Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre?
Seit 1999 gibt es ja die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre zwischen Katholischer und Lutherisch-evangelischer Kirche. In welcher ja u.A.
folgendes steht: „Gemeinsam bekennen wir: Allein aus Gnade im Glauben an die Heilstat Christi, nicht aufgrund unseres Verdienstes, werden wir von Gott angenommen und empfangen den Heiligen Geist, der unsere Herzen erneuert und uns befähigt und aufruft zu guten Werken.“ oder auch
„Sie sagt uns, daß wir Sünder unser neues Leben allein der vergebenden und neuschaffenden Barmherzgkeit Gottes verdanken, die wir uns nur schenken lassen und im Glauben empfangen, aber nie - in welcher Form auch immer verdienen können.“
Wie verbindet die katholische Kirche dass denn mit ihrer immernoch existierenden Lehre der Heilsnotwendigkeit der Kirche und mancher Sakramente? (In der Lutherkirche ist ja auch u.A. die Taufe heilsnotwendig)
6 Antworten
Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre?
Diese ist leider ein mißglücktes Konstrukt, welches "Wasser mit Öl" vermischen wollte. Mit Gewalt wollte man hier "Einheit der Christen" präsentieren um dem Wunsch Jesu zu erfüllen. Hier wurde von katholischer Seite mehr auf die evangelische Seite eingegangen als möglich und nötig.
Die Analyse diese Textes ist deshalb nicht verifizierend.
Diese Erklärung unterliegt deshalb weitgehend der Kritik und wird von evangelischer Seite !!! sogar weitgehend abgelehnt.
Wie Christen sollten solche Versuche der "Einheit" unterlassen sondern Toleranz zeigen. Einig sollten wir sein in der Anerkennung und Befolgung der Botschaft Jesu, was ja auch ganz gut funktioniert - wenn es um diese geht.
Grüß Dich JannikH0106
Die Rechtfertigung Gottes ist ein unauflösbares Glaubenskonstrukt.
Dieses Problem nennt man Theodizee (Rechtfertigung Gottes für das Leid in der Welt).
Für einen Monotheisten (Eingottglaube: Christ, Moslem oder Jude) ist das Problem unauflösbar!
Eine prägnante, oft zitierte philosophische Formulierung der Theodizee lautet:
Entweder will Gott das Leid beseitigen und kann es nicht:
Dann ist Gott schwach, was auf ihn nicht zutrifft,
Oder er kann es und will es nicht:
Dann ist Gott missgünstig, was ihm fremd ist,
Oder er will es nicht und kann es nicht:
Dann ist er schwach und missgünstig zugleich, also nicht Gott,
Oder er will es und kann es, was allein ein Gott tun sollte:
Woher kommt dann das Leid und warum nimmt er es nicht hinweg?
Man kann die Theodizee auch als Widerspruch darstellen, der sich aus der Annahme ergibt, dass es einen Gott gibt und Leid in der Welt existiert:
Annahme
- Gott existiert und es gibt Leid in der Welt.
- Wenn Gott existiert, dann ist Gott allmächtig.
- Wenn Gott allmächtig ist, dann kann Gott das Leid verhindern.
- Wenn das Leid existiert, dann kann Gott das Leid nicht verhindern.
- Wenn Gott existiert und das Leid existiert, dann kann Gott das Leid verhindern und nicht verhindern. (Widerspruch)
- Oder: Gott existiert nicht.
Demgemäß muss der Logik nach der Punkt 6 der richtige sein sein. Aber damit würde das Christentum auf einen Schlag zu Fall gebracht werden. Das wäre für die Kirche verheerend.
Die Auflösung der Theodizee ist nur so zu bewältigen:
An keinen persönlichen Gott mehr glauben und einsehen, dass es solch einen Gott nicht geben kann.
Die Alternative könnte diese sein:
Was ist der monistisch-atheistische Panentheismus?
Das hört sich sehr kompliziert an, aber durch den Text ist das sehr verständlich dargestellt.
Das Leben verursacht nun mal Leid und Freude. Das ist für die Sinnfindung des Menschen unerlässlich! Für beides, außer den Naturerscheinungen die nicht durch Menschen verursacht worden sind, sind allein die Menschen zuständig, kein Gott und schon gar nicht einer, dessen Existenz, wie begründet, so gar nicht geben kann!
Zwischen den Weisen des Seins, dem konstruktiven (aufbauenden) und dem destruktiven (zerstörerischen) Prinzip suchen wir Menschen nach Orientierung und wir brauchen das, weil sonst es nirgendwo Orientierung gibt. Nur so ist Schöpfung, als Neuentstehendes zu begreifen. Das Heil das wir suchen, liegt in der Lösung der Konflikte, die dieser Spannungsbogen in uns erzeugt. Doch wir sind es, die das Leben deuten und unseren je eigenen Weg finden müssen. Darin liegt unser menschliches Heil und die Chance der Selbsterlösung. Und da steht jeder Einzelne in eigener Verantwortung. Kein Gott und keine Kirche kann dafür zuständig sein. Was die Kirche angeht, ist somit klar, das sie keine Lehre der Heilsnotwendigkeit, wie auch immer, mit einem zu verkündendem Heilsmonopol vernünftig und logisch begründen kann.
Jeder Mensch muss sich selbst sein Heil suchen, denn der Sinn des Lebens ist für jeden verschieden und darf nicht aufgezwungen werden. Aus den beschriebenen Widersprüchen heraus (Theosdizee) ist das sowieso eine Unmöglichkeit.
Herzlichen Gruß
Rüdiger
Der Mensch produziert Leid, er ist nunmal fehlbar. Aber das Leid, das durch den Menschen verursacht wird, bei sich selbst oder bei anderem oder gegenüber der Natur, ist eine Fähigkeit, die ihm nach christlichem Verständnis durch Gott gegeben wurde. Übrigens auch seine Fehlbarkeit! Er hat ihn nach seinem Bilde geschaffen. Nach christlichem Verständnis wäre er somit nicht verantwortlich.
So gesehen müsste sich dieser Gott sich selbst rechtfertigen für das was er geschaffen hat. Und wenn der Mensch auch noch seiner Gnade ausgeliefert ist, um Heil zu erlangen, dann ist ihm noch nicht mal die Möglichkeit gegeben, sich selbst zu läutern, denn er hat es ja nicht in der Hand. Das wiederum vergrößert das seelische Leid und die Hoffnung auf Erlösung ist vergebens. Ob es nach dem Tod eine Erlösung gibt, das entzieht sich der absoluten Erkenntnis und kann auch nicht von Heilsbringern wie die Kirche behauptet werden. Und das Leid in der Welt lässt sich nachweisen.
Da kann man nur sagen, je nachdem wie das Leben verlaufen ist, kann der Tod selbst für den Menschen eine Erlösung sein. Und da dieser, nach christlichem Verständnis auch von derem Gott in die Welt gesetzt wurde, braucht es kein Danach mehr zu geben und Gott hätte sich damit selbst abgeschafft und braucht es auch seiner Gnade nicht mehr und keiner Rechtfertigung vor ihm. Für andere die ein gutes Leben hatten und nicht an einen Gott glauben, ist der Tod eine natürliche Angelegenheit.
Aber der Mensch kann sich läutern und ein besserer werden und damit selbst erlösen. Einen Gott braucht es nicht.
Du liegst (mal wieder) mit deinem ganzen Beitrag daneben. Kannst du nicht sorgfältiger vorgehen ?
George Orwell nannte diese Technik Zwiedenken. Dabei geht man davon aus, daß es keine Gegensätze gibt, wenn es die Partei so befiehlt.
Ist bei Kirchen nicht anders.
Das sind ja völlig verschiedene Dinge. Bei der Erklärung ging es meines Wissens um das Thema Glaube und Werke, das ganze Thema der Gnade. Nicht beschäftigt hat sich der Text mit der Heilsnotwendigkeit der Kirche und den Sakramenten. Das sind gänzlich verschiedene Dinge. Die Kirche hat hier ihre Lehre weder aufgegeben noch geändert. Die genannte Erklärung hat darauf keinerlei Auswirkungen.
Aber es wird ja gesagt, dass man sich die Errettung nicht verdienen kann und die Errettung durch den Glauben geschenkt wird. Aber mit den Sakramenten wird ja vom Mensch etwa sgetwn womit man sich die Rettung verdient. Ist da dnucht ein Widerspruch?
Nach der Errettung soll es eben weiter gehen. Man darf dabei nicht stehen bleiben. Die Errettung ist doch erst der Anfang! Außerdem hört danach niemand auf zu Sündigen, wir brauchen permanent die Vergebung. Das ist kein einmaliger Akt.
Wie verbindet die katholische Kirche dass denn mit ihrer immernoch existierenden Lehre der Heilsnotwendigkeit der Kirche
Diese Lehre wurde im 2.Vatikanischen Konzil aufgeweicht. Seitdem ist auch außerhalb der (r.k.-) Kirche Wahrheit findbar, die ganze Wahrheit ist weiterhin jedoch nur in der RKK zu finden.
In der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre geht es darum, wie man vor Gott gerechtfertigt wird, also wie man gerettet wird, was hat das mit Theodizee zu tun?