Gibt es Doppelnamen, die nicht durch Eheschließung zustande gekommen sind?
Neulich habe ich mal wieder den legendären Loriot-Sketch "Herren im Bad" von 1978 gesehen, in dem der eine Protagonist ja Müller-Lüdenscheid heißt.
Da ja die Verbreitung von Ehe-Doppelnamen da erst Fahrt aufnahm und noch nicht so verbreitet war, und zudem Herr Müller-Lüdenscheid Konzernchef sein soll und ja doch gewisse herrische Allüren an sich trägt, kamen mir jetzt gewisse Zweifel an der Lesart, die ich bei diesem Sketch immer hatte: Nämlich, dass Loriot mit dieser Figur einen Mann mit Geburtsnamen Müller meint, der durch die Heirat mit einer Frau Lüdenscheid zu Herrn Müller-Lüdenscheid wurde.
Daher: weiß jemand außer Eheschließung von weiteren Gründen für die Entstehung von Doppelnamen? Ich kenne keine.
5 Antworten
Ja, es gibt Doppelnamen, die nicht durch Eheschließung zustande gekommen sind.
Ich habe zum Beispiel einen Onkel, dem ein kinderloses Ehepaar seinen Bauernhof übertrug. Das kinderlose Ehepaar hieß W., mein Onkel K. Mein Onkel zog also auf den Bauernhof zu dem kinderlosen Ehepaar und übernahm die Landwirtschaft. Seitdem wurden er, seine Frau und seine Kinder von den Leuten im Dorf W.-K. (oder manchmal auch K.-W.) genannt, obwohl er offiziell natürlich weiterhin K. hieß.
Um den im Dorf üblichen Namen und den offiziellen Namen in Übereinstimmung zu bringen, beantragten er und seine Frau, den Familiennamen auf W.-K. zu ändern. Das wurde auch genehmigt. Seitdem heißen er, seine Frau und seine (inzwischen längst erwachsenen) Kinder W.-K. Auch auf die Enkel ist der Name W.-K. übergegangen.
Noch ein anderes Beispiel:
Wenn es im Bundestag mehrere Abgeordnete mit gleich klingenden Familiennamen gibt, dann werden sie heutzutage normalerweise mit dem Vornamen unterschieden. Früher wurden sie mit einem Ortszusatz unterschieden. Joschka Fischer war nicht der einzige Fischer im Bundestag, also hieß er dort "Fischer (Frankfurt)". Und Helmut Schmidt war nicht der einzige Schmidt im Bundestag, also hieß er dort "Schmidt (Hamburg)".
Es gab auch einen langjährigen Abgeordneten Schmitt aus Vockenhausen, der logischerweise "Schmitt (Vockenhausen)" genannt wurde. Irgendwann wurde der Ortszusatz so sehr zum Bestandteil seines Namens, dass er auch außerhalb des Parlaments so genannt wurde. Er hieß dann irgendwann offiziell Schmitt-Vockenhausen.
Ein weiteres Beispiel ist Caio Koch-Weser, der vor zwanzig Jahren Staatssekretär von Finanzminister Eichel war. Caio Koch-Weser ist der Enkel von Erich Koch-Weser, einem Politiker der Weimarer Republik. Erich Koch-Weser hieß ursprünglich Koch und erhielt im Reichstag zur Unterscheidung von einem anderen Koch den Ortszusatz (Weser). Ihn nannten dann alle auch außerhalb des Landtages "Koch (Weser)", sodass er dann irgendwann auch offiziell Koch-Weser hieß und diesen Namen auch an seine Nachkommen vererbte.
Ja, gibt es und zwar bei alten Familiennamen, die aus historischen Gründen einen Bindestrich haben.
Prominente Beispiele sind Marius Müller-Westernhagen oder Lena Meyer-Landrut.
Es kann also gut sein, dass Herr Müller-Lüdenscheid schon als Herr Müller-Lüdenscheid geboren wurde. Aber natürlich könnte es genauso gut sein, dass er eine Frau Müller (oder Frau Lüdenscheid) geheiratet und ihren Namen angenommen hat - denn zu der Zeit, als der Sketch gedreht wurde, war das bereits möglich.
Übrigens: sollten zwei Personen heiraten wollen, die aus historischen Gründen beide bereits einen Doppelnamen haben, müssen sie sich für einen von beiden entscheiden. Seit 1993 (vom Bundesverfassungsgericht 2009 bestätigt) sind in Deutschland nur noch maximal zwei Nachnamen zulässig.
Ich kenne das auch nur wenn man selbst heiratet oder eben die Eltern.
1976[16] wurde § 1355 BGB dahingehend geändert, dass die Ehegatten zwar einen gemeinsamen Familiennamen (Ehenamen) führen, sie jedoch zum Ehenamen durch Erklärung gegenüber dem Standesbeamten den Geburtsnamen des Mannes oder den Geburtsnamen der Frau bestimmen können. Trafen sie keine Bestimmung, so war der Geburtsname des Ehemanns zum Ehe- und Familiennamen. Der Ehegatte, dessen Geburtsname nicht Ehe- und Familienname wurde, konnte dem Ehenamen seinen Geburtsnamen oder den zur Zeit der Eheschließung geführten Namen auch voranstellen. Damit entsprach der Gesetzgeber dem Wunsch, neben der im Ehenamen ausgedrückten Gemeinsamkeit weiterhin die über den bisher geführten Namen vermittelte eigene Identität ausdrücken zu können.[17] https://de.wikipedia.org/wiki/Doppelname_(Nachname)#Deutschland
Herren im Bad ist einer der bekanntesten Sketche von Loriot. Der Zeichentricksketch wurde erstmals am 15. Juni 1978 im Rahmen der Sendung Loriot V von Radio Bremen ausgestrahlt.[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Herren_im_Bad
Loriot griff also ein zeitgemäßes Thema in seinem Sketch auf.
Die einzige Möglichkeit die ich kenne, wäre das die Nachkommen der Müller Lüdenscheidts eben diesen vollständigen Namen tragen und weitergeben.
Dazu bestimmte das BVerfG im Beschluss vom 5. März 1991:[31]„Führen die Ehegatten danach keinen gemeinsamen Familiennamen, so bestimmt sich der Name eines ehelichen Kindes vorläufig wie folgt: Die gesetzlichen Vertreter können vor der Beurkundung der Geburt des Kindes gegenüber dem Standesbeamten bestimmen, daß das Kind den Familiennamen des Vaters, den Familiennamen der Mutter oder einen aus diesen Namen in beliebiger Reihenfolge gebildeten Doppelnamen erhalten soll. Treffen sie keine Bestimmung, so erhält das Kind einen aus den Namen beider Ehegatten gebildeten Doppelnamen; über die Reihenfolge der Namen entscheidet das Los.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Doppelname_(Nachname)#Kindsname
Zu Zeiten des Sketches war dies noch nicht möglich.
Danke. Soweit ich weiß, sind Doppelnamen als Familiennamen nicht zulässig. Nur einer der Eheleute kann diesen Namen tragen.