu wenig Nahrung bekommen/zu sich nehmen
Wenn man hungert, stirbt man nicht zwangsläufig. Man kann hungern, wenn oder weil man das will, z. B. weil man abnehmen möchte. Man kann das für ein paar Tage tun. Solange man ausreichend trinkt, ist Hungern auch für längere Zeit möglich. Manche Leute fasten regelmäßig ein paar Wochen im Jahr. (Ich meine nicht das Fasten im Ramadan, denn abends nach Sonnenuntergang wird ja richtig geschlemmt.) Wer aber zu lange hungert oder hungern muss, wer über einen langen Zeitraum nicht ausreichend ernährt wird, dessen Organe versagen und er stirbt über kurz oder lang an Unterernährung. Erst dann spricht man von Verhungern.
Ich kenne keinen Euphemismus für das Verhungern, denn die Formulierung "an Unterernährung sterben" ist für mich keinesfalls beschönigend.
Für das ungewollte Hungern aus Mangel kenne ich nur:
- an Nahrungsmangel leiden (= zu wenig Nahrung)
- an Mangelernährung leiden (= zu einseitige Ernährung oder Nahrung, der es an lebenswichtigen Stoffen fehlt)
Auch diese Formulierungen empfinde ich nicht als Euphemismen.