Geschichte Frage zur DNVP

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Sehr deutlich gehen die Grundsätze aus dem Wahlplakat (zur Reichstagswahl am 7. Dezember 1924) nicht hervor. Die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) hat nach ihm folgende Grundsätze:

  • Nationalismus/nationale Einstellung (Eintreten für "Volk und Vaterland“)
  • Abneigung gegen die Demokratie (nicht deutlich ausgedrückt, aber ein Hintergrund in der Beschuldigung [„Wer ist Schuld daran?“] demokratischer Parteien)
  • Ablehnung des Versailler Vertrages und der sogenannten Erfüllungspolitik („zu Sklaven der Entente machen“; mit der Versklavung sind vor allem die Reparationszahlungen gemeint; Entente ist ein Ausdruck für die Staaten, die im Ersten Weltkrieg gegen Deutschland kämpfen und dann die Siegermächte waren)

Das Plakat ist hauptsächlich ein heftiger Angriff auf andere Parteien und deren Verleumdung (vgl. zur Sache in Nachschlagewerken oder Geschichtsdarstellungen „Dolchstoßlegende“ und „Außenpolitik der Weimarer Republik“; „wollen uns für immer zugrunde richten“ ist eine falsche Unterstellung, da auch die anderen Parteien eine Revision des Versailler Vertrages anstrebten, aber mit der Bereitschaft zu Kompromissen, Verständigung auf friedlichen Wegen und Berücksichtigung von Realitäten).

„Demokraten“ bezieht sich auf die „Deutsche Demokratische Partei“ (DDP), damals die linke Variante des Liberalismus, „die Leute um Erzberger“ auf die Zentrumspartei (politischer Katholizismus), die zusammen mit den Sozialdemokraten für die Verfassung der Weimarer Republik eingetreten waren.

Die Dolchstoßlegende war nicht nur bei der DNVP, sondern auch an den konservativ und kleinbürgerlich geprägten) Stammtischen weit verbreitet. Man wollte nicht wahrhaben, dass das Deutsche Reich, obwohl 1914 in Europa die führende Militär- und Wirtschaftsmacht, zu schwach war, mit nur drei Verbündeten, nämlich zwei Vielvölkerstaaten mit Tendenzen zur Auflösung (Österreich-Ungarn und das, was von dem einst so ruhmreichen Osmanischen Reich übrig geblieben war), sowie einem europäischen Entwicklungsland (Bulgarien, das nur mit größtem Widerwillen gegen das größte slawische Brudervolk Krieg führte) gegen den Rest der Welt Krieg zu führen. Hätte es nicht 1913 mit dem Haber-Bosch-Verfahren (Ammoniak aus Stickstoff und Wasserstoff mit Hilfe des heimischen Rohstoffes Kohle) und der anschließenden Oxidation des NH3 zu Salpetersäure als Grundstoff für die Schießpulverherstellung gegeben, wäre der Krieg schon nach ein paar Wochen zu Ende gewesen und Europa vieles erspart worden. Die Chancen, die USA aus dem Krieg herauszuhalten, wurden durch - aus heutiger Sicht unfassbare - Misgriffe der deutschen Diplomatie vertan (Lusitania, Zimmermann-Depesche). Hier hätte sonst die Chance bestanden, nach dem Sieg über Russland im Frühjahr 1918, mit Großbritannien und Frankreich einen "Erschöpfungsfrieden" mit besseren Konditionen als Versailles zu schließen. Statt dessen verheizte man noch tausende junger Soldaten in der gescheiterten Sommeroffensive in Frankreich. Die Auflösungserscheinungen in Herr und Marine im Herbst 1918 waren Folge, nicht Ursache der militärischen Niederlage. Das Deutsche Reich hatte sich übernommen, das war die Ursache!